
Man merkte schon in den ersten Minuten dieses Livestreams: Die Stimmung bei Microsoft Flight Simulator ist anders geworden. Weniger Marketing, mehr Werkstatt. Kein Feuerwerk an Superlativen, sondern ein ehrlicher Blick in die Triebwerke des wohl komplexesten Spiels der Welt. Im Oktober-Stream saßen wieder die üblichen drei auf dem Bildschirm – Jörg Neumann (Head of MSFS), Sebastian Wloch und Martial Bossard (Asobo). Doch diesmal klang es, als hätten sie etwas loszuwerden. Nach Monaten hitziger Diskussionen über Performance, Grafik und Stabilität versprachen sie: „Wir haben’s verstanden.“ Und sie lieferten Belege.
Der Motor unter der Haube
Sebastian Wloch, sonst eher als ruhiger Typ bekannt, war am Mittwochabend fast der Mann der Stunde. Mit Diagrammen und trockenem Humor erklärte er, was Sim Update 4 im Kern bedeutet: „Wir haben die Simulation vom Hauptthread befreit.“ Klingt unspektakulär – sei aber ein massiver Eingriff in die Architektur.
Bisher lief fast alles auf einem Strang: Flugphysik, Systeme, Grafik. Jetzt wird die Berechnung asynchron verteilt – die Simulation arbeitet quasi unabhängig vom Rendering. „Das spart pro Frame mehrere Millisekunden“, sagt Wloch. Und in der Welt des Simulators, wo jede Millisekunde zählt, ist das eine kleine Revolution.
Auch abseits der Threads wurde aufgeräumt. Speicherzugriffe werden jetzt so sortiert, dass die CPU weniger Zeit mit Warten verbringt. Unnötige Allokationen – also flüchtige Datenpakete, die Ruckler verursachen – wurden reduziert. Selbst die Bodentexturen von Flughäfen werden sparsamer gehandhabt, um den Grafikspeicher zu schonen. Das Ziel ist klar: ein gleichmäßiger, stabiler Ablauf. Und wer Wlochs trockene Art kennt, weiß, dass er selten ankündigt, was er nicht halten kann.
Die Nacht, die keine Sepia mehr ist
Das sichtbarste Versprechen dieses Streams liegt in der Dunkelheit. Der Flight Simulator hat die alte, berüchtigte Sepia-Anmutung endgültig abgeschaltet – jene bräunliche Einheitssoße, die ferne Städte wie ein altes Satellitenbild aussehen ließ.
Stattdessen wird die Nacht jetzt „echt“ berechnet: eine 16-Terra-Pixel-Textur, gestreamt aus der Cloud, in der jede einzelne Lichtquelle gebacken ist. Das Ergebnis: von der Startbahn bis in den Orbit ein konsistentes Lichtbild, ohne Brüche, ohne Übergänge.
Neumann wirkt fast stolz, als er es beschreibt: „Es ist dasselbe Licht, egal, ob man in zehn Kilometern Höhe oder über der Landebahn fliegt.“ Und tatsächlich – die Community reagierte bereits auf die Beta mit einem ungewohnt einhelligen Lob.
Nicht alles sei perfekt. Manche Sehenswürdigkeiten leuchten noch zu grell, und ältere Welt-Updates würden noch nicht sauber passen. Aber der Schritt sei gewaltig. Nach Jahren der halbherzigen Übergangslösungen sieht die Nacht im Simulator endlich nach Nacht aus.
Ein leiser Abschied vom Alten
Dass MSFS 2020 nicht fallen gelassen wird, war Neumann wichtig zu betonen. Der alte Simulator bekommt weiter Pflege – allerdings in gemächlichem Rhythmus. Ein Update pro Jahr, dazu kleinere Korrekturen wie das kommende 16.1.
Neue Flugzeuge sollen, wenn technisch möglich, zurückportiert werden. Die ikonischen „World Updates“ und „City Updates“ erscheinen weiterhin für beide Versionen. Für 2024er Features, die sich nachrüsten lassen, wird geprüft, was sinnvoll ist – ein realistischer Pragmatismus statt PR-Versprechen.
Die Karriere hebt ab
Für MSFS 2024 kündigte Bossard die nächsten Schritte im Karrieremodus an: Schwer- und Superschwer-Fracht werden freigeschaltet. Der Airbus A330 P2F übernimmt Mittel- bis Langstrecken, die Beluga bringt Satelliten und Raumfahrtmodule zu ihren Zielorten.
Dazu kommen neue Wettbewerbsmodi: Die Reno Air Races werden 2025 in Roswell neu aufgelegt, die Red Bull Air Races kehren mit Sim Update 4 zurück. Und ja – auch die Bush Trips sollen überarbeitet werden. Selbst die Segelflieger-Community darf hoffen: Ihre Wunschliste steht offiziell in der Planung für 2026.
Zwei neue Flugzeuge – zwei Philosophien
Zwei Maschinen standen im Rampenlicht. Die erste: die T-38A Talon von Blackbird Simulations, ein Klassiker der Jet-Trainingsgeschichte. Sie wird als „Famous Flyer 13“ erscheinen und damit regulär im Marketplace landen.
Die zweite ist ein Statement. Die Boom XB-1, ein überschallschnelles Versuchsmuster, wird kostenlos für alle veröffentlicht. Entwickelt wurde sie gemeinsam von FlightFX und Working Title, mit direkter Unterstützung durch den realen Hersteller Boom.
Die XB-1 fliegt bis Mach 1,4, verzichtet auf Fly-by-Wire, simuliert stattdessen echte Steuerkräfte über ein „Q-Feel“-System. Sie managt ihren Schwerpunkt durch aktive Treibstoffverlagerung, landet mit enormem Anstellwinkel – und kompensiert das durch eine Kamera im Bug, deren Bild im Cockpit auf einem eigens programmierten Multifunktionsdisplay erscheint.
Technisch ist sie nicht nur ein Flugzeug, sondern ein Showcase: Working Title implementierte mit der XB-1 erstmals die Avidyne IFD 540/550 – zwei neue Navigationssysteme, die mit Sim Update 5 als offizielle Alternative zum GNS verfügbar sein werden.
Damit öffnet sich der Simulator für neue Avionikwelten – ein Thema, das Drittentwickler seit Jahren fordern.
PlayStation 5: Vorsichtig, aber bestimmt
Auch die PlayStation-Version rückte in den Fokus. Der Simulator wird 2026 für Sonys Konsole erscheinen – ohne Crossplay, aber mit angepasster Steuerung und nativem HOTAS-Support.
Zum Start ist nur der Thrustmaster T.Flight HOTAS 4 offiziell kompatibel; Haptik, Audio und Touchpad des DualSense werden voll genutzt. Der Marketplace öffnet sich zunächst nur für First-Party-Inhalte, Drittanbieter folgen gestaffelt. Neumann begründete das mit „Stabilität vor Breite“ – eine Lehre aus der Xbox-Erfahrung, wo Add-ons lange Zeit für Abstürze sorgten. Der Betatest laufe bereits, und das Feedback sei „deutlich besser als erwartet“.
Der Simulator wächst – aber er atmet wieder
Nach Jahren rasanter Updates, unfertiger Features und hitziger Foren war dieser Stream fast wohltuend unspektakulär. Keine „World Premiere“, keine glänzenden Trailer – stattdessen Entwickler, die offen über Threads, Speicher und Renderpfade sprachen. Sim Update 4 scheint weniger ein Feature-Paket als ein Befreiungsschlag.
Die neue Architektur verspricht langfristig mehr Stabilität, die Nachtbeleuchtung zeigt, dass Microsoft und Asobo auch wieder auf Qualität achten, nicht nur auf Schlagzeilen.
Wer den kompletten Stream nochmal nachsehen will, hier das YouTube-Video dazu:

Hört sich gut an. Gab es eine ungefähre Timeline für das SU4 Release?
Okeee, einer der Lieblingsplätze von Jörg im Sim ist Grindelwald. Das erstaunt mich jetzt doch ziemlich, da Grindelwald ein Ort ist, welcher seit Einführung der Snow Coverage zu 100% verbuggt ist, weil da selbst im tiefsten Sommer noch 20cm Schnee rumliegen. Die ganze Region Berner Oberland ist von dem Bug massiv betroffen. Wenn das also einer der Lieblingsplätze von Jörg ist, hätte ich jetzt wirklich erwartet, dass dies in den Jahren mal endlich gefixt worden wäre.
Laut aussagen auf meine diversen Posts im MSFS Forum, liegt es daran, dass ungenügend Wetterdaten vorhanden sind und so die Coverage nicht richtig berechnet werden kann. Mir geht das (aus Gründen) auch tierisch auf den Sender 😉
Die Gründe sind mir ziemlich wumpe, es ist einfach eines der Features, die beworben werden, aber nicht so funktionieren, wie sie sollten. Also gehört es gefixt. Aber die kriegen das seit 4 Jahren nicht hin…
Würde sich sicher lösen lassen. Es hat ja jeder Punkt im Sim eine bestimmte Höhe über Meeresspiegel. Dann mach ich halt einfach für die großen Datenpunkte in Bezug zueinander eine Höhengrenze, ab der dann kein Schnee mehr angezeigt wird. Ob das dann bei realer Schneegrenze bei 2000m im Sim bei 2000m oder 1500m Höhe angezeigt wird, ist allemal genauer und besser als das, was wir zur Zeit sehen.
Der Karriere Modus ist bei mir mittlerweile komplett uninteressant geworden. Hin und wieder fliege ich mit dem Hubschrauber mal eine Rescue Mission. Würde man solche Missionen aber einfach im Free Flight fliegen können, würde ich den Karriere Modus nicht mehr anfassen. Hoffentlich kommt das irgendwann nochmal. Das man einfach auf der Karte einen Ort auswählt und dann sagt, hier generiere mir mal eine Mission des Typs xyz. Dann gerne auch durchführbar mit jedem Gefährt, nicht nur mit welchen, die auch für die Karriere freigegeben sind.
Mit dem HPG H145, dem dazugehörigen rescue pack und 2-3 kostenlosen Downloads auf flightsim.to kann man da mittlerweile tolle dispatches fliegen. Sogar mit deutscher Tonspur.
Ja kenne ich. Auch das Mission Hub von Milltech ist ganz cool. Aber es ja schon irgendwie blöd. Man hat die Funktionen dafür im Sim drin. Ohne Mods oder Addons. Im Grunde muss man es nur freischalten. Im DevModus kann man ja Missionen sogar schon triggern im Free Flight.
Kann man den jetzt so nutzen über die HPG App?
Nein, Build 500 muss nach wie vor händisch runtergeladen werden.
Hi, ja ne Timeline wäre Interessant… Ausrollen SU4 ( Stable 😉 ) jemand ne Info?
Der PlayStation 5 Release ist, entgegen dem Bericht oben, im Early Access am 03.12.2025 inkl. SU4! Man kann sich vermutlich daran orientieren, spätestens dann wird SU4 auch für PC/Xbox ausgerollt.
Joa…und Flughpyhsik? Bodenphysik? Ist die jetzt besser als in FS2020?
Das ist sie seit Tag 1.
Laufen eigentlich Add ons wie die A2A Aerostar mittlerweile im letzten Build des SU4 Betas wieder? Da gab es ja mit SU4 einige Probleme mit Drittanbietern, und da man die Architektur wohl nicht nur geringfügig geändert hat, ist das natürlich schon wichtig. Operation gelungen, Dritt Ad Ons tot kann ja nicht die Lösung sein, selbst wenn die Sim zukünftig deutlich besser läuft.
Unabhängig davon ist es aber tatsächlich wohltuend zu sehen dass 2024 mit SU4 wohl endlich richtig marktreif wird.
Die PS5 Variante dagegen hinterlässt bei mir einige Fragezeichen. Wird sie Vatsim fähig sein, wenn es schon sonst keinen Mulitplayer gibt?
Es gibt Multiplayer auf der PS5. Nur eben nicht CrossPlattform. Was das für Vatsim bedeutet weiß ich nicht aber am Ende liegts halt daran, das man auf der PS5 wohl nicht das notwendige MS Konto verbinden kann.
Wobei mich das auch wundert. Ich dachte immer bei Forza Horizon 5 können PS Spieler auch online mit dem Rest spielen.
Bin gestern wieder in die Beta gewechselt und zumindest die PMDG 777 funktionieren wieder. Der FBW A380 führt nicht mehr zum Einfrieren des gesamten MSFS, aber er hat noch Probleme. Komische ECAM-Meldungen, nicht funktionierende Buttons auf dem Overhead Panel etc. Der Fenix läuft einwandfrei, wenn man von einem kleinen Grafik-Glitch absieht, falls die neue Darstellung der Segment-Displays aktiv ist (DDRMI-Displays flickern durch, wenn das DDRMI deaktiviert ist). Jetways gehen auch wieder, inkl GSX.
Zur Aerostar kann ich leider nichts sagen, aber immerhin scheint sich die Lage mit den Addons zu bessern.
Kannst du was zur Performance etc. sagen, die in dem Stream thematisiert wurde?
Grundsätzlich lief’s sehr gut, hatte allerdings teilweise Ruckler mit Audio-Aussetzern, wie sie halt in MSFS je nach Tagesform immer wieder vorkommen. Ich hab dazu allerdings meine eigene Theorie: das liegt an Windows und dessen verkorkstem Thread Scheduler in Interaktion mit MSFS.
Ich konnte z.B. in MSFS 2020 reproduzierbar sehen, dass er deutlich schneller startet, wenn ich dem Prozess via Process Lasso die virtuellen Kerne (SMT bzw. HT) wegnehme, also stimmt da irgendwas mit der Thread-Zuweisung an die Kerne nicht. Ich vermute hier ein ähnliches Problem: bestimmte Prozesse landen auf virtuellen Kernen, obwohl sie das nicht sollten. Die haben nur etwa 30% bis 40% der Leistung eines physischen Kerns. Es könnte auch sein, dass der Scheduler ständig Threads zwischen den Kernen hin- und herschiebt.
Der Windows Scheduler ist im Vergleich zu seinen Kollegen unter macOS und Linux ein ziemlich komplexes Monstrum. Daher macht er manchmal sehr komische Dinge. Intel hat auch nicht umsonst seit Alder Lake (13000er Serie) den Thread Director in Hardware eingeführt, um den Scheduler zu unterstützen, dass Hochlast-Threads auf dem richtigen Kern-Typ landen (P-Cores). Dennoch kann’s passieren, dass der Scheduler wichtige Threads auf E-Cores schiebt usw.
Das Ding gehört grundlegend überarbeitet oder am besten gleich neu geschrieben.
Naja also ach beim update 4 funktioneren einige flugzeuge nicht. Und ich meine die die schon zur verfügung stehen. 310-300 so ein big daa man ihn nicht für missionen nutzen kann
Was ist mit dem Main Thread Bug?!
„Die XB-1 fliegt bis Mach 1,4“
Das ist inkorrekt.
Danke Julius für die ca. 70 Zeilen die Du geschrieben hast*
* Ja, die Zeit wird kommen, das der 2020er Geschichte wird. Schneller wie man denkt…