Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

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Bei Flugsimulation ist eigentlich der Name Programm. Aber es gibt auch die, die sich gerne für virtuelle Pilot:innen hinter den virtuellen Radar-Screen setzen und lotsen. Philipp Hauf von VATSIM erklärt in diesem Gastbeitrag, wie man virtueller Fluglotse wird und was man dabei zu sehen bekommt.

Lotsenansicht München Ground

„Lufthansa 123, turn left heading 220, cleared ILS runway 25L“.

Ein Satz wie ihn viele Piloten täglich auf den virtuellen Netzwerken im Flugfunk hören. Für den Piloten ist es dabei „einfach“, er muss lediglich die Anweisung vom virtuellen Fluglotsen umsetzen. Er dreht auf den zugewiesenen Steuerkurs und beginnt mit dem Anflug sobald er das ILS im Flugzeug empfangen kann. Dabei kann sich ein Pilot, der nach Instrumentenflugregeln unterwegs ist, an den großen Flughäfen für gewöhnlich sicher sein, dass er ausreichend Abstand zu allen anderen Flugzeugen einhält. Doch woher weiß der Lotse eigentlich wo der Flieger ist, welche Höhen er fliegen muss bzw. möchte, welche Steuerkurse er fliegen soll, wie viel Abstand er zu anderen Flugzeugen einhalten muss und welche Pisten in Betrieb sind?

Ein entscheidender Vorteil der Online-Netzwerke ist, dass man nicht nur andere Flugzeuge am Flughafen sieht und mit Freunden fliegen kann, sondern das man auch mit echten Menschen sprechen kann (bzw. muss), bevor man seinen Flug tatsächlich beginnt. Der Lotse hat dabei wie in der Realität die Aufgabe, die vielen Flugzeuge möglichst sicher und effizient an ihr Ziel zu bringen.

Die beiden bekanntesten Netzwerke für die virtuelle Fliegerei sind IVAO (International Virtual Aviation Organisation) und Vatsim. Auf beiden Netzwerken sind viele Luftfahrtbegeisterte bemüht, den Luftverkahr möglichst nahe an der Realität abzuwickeln. Neben den Piloten kommt es dabei auch maßgeblich auf den Fluglotsen an. Im folgenden wollen wir nun etwas genauer auf die Funktion des Fluglotsen bei Vatsim schauen.

Wien Radar (enroute)

Die virtuelle Lotsenausbildung

Grundsätzlich kann jeder der motiviert und lernwillig ist, als virtueller Fluglotse bei Vatsim anfangen. Nachdem man sich für eine vACC (meist nach Ländern aufgeteilt) entschieden hat, beginnt die Ausbildung zusammen mit einem erfahrenen Mentor an der Seite. Aufgrund dieser sehr direkten und individuellen Betreuung, wo man das nötige Wissen und Können vermittelt bekommt, kommt es auch immer wieder zu Wartezeiten, die aktuell leider „etwas“ länger ausfallen. Das durchhalten lohnt sich aber und in der Zwischenzeit kann gut die Welt als Pilot erkunden!

Jeder Lotse beginnt mit den Basics und ist zunächst für die Streckenfreigabe und die Rollführung auf dem Vorfeld verantwortlich. Im Laufe der Zeit kommen mehr Aufgaben und Positionen hinzu, die man übernimmt. Als erster großer Meilenstein gilt die Prüfung auf dem Tower, wo man sein Können unter Beweis stellen muss. Da auf Vatsim nicht immer alle ATC Stationen besetzt sind, werden diese von anderen Lotsen tlw. mit übernommen. So ist es unter anderem geregelt, dass z.B. ein Center Lotse auch die Aufgaben des Towers für die Flughäfen übernimmt, die lateral in seinem Bereich liegen. Somit muss am Ende jeder Center Lotse auch immer mit den Aufgaben von Arrival, Tower und Ground vertraut sein.

Wenn man nun sein Rating für den Tower erreicht hat, folgt als nächster Schritt der Bereich des An- und Abfluglotsen. Hierbei lernt man, wie man die Anflüge sicher zur Landebahn führt, die Flugzeuge staffelt und wie man bei dem ganzen Gewusel auf dem Radarschirm den Überblick behält. Den Abschluss der Ausbildung bildet der Enroute Bereich (Center), wo der Lotse die Flieger im Reiseflug sowie im Steig- und Sinkflug betreut. Mit zunehmendem virtuellen Flugverkehr werden dabei die Aufgaben der Lotsen allgemein immer komplexer, um zwischen den sich kreuzenden, steigenden und sinkenden Flugzeugen die notwendigen Abstände zu gewährleisten.

Um die neuen Lotsen auf die verschiedenen Szenarien vorzubereiten, welche einen auf der jeweiligen Position erwarten, stehen für Trainings auf jeder Position zudem spezielle Sim-Sessions zur Verfügung. Somit können unabhängig vom normalen Netzwerk gezielt Situationen geübt und vertieft werden, ob VFR Verkehr, große Verkehrsmengen oder das genaue Vektorieren von Flugzeugen.

Viele theoretischen Inhalte sind im Wiki von Vatsim verfügbar, welches sich aktuell noch im Aufbau befindet und stetig mit weiteren Informationen gefüllt wird.

EDWW - Bremen Radar

Software

Den Lotsen steht auf Vatsim für ihre Arbeit eine sehr mächtige Software mit vielen Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung (Euroscope). Damit nicht jeder selbst alle Einstellungen vornehmen muss, werden verschiedene Setups für die unterschiedlichen Regionen bzw. vACCs angeboten. Somit kann jeder ohne viel einstellen zu müssen direkt als Observer zuschauen, oder im Rahmen seiner Ausbildung loslegen. Viele dieser Pakete orientieren sich dabei mittlerweile an den Radarschirmen aus der Realität.

Um den Funktionsumfang von Euroscope zu erweitern, gibt es zudem eine Schnittstelle für Plugins. Mittlerweile sind viele hilfreiche Plugins verfügbar, welche die Arbeit des Lotsen bei hohem Verkehrsaufkommen angenehmer machen können. Ein Entwickler hat dabei sogar ein reales ATC-System namens Topsky mit vielen zusätzlichen Features fast 1:1 nachgebaut. Man kann sich als Lotse somit auch immer wieder über kleine Neuerungen freuen, die einem das Leben am Radarscreen erleichtern.

Events

Events bieten neben der täglichen Freude auf Vatsim immer ein kleines Highlight für Piloten und Lotsen. Manche Events sind regelmäßig (z.B. die weekly Events an den großen deutschen Flughäfen), andere nur gelegentlich. Die große Zahl der Piloten erfordert dabei auch eine Menge an Lotse, die den Verkehr sicher und effizient abarbeiten. Nicht selten kommt es dabei vor, dass an einem Mittwoch Abend z.B. in München über 160 Flugbewegungen stattfinden oder an einem Freitag mehr als 14 Lotsen den Flughafen in Frankfurt und den Enroute-Bereich betreuen.

Bei einzelnen Events können Anzahl der Flugbewegungen sogar noch höher sein, sodass die Lotsen ordentlich ins Schwitzen kommen. So zum Beispiel beim halbjährlichen Cross the Pond, dem Abschiedsevent vom Flughafen Tegel (625 Flugbewegungen in 12 Stunden) oder beim letzten Frankfurt Overload (1.029 Flugbewegungen an einem Tag). Um diese Anzahl an Flügen zu bewältigen, werden auch auf Vatsim alle ATC Positionen benötigt, die es in der Realität gibt.

Wer Lust hat sich in die Materie des virtuellen Fluglotsen genauer einzuarbeiten, wird auch bei dem Kollegen aus Österreich viele nützliche Informationen finden. Wenn ihr mehr wissen wollt oder auch Lust habt als Pilot auf Vatsim unterwegs zu sein, schaut doch gerne mal auf vatsim-germany.org und im Forum vorbei. Mehr Details erhaltet ihr auch in Episode 28 von „Die Simualanten“, in der sich Rafi, Tommi und Julius mit Jannick von VATSIM unterhalten. 

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Sven
Sven
2 Jahre zuvor

Ein sehr schöner Beitrag! Vielen Dank an Philipp! (und natürlich an Julius für die redaktionelle Aufarbeitung)

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