Mit unserer Flugidee möchten wir euch heute auf einen Flug aus der jüngeren Vergangenheit einladen. Vom WolrdGateway in Detroit aus geht es mit Northwest 25 über den Pazifik nach Tokyo Narita. Steigt ein und genießt die spekatkulären Farbenspiele am Himmel über Alaska, den beeindruckenden Blick über den wolkenverhangenen Denali und die Erinnerung an Zeiten, in denen Vierstrahler den Himmel über dem Pazifik dominierten.
Erinnerungen an alte Zeiten
Ein Freitag im Januar 2004. In Michigan ist es auch um die Mittagszeit noch bitterkalt. -8 Grad stehen um kurz vor Zwölf auf dem Thermometer am Metropolitan Airport, südöstlich der amerikanischen Autostadt. Es leicht diesig und einzelne Wolken hängen am Winterhimmel. An die Zusammenschlüsse der großen US-Airlines ist zu dieser Zeit noch nicht zu denken, auch wenn die Branchenriesen bereits arg mit Billiganbietern wie Southwest und Frontier zu kämpfen haben. Erst vor knapp zwei Jahren, im Februar 2002 eröffnete das McNamara Terminal in Detroit als „Northwest WorldGateway“. Es soll als Umsteigeknotenpunkt für die damals älteste Fluggesellschaft der USA dienen und das umfangreiche Asien-Streckennetz über Kurz- und Mittelstreckenflügen mit allen größeren Städten der Vereinigten Staaten verbinden. Für FSX und Prepar3D gab es leider nie eine sonderlich hochwertige Umsetzung des Flughafens, allerdings arbeitet das Team von SunskyJet bereits seit diversen Jahren an einer Szenerie des Metropolitan Airports. Kurzeitig konnte man die Szenerie vor einiger Zeit gegen eine kleine Spende als Public Beta erhalten. Zwar ist das Angebot im Moment nicht mehr verfügarm ich war damals aber glücklicherweise schnell genug um Zugriff auf die fast fertige Umsetzung zu bekommen.
An Position A60 wartet Ship 6316. Die Boeing 747-452 ist erst im Frühjahr 2002 an Northwest Airlines ausgeliefert worden und trägt noch die alte Bemalung, aus offensichtlichen Gründen auch bekannt als „Bowling-Shoe-Livery“. Den 2003 eigenführten, silbernen Anstrich mit rotem Leitwerk wird sie erst in ein paar Jahren während einer längeren Liegezeit erhalten. In einem typischen Szenario der frühen 2000er Jahre ist das Flugzeug am Vormittag von einem langen Flug aus Asien zurückgekehrt und wird nun auf den nächsten Transpazifik-Marathon vorbereitet. 334 Passagiere warten am Gate auf das Boarding für Flug 25, der Detroit um 12:20 in Richtung Tokyo verlassen soll.
Flugvorbereitungen
NWA 25
Boeing 747-451 - Reg.: N676NW
DTW
Detroit - Metropolitan Airport
Gate A60
12:20 p.m
Departure Time
334 Pax
16 Crew
18.200 lbs Cargo
Routing
MIGGY2 HUBBY CMX YXL J513 YVC TULAG HOGAR YFS AVTAV ORT CAWIN MCG B932 BAMOK P168 SUBEK P170 NETRI M152 ODERI B932 TBE V4 OBE MQE Y30 ENTAK SWAMP SWAMSB
13:10
Scheduled Block Time
372.500 lbs
16.000 lbs Extra
17.600 lbs Alternate (NGO)
NRT
Tokyo Narita Airport
Gate 25
15:30 p.m
Arrival Time
869.300 lbs
Takeoff Weight
Das Wetter für den Flug ist fantastisch. Entlang der Route liegen keinerlei Schlechtwetterzonen. Erst über Japan dürfte es aufgrund vorherschender Winde etwas wackelig werden. Unser Alternate Nagoya liegt im Regen und die Sichtweite ist mit 2,8 nautischen Meilen zwar in Ordnung, aber nicht herausragend. Wir planen daher als zusätzlichen Alternate den Flughafen Sendai ein. Er liegt nördlich von Tokyo, etwa genau so weit entfernt wie Nagoya. Zusätzlich nehmen wir noch 16.000 Pfund Extrasprit mit, um im Fall der Fälle ein wenig mehr Zeit für eine Entscheidung zu haben.
Für den Start in Detroit planen wir Bahn 22L mit über 3.600 Metern Länge. Die Performanceberechnung über TOPCAT zeigt, dass die verfügbare Startstrecke absolut ausreichend ist, allerdings limitiert unser Gewicht von knapp 870.000 Pfund die Steigrate des Jumbos, weshalb der Begrenzungscode OBS ausgegeben wird. Mit TOGA und Flaps 20 erreichen wir das Performance Limit gerade so. Zuzüglich des veranschlagten Taxi Fuels liegen wir tatsächlich sogar leicht oberhalb, sodass die 2.000 Pfund Sprit vor dem Start zwingend verbraucht sein müssen.
Sollte nach dem Start eine Rückkehr zum Flughafen notwendig sein, ist die 22L unsere erste Wahl. Ohne vorher etwas Treibstoff abzulassen wird das aufgrund des Gewichts allerdings nicht möglich sein. Für den Ernstfall bereiten wir uns also auf eine Rückkehr zur 22L mit vorherigem Fuel Dumping vor.
Nach ausführlichem Briefing und abgeschlossenen Vorbereitungen wird die APU gestartet und die External Power abgezogen. Bei -8 Grad und etwas diesigem Wetter gibt es vor dem Pushback noch eine kurze Anti-Ice Behandlung. Da auf VATSIM an diesem Tag kaum etwas in Detroit los war, ging es im Anschluss auf direktem Weg über B und Y zum Holding Point Y10. Wie gebrieft müssen vor dem Start mindestens 2.000 Pfund Treibstoff verbrannt sein, damit die Performance Limits eingehalten werden können. Nach kurzem Verweilen vor dem Holding Point ist das zulässige Startgewicht erreicht und es kann losgehen!
Mit der Queen über Kanada und Alaska
Nach dem Start geht es über eine leichte Rechtskurve direkt nach FORDZ (man ist eben in Detroit) und anschließend entlang der MIGGY2 Departure Richtung Nordwesten. Anfangs ist es noch relativ klar, aber bereits nach etwa fünfzehn Minuten Flugzeit überfliegen wir eine Wolkenfront, die den Ausblick auf die Landschaft verdeckt.
Die flache Wolkendecke hält sich über Stunden. Vielmehr als ein kurzer Blick auf die Ausläufer des Lake Mintoba sind uns nicht vergönnt. Bis zum Horizont erstreckt sich dicht an dicht Wolken.
Aufgrund des Gewichts sind wir zunächst nur bis auf 30.000 Fuß gestiegen. Später wird es noch weiter in die Höhe gehen. Der Flug verläuft ausgesprochen ruhig und unsere 747 trägt uns wie auf Schienen immer weiter in Richtung Norden. In der Kabine wird währenddessen ein ausgiebiges Mittagessen serviert. Es gibt die bekannte Wahl zwischen Chicken und Beef, allerdings sind auf den Flügen nach Asien auch Spezialitäten der fernöstlichen Küche mit auf der Menükarte.
Die Flugroute führt uns quer über kanadisches Staatsgebiet, bis wir Alaska erreichen. Obwohl es gerade einmal früher Nachmittag ist, senkt sich die Sonne in diesen Breitengeraden tief über den Horizont und färbt den Himmel spektakulär ein. Am nördlichsten Punkt der Route fliegen wir beinahe direkt über den Denali, der bis vor kurzem noch Mount McKinley genannt wurde und mit 6.190 Metern Höhe als höchster Gipfel Nordamerikas gilt. Sein Gipfel thront beeindruckend über den Wolken ist wahrscheinlich das landschaftliche Highlight auf dem heutigen Flug.
Ankunft im Land der aufgehenden Sonne
Die dichte Wolkendecke klart bis Japan nicht auf. Auch die Halbinsel Hokkaido passieren wir ohne jeglichen Ausblick. Erst etwa eine Stunde vor Tokyo geben die Wolken den Blick nach unten ein wenig frei. In diesem Moment sind wir allerdings schon mit den Vorbereitungen für den Anflug beschäftigt. Über die SWAMP Arrival geht zunächst nach Osten auf das Meer hinaus um anschließend auf den Landekurs für Bahn 34R einzuschwenken. Mit 2.500 Metern ist die 34R zwar die kürzere der beiden Parallelbahnen in Tokyo, sie reicht uns aber trotzdem für die Landung mit knapp 560.000 Pfund aus.
Nach knapp 13 Stunden Flugzeit werden Klappen und Fahrwerk gefahren und die letzten Meilen in der diesigen japanischen Luft zurückgelegt. Anders als in Detroit ist es mit 12 Grad angenehm mild, der Wind ruhig. Mit Autobrakes 3 und Full Reverse wollen wir den ersten Exit der Landebahn bekommen um den ohnehin schon langen Rollweg zum Gate etwas zu verkürzen. Nach 13 Stunden und zwei Minuten betten wir die 16 Reifen des Hauptfahrwerks auf japanischen Boden und lassen die Nase langsam auf den Asphalt sinken.
Ein Flughafen mit Geflügelfarm
Narita war einmal als großer Drehkreuzflughafen mit drei Start- und Landebahnen geplant. Er sollte den Flughafen Haneda in der Bucht von Tokyo entlasten und sämtliche internationalen Verbindungen vom Stadtflughafen übernehmen. Landenteignungen während der Baumaßnahmen am neuen Flughafen führten jedoch zu großen Kontroversen innerhalb der Bevölkerung. Die Baukosten stiegen immens und die Eröffnung wurde mehrmals verschoben. Es gab Rechtsstreitigkeiten, Proteste und Sabotageaktionen rund um den Flughafen. Als 1978 schließlich der erste Flug in Narita abgefertigt wurde, war lediglich eine von drei Pisten und ein einzelnes Terminal betriebsbereit.
In den nächsten Jahren sah man aufgrund der Komplikationen von weiteren Landendeignungen ab. Das führte dazu, dass mit einigen örtlichen Farmern bis heute keine EInigung über einen Verkauf ihrer Grundstücke erziehlt werden konnte. Mitten auf dem Flughafen findet man daher hohe Zäune, die diverse Privatgrundstücke, wie beispielsweise eine Geflügelfarm eingrenzen. Die Taxiways winden sich difus um die Ländereien und Wohnsitze herum. Auf den Karten kann man einigermaßen erkennen, wie der Flughafen eigentlich geplant war. Auf Taxiway K befinden wir uns beispielsweise auf der ursprünglich geplanten Querwindbahn, die niemals über Bauvormaßnahmen hinaus kam. Auch hier zerschneidet ein Privatgrundstück den geradlinigen Verlauf des Rollwegs.
Ganze zwanzig Minuten sind wir nach der Landung noch unterwegs. Es geht von einem Ende des Flughafens zum anderen. Für den ankommenden und abfliegenden Rollverkehr gibt es in Narita präferierte Routen: Von der 34R geht es üblicherweise über B, K, C und W zum Terminal 1. Northwest Airlines unterhält hier ein Umsteigedrehkreuz, das schnelle Verbindungen in Großstädte wie Peking, Shanghai, Bangkok und Singapur ermöglicht. In der Realität war es durchaus üblich, dass ein ankommendes Flugzeug aus den USA von Narita aus unter anderer Flugnummer weiter zu einem fernöstlichen Ziel startete.
Am Arrival-Gate holt uns dann die Gegenwart ein: Delta Airlines wartet mit A350 an der Nachbarposition. 2020 haben die Airbus Xtra Widebodys Boeings Queen of the Sky auf vielen Routen eins-zu-eins ersetzt. Northwest und Delta Airlines fusionierten 2008. Der letzte Flug unter Northwest Flugnummer fand 2010 statt. Ship 6316 startete letztmals im Herbst 2014 und ist seit dem auf dem Flughafen Marana konserviert.
Und so geht der kurze Ausflug in die Vergangenheit zu Ende. Danke fürs „mitfliegen“ und lesen. Lasst uns gerne eure Kommentare und Anmerkungen da. Wir freuen uns immer über Feedback!
Sehr schöne Idee… gerne mehr davon.
Danke für dein Feedback!
Schöner Bericht, tolle Idee und klasse umgesetzt – hat Spaß gemacht zu lesen.
Danke Chris!
Schließe mich meinen Vorrednern an. Echt super Idee, freue mich auf mehr davon!