Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

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Kaum ein anderer Entwickler von General Aviation Flugzeugen hat die Flusiszene so geprägt wie A2A. Die Softwareschmiede rund um Scott Gentile hat so ziemlich alle bekannten Avgas- Konsumenten umgesetzt:  von der einfachen Piper Cub bis zur P-51 Mustang, vom kleinen 4- Zylinder bis zum V12 Merlin.  Das Portfolio von A2A bedient nahezu jeden Fan der sogenannten Piston Engines. Nicht zu vergessen sind auch die klassischen Airliner- die von Fans „Connie“ genannte Lockheed L049 Constellation und die Boeing 377 Stratocruiser.

Die erste Version der Piper PA24-250 Comanche erschien bereits 2018. Lange Zeit hatte man den Eindruck, dass es ruhig geworden ist bei A2A. Doch Anfang Juli sorgten Screenshots einer nahezu fertigen Comanche für Furore: ohne große Ankündigung hat das Team die letzten 3 Jahre intensiv genutzt um das Flugzeug und das Accusim 2.0 Modul zu entwickeln. Für alle, die die Produktpalette von A2A nicht kennen: die meisten Flieger sind ursprünglich nur ein ganz normales Addon. Durch das Accusim Modul, erwacht jedes Addon zum Leben. Von der realen Umsetzung der Elektrik, über Hydrauliksimulation bis hin zum Highlight, der Motorensimulation. Diese ist eine der Königsklassen innerhalb des Sims und damit hat sich A2A einen Namen gemacht. Jegliche Fehlbedienung und das Nichtbeachten der Checkliste kann unweigerlich zu einem mehr oder weniger großen Problem führen. Mit dem Einzug der Accusim Technologie in die General Aviation Modelle, kam auch die Möglichkeit zum individualisieren des Flugzeugs.

Die echte PA24-250

Die Piper PA24-250, Spitzname Comanche, wurde Ende der 50er Jahre entwickelt und hatte am 24. Mai 1956 ihren Erstflug. Als Reiseflugzeug konzipiert, hatte sie mit ihren großen Tanks und dem Einziehfahrwerk schnell einen großen Beliebtheitsgrad. Die ersten Modelle hatten noch einen 180Ps starken Lycoming Motor, relativ schnell wurde jedoch die typische Motorisierung mit 250Ps angeboten. Diese wurde auch von A2A umgesetzt, doch dazu später mehr. Im Jahr 1964 wurden dem kleinen Indianer noch einmal Beine gemacht: mit 400Ps aus 8 Zylindern erreichte sie nunmehr über 180 Knoten Reisegeschwindigkeit und musste sich damit auch nicht mehr vor dem Erzkonkurrenten, der Beechcraft Bonanza verstecken. Leider bekam Piper die Probleme mit der Kühlung nicht in den Griff und es wurden nur 148 Stück gebaut. Gesehen auf die Gesamtstückzahl von fast 5000 Comanchen, eine eher überschauliche Anzahl. Die Produktion der PA24 endete 1972 mehr oder weniger unfreiwillig- der Hurrikan Agnes überflutete die Fabrik in Lock Haven. Nach dem Umzug nach Vero Beach, stellte Piper die Produktion zugunsten der PA-28 Arrow ein.

Die Umsetzung

 

Wie bereits schon erwähnt, gab es bereits vor einigen Jahren eine Umsetzung der Maschine. Doch dieses neue Addon hat damit relativ wenig zu tun, da die Piper nahezu komplett neu entwickelt wurde. Der Anspruch bei A2A war schon immer, das maximal Mögliche umzusetzen und vorab – dieser Punkt wurde erreicht, wenn nicht sogar übertroffen!

Der Eigentümer der Firma, Scott Gentile, hat seit einigen Jahren eine eigene Comanche und somit war dieses Projekt auch eine Herzensangelegenheit für ihn. Dies wird auch aus den Entwicklungsvideos deutlich. Denn wer sonst, zieht sein Flugzeug an einem Pickup über die Runway, damit man die Rollgeräusche aufnehmen kann?

Das 3D- Modell wurde von Michał Puto und Robert Rogalski umgesetzt und es ist in wenigen Worten ausgedrückt, eine wahre Pracht! Viele kleine Details erwecken den Eindruck, dass die Comanche kein neuer Flieger aus dem Katalog ist, sondern schon gute 60 Jahre aktiv geflogen wurde. Sei es durch Abplatzungen an den Tiptanks, Kratzer neben den Schaltern oder dem abgegriffenen Landeklappenhebel. Hier versteht jemand sein Handwerk und gibt dem Simmer das Gefühl, sich wirklich in einem Flugzeug der 60er Jahre zu befinden. Ein wirklich interessantes Feature der Comanche ist die Möglichkeit, sich sein eigenes Flugzeug zu individualisieren. Sei es durch ein anderes GPS, Tiptanks oder die passende Kennung inklusive Landesflagge; es bleibt nahezu kein Wunsch offen.

 

Aber nicht nur am Boden hat man das Gefühl mittendrin statt nur dabei zu sein. Je nach Betankung der Tiptanks und entsprechenden Turbulenzen, biegen sich die Flügel ein wenig durch. Für Airliner- Fans nichts neues, so ist dieses Feature den General Aviation- Freunden doch neu.

Wer Probleme hat die Gauges zu sehen, kann die Yokes ausblenden. Dabei wandern auch die Autopilotenknöpfe an eine andere Stelle. Sehr durchdacht! Auch die Nachtbeleuchtung überzeugt. Das bewegliche Licht in der Kabine strahlt genau die Stellen aus, wie es soll. Einfach perfekt!

Eine weiteres Novum bei A2A ist das Tablet. Mit Hilfe des Tablets hat man die Möglichkeit sich Checklisten anzuzeigen, die Beladung zu prüfen, den Walkaround durchzuführen und vieles vieles mehr. Außerdem wird der Motor als Schaubild dargestellt und alle Interaktionen werden visualisiert. Mein persönliches Highlight ist die Tatsache, dass man dieses frei hin und her schieben kann und damit nie ein Instrument o.ä. verdeckt ist. Chapeau! Vielleicht sollte sich eine gewisse Development Group mal ans Telefon hängen und nachfragen wie man so etwas programmiert.

Visuell wird man von A-Z verwöhnt. Doch wie sieht es bei den Systemen aus?

 

Fangen wir einmal mit dem an, was einem sofort im Cockpit auffällt: die Instrumentierung. Die Piper ist mit nahezu allem ausgestattet, was der geneigte VFRler oder der Basic IFRler braucht. Dazu gibt es noch die Möglichkeit zwischen verschiedenen GPS- Systemen zu wählen.

Um den Piloten die Arbeit zu erleichtern, steht ein STEC Autopilot zur Verfügung. Dieser hat nur einige Grundfunktionen, reicht aber dennoch aus, damit man entspannter seinem Ziel entgegen fliegen kann. Ab und an hat man ein Piepen auf den Kopfhörern. Im Idealfall ist es kein Tinitus, sondern der Autopilot hat das Maximum an Ruderdruck erreicht und es muss getrimmt werden.

Ein Novum in der PA24 ist der EDM 830 Engine Computer. Dieser überprüft ständig die Vitalwerte unseres 6-Zylinders und sorgt auf der einen Seite dafür, dass die virtuelle Benzinrechnung nicht allzu hoch wird und auf der anderen Seite um das Überleben des Triebwerks zu sichern. Während wir in der Originalinstrumentierung nur einen Temperaturgeber für alle Zylinderköpfe haben, so überwacht der EDM 830 jeden Einzelnen. Dies hilft auch ungemein wenn man im Steigflug und im Reiseflug das Gemisch leanen, also abmagern muss.

Tamagotchi?!

Nicht ganz!

Aber das unbestrittene Highlight der Simulation ist das neu entwickelte Accusim 2.0 Modul. Accusim simuliert ein lebendes Flugzeug. Anhand von Geräuschen, Vibrationen und dem Laufverhalten des Triebwerks, kann man recht schnell feststellen, wie es um sein Flugzeug steht.

Den Umfang der Features kann man gar nicht in Worte fassen. Man muss es erlebt haben, damit man die unglaubliche Komplexität überhaupt erkennen und verstehen kann.

Schauen wir uns also mal einen typischen Walkaround und Start mit der Comanche an.

Dieser beginnt bei der Comanche an der rechten Landeklappe. Langweiliger Punkt auf der Checkliste könnte man meinen. Wenn man aber des öfteren die Klappen bei zu hoher Geschwindigkeit ausfährt, schlagen diese aus und sind nicht mehr stabil eingerastet. Selbiges für die Querruder. Diese quietschen irgendwann und zeigen damit recht sicher an, dass man dort mal im Detail nachschauen sollte.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Blick in die Tanks und das Drainen vor dem ersten Flug. Da die Tankanzeigen im Cockpit mehr oder weniger Schätzeisen sind, ist es umso wichtiger, dass man vor dem Flug einmal in den Tank schaut. Außerdem sollte man die Tanks drainen, das heißt, dass man nach Wasser im Kraftstoff schaut. Warum betone ich das ausdrücklich? Weil A2A genau diese Sachen simuliert. Einer unserer Redakteure hatte sogar das Problem, das genau diese Probe nicht funktioniert. Der Grund dafür war, dass das Fuel Valve nicht offen war.

Was den Simulanten rund um Julius und Co. das abendliche Kaltgetränk ist, so wichtig ist das Öl für unseren Lycoming. Es ist elementar wichtig vor dem Flug den Ölstand zu prüfen, sonst könnte es im Flug Ärger geben. Außerdem besteht die Möglichkeit, je nach Witterung, andere Ölsorten zu nutzen. Diese haben (selbstverständlich?!) auch Auswirkungen auf den Öldruck des Triebwerks.

Es ist ebenfalls wichtig in den Ansaugtrakt des Motors zu schauen. Einige Forenuser haben sich bei A2A darüber ausgelassen, dass ein alter Putzlappen sich darin versteckt hat.

Die selbe Sorgfalt muss man auch am Höhenruder, hier als Pendelleitwerk ausgelegt, walten lassen. Dieses kann ebenfalls verschleißen und dem Simmer ärger bereiten – oder eben auch nicht.

Was wäre ein Reiseflugzeug ohne Gepäck? Natürlich nur ein langweiliger Platzrundenschrubber.

Hat man die doch recht umfangreiche Checkliste abgearbeitet, geht es im Cockpit weiter. Nachdem man den Battery Switch und das Beacon anhat, sollte man einmal kurz nach den Sicherungen schauen und mittels der elektrischen Kraftstoffpumpe Druck aufbauen. Natürlich geschieht das nicht sofort und man muss unter Umständen einen kleinen Moment Geduld aufbringen- je nach Zustand der Pumpe.

Wenn der Motor dann nach ein, zwei, vielen Umdrehungen anspringt, so hat man doch das Gefühl Stolz auf sich zu sein. Stolz darauf, dass man es geschafft hat Polygone ans Laufen zu bringen und diese auch am Laufen zu halten. Nach dem erfolgreichen Warmlaufen geht es an den Runup. Um noch einmal die Tiefe der Simulation greifbar zu machen: Wer Fine Wire Zündkerzen nutzt, ist fein raus. Wer jedoch normale Kerzen nutzt und am Boden nicht leant, der hat keine volle Leistung, da sich Blei- und andere Ablagerungen an der Elektrode festsetzen. Diese kann man mit entsprechender Drehzahl freibrennen, besser ist es jedoch vorher darauf zu achten.

Beim Startlauf ist die Comanche leicht beherrschbar. Etwas rechtes Seitenruder um die Spur zu halten und sie hebt beherzt bei ca. 85Mph ab. Um die Temperaturen nicht allzu sehr ansteigen zu lassen, empfiehlt sich jedoch mindestens 105Mph im Steigflug einzunehmen.

Im Flug macht sich die sehr gute Ruderwirkung bemerkbar. Das Flugzeug lässt sich sehr leicht und präzise fliegen, die Werte stimmen mit denen aus dem Handbuch überein. Apropos Handbuch: A2A liefert ein 58- seitiges Manual für die Comanche mit. Dort in sehr kurzweiliger Form das Handling und eine Informationen zum realen Pendant rüber gebracht.

Auch in grenzwertigen Flugzuständen ist das Flugverhalten glaubhaft umgesetzt. Bis sich ein Stall zu einem Abkippen entwickelt dauert einige Zeit und man wird schon vorher durch extreme Vibrationen und die Stallwarnung zur Vernunft gebracht. Wer (illegalerweise) trudeln möchte, dem sei gesagt, dass das auch umgesetzt wurde und recht glaubhaft vermittelt wird.

Wieder in der Platzrunde angekommen ist der Ablauf ähnlich. Nachdem Klappen und Fahrwerk draußen sind, kann man schrittweise die Geschwindigkeit reduzieren um mit ca. 90Mph über die Schwelle zu schweben und aufzusetzen.

 

Sound? SOUND!

A2A war schon seit jeher dafür bekannt, dass die Flugzeuge nicht nur lebendig simuliert sind, sondern es auch ordentlich was auf die Ohren gibt. Selbstredend, dass jeder Schalter und Hebel seinen eigenen Sound hat. Aber das Blubbern im Leerlauf und das Knacken der Beplankung in Turbulenzen zaubern mir jedes mal ein großes Grinsen ins Gesicht. Wenn man den Gashebel nach vorne schiebt und die 250 Pferdchen frei lässt, bekommt man eine Gänsehaut. Alle Frequenzen sind fein abgestimmt und man kann sogar hören, wenn ein Zylinder nicht sauber läuft. Beim Check der Propellerverstellung, hört und spürt man förmlich wie die Luft vom Propeller angesaugt und am Rumpf vorbeigepresst wird. Wirklich atemberaubend! Aber auch andere Bauteile sind nicht zu überhören. Wenn der Primer ansaugt, klingt er bspw. ganz anders als wenn er gerade Kraftstoff in die 5 Zylinder gepresst hat. 5 Zylinder? Korrekt. Denn der Primer wirkt nicht auf alle. Bitte schlagt nicht wild um euch, wenn ihr das Beacon anmacht. Es ist kein fetter Brummer der um euren Kopf schwirrt, sondern der Antrieb der Lampe. Wer im Reiseflug seine Ruhe haben möchte, der sollte einmal auf den Headsetanschluss klicken. Dadurch aktiviert sich das ANR- Headset und man hält auch längere Strecken ohne Probleme aus.

Nach diesem positiven Feedback stellt sich euch bestimmt die Frage „wo kaufen, was letzte Preis?“

 

Ganz einfach: Zu erwerben ist die Comanche direkt bei A2A, zum Preis von knapp 50$.

Gibt es nach den ganzen Lobliedern noch ein Manko? Für mich schon: alle anderen GA- Flieger in meinem Hangar sind einfach nur noch langweilig und werden nicht mehr genutzt.

Also Scott, bring bitte ganz schnell die restliche A2A- Palette in den MSFS!
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8 Kommentare
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Eckehard
Eckehard
1 Jahr zuvor

Die Commanche ist das Baldurs Gate 3 der Flugsimulation 😃

NicoHB
NicoHB
1 Jahr zuvor
Antwort auf  Eckehard

würde ich eher die HotStart Challenger sehen

Simfan
Simfan
1 Jahr zuvor
Antwort auf  Eckehard

Nur ohne Würfel 😀

Miguel
Miguel
1 Jahr zuvor

Sehr schön geschrieben und ich kann es zu 100 Prozent bestätigen

Hans
Hans
1 Jahr zuvor

Ich kann es ebenfalls bestätigen: die A2A Comanche ist ein Ausnahme-add-on!

Man hat das Gefühl, ein echtes Flugzeug zu fliegen, keine Simulation. Das gilt besonders für fliegen in VR, und mit dem update ist die Comanche da nochmals besser geworden.

Bin echt beeindruckt!

Klaus
Klaus
1 Jahr zuvor

Die Maschine macht mich sehr neugierig und werde ich mir kaufen – hoffe die gibt es im Marketplace vom MSFS.

Tobi
Tobi
1 Jahr zuvor
Antwort auf  Klaus

Ich vermute das würd nichts, denn Accusim muss ja außerhalb des Simulators installiert werden und das kann der Marktplatz-Installer (noch?) nicht. Aber ein Kauf bei A2A ist doch auch nicht schlimm. 🙂

Sebastian
Sebastian
1 Jahr zuvor

Ein absoluter Gamechanger dieses Addon. Ich möchte keine anderen GA Flugzeuge mehr im SIM fliegen. Bzw. Keine anderen die nicht auf diesem Niveau simuliert sind. 😉

Ganz toll geschrieben der Artikel!

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