Bei der WinWing Präsentation auf dem FSWeekend im Frühling wurde viele neue Hardware vorgestellt, welche auf dem Airbus A320 basiert. Besonderes Interesse hat dabei der Throttle mit der zusätzlichen Spoiler- und Klappen-Einheit ausgelöst. Nach längerer Wartezeit konnten wir nun das finale Produkt für euch testen.
Erster Eindruck
Einer der wichtigsten Moment im Leben von Simmer-Hardware ist sicherlich der erste Eindruck, welcher direkt nach dem Auspacken entsteht. Denn für viele entscheidet sich innerhalb der ersten paar Minuten, meist noch vor dem Anschließen an den heimischen Rechner, wie die Hardware aufgenommen wird. Und dies kommt nicht von ungefähr, denn die Haptik ist bei Hardware für den Sim einer der wichtigsten Punkte, die entscheiden, ob das Gerät Teil des heimischen Cockpits wird oder Staubfänger im Regal.
Und wie schon fast Standard bei WinWing wird hier direkt sehr stark vorgelegt. Natürlich wie gewohnt mit gesteigerter Vorfreude, denn wo andere Hersteller auf bunt bedruckte Kartons setzen, ist bei WinWing es schon Teil der Marke, dass die Hardware in schlichten, braunen Kartons daher kommt. Dafür begeistert der Inhalt umso mehr.
Denn der dort enthaltene Throttle fühlt sich direkt sehr gut an und liegt super in der Hand. Dabei ist er etwas kleiner als ein echter A320 Throttle, aber immer noch deutlich größer als das Pendant von Thrustmaster, welches im Vergleich doch deutlich kleiner und filligraner daher kommt. Und auch die Bewegung der Achsen fühlt sich wunderbar an. Der Widerstand des Schubhebels kann auch dem individuellen Geschmack angepasst werden von quasi nicht vorhanden bis deutlich fühlbar. Und apropos fühlbar. Bei einem Airbus-Throttle dürfen natürlich auch die verschiedenen Rasten nicht fehlen. Diese sind dabei für meinen Geschmack perfekt getroffen, sehr gut fühl- und treffbar beim Bewegen des Schubhebels, aber nicht so fest, dass sie die Bewegung behindern. Und sollte ihr den Throttle einmal ohne Rasten nutzen wollen, können diese über einen Schiebeschalter auf der Oberseite der Hardware ohne Werkzeug deaktiviert werden.
Etwas gebremst wird die Begeisterung, wenn es um den Bereich des Umkehrschubs geht. Hier kommt man zwar wunderbar rein, wenn man die entsprechenden Sperrhebel anhebt, und auch die Rasten dort sind genauso gut wie auf dem restlichen Throttle. Nur bei Deaktivieren des Umkehrschubs gestaltet sich der Throttle beim ersten Test etwas hakelig. Denn man erreicht zwar wie beim echten Throttle direkt wieder den positiven Bereich der Achse, wenn man mit genug Schwung nach vorne schiebt. Dabei kann der Widerstand aber so hoch werden, dass sich die relativ leichte Throttle-Einheit nach vorne verschiebt, statt aus dem Umkehrschub herauszugehen. Damit deutet sich hier direkt schon etwas an, was im restlichen Verlauf des Reviews noch deutlicher wird. Abgerundet wird der Throttle noch durch den Engine Master Selector und zwei Start-Switches, welche je nach Bedarf mit ENG 1 – 4 beklebt werden können. Diese machen dabei ebenfalls einen guten Eindruck, auch wenn die Start-Switches leider nicht aus Metall sind und für meinen Geschmack etwas zu locker sitzen.

Mit dem Throttle zusammen wurde von WinWing zeitgleich das PAC-Modul veröffentlicht. Dieses ergänzt den Throttle um die Bedienelemente, welche sich im Airbus-Cockpit in direkter Nähe befinden und häufig bedient werden. Dieses Modul hatte ich ebenfalls für meinen Test zur Verfügung. Und auch wenn man es einzeln erwerben kann, ist dieses Panel Teil des Throttle und kann nicht eigenständig genutzt werden, da es über keinen eigenständigen USB-Port verfügt.
Auch bei diesem Modul setzt sich der gute Eindruck des Throttle fort. Die Achsen für den Spoiler und die Klappen laufen gut und weich, ohne (unerwartete) Hakeleien. Für beide Achsen ist es dabei auch hier möglich, den Widerstand dem eigenen Geschmack anzupassen. Dabei dürfte sich beim ersten Nutzen für den einen oder anderen Nutzer ein Aha-Moment ergeben. Denn WinWing hatte diese Elemente nicht als reine Achsen implementiert, sondern mit viel Aufwand die Eigenheiten des Airbus nachmodelliert. So befinden sich bei Flaps 1 und 3 Gates, durch welche man die Achse nicht direkt durch bewegen kann. Und auch der Spoiler bedient sich im ersten Moment etwas überraschend. Denn während das Armen mit der Bewegung nach oben direkt intuitiv funktioniert und sich sehr gut anfühlt, muss für die Betätigung des Spoilers der Hebel mit relativ viel Druck nach unten gedrückt und dann zu der gewünschten Position bewegt werden. Dabei ist natürlich auch der Detent dieser Achse bei halbem Spoiler modelliert.
Zwischen den beiden Achsen befindet sich noch der Schalter für die Parkbremse und die Einstellung der Ruder-Trimmung inklusive des Displays für den aktuellen Wert. Das Display ist dabei auf die WinWing Simapp angewiesen und funktionierte in meinem Test nur bedingt, da hier scheinbar die Software-Integration noch mit allen Add-ons vollständig ausgereift ist. Und auch bei der Parkbremse gibt es leichte Abzüge in der Note, denn diese war für mich im Test doch manchmal sehr hakelig zu bedienen, da diese relativ kräftig nach oben gezogen werden muss, um sich sauber drehen zu lassen.

Nutzung mit Einschränkungen
Nach der ersten Betrachtung der Hardware als einzelne Module geht es nun daran, diese zu einer Einheit zu machen vor dem ersten Testflug. Alles Material, welches hierfür benötigt wird, befindet sich dabei in der Verpackung. Und auch der eigentliche Prozess ist schnell erledigt, wenn man vorher einen kurzen Blick in die Anleitung auf der WinWing-Website wirft.
Jedoch zeigt sich nach dem Zusammenbau der beiden Einheiten eine Einschränkung, welche individuell bewertet werden muss, aber vor einem potenziellen Kauf durchaus wichtig ist. Denn WinWing wirbt zwar im Shop damit, dass der Throttle mit PAC-Modul auch ohne weitere Befestigung genutzt werden kann. Dies ist nach meinem Test in genau dieser Verwendung nur mit einigen Einschränkungen und Nachteilen möglich. Die erste davon zeigt sich direkt nach dem Zusammenbau des Throttle und PAC-Modul. Diese bilden keine glatte Fläche auf der Unterseite, sondern das PAC-Modul steht ein paar Zentimer über und eine Nutzung auf dem Desktop ist nur an der Kante des Tisches möglich, wobei das PAC-Modul übersteht und herunterhängt. Dies limitiert nicht nur die potenzielle Aufstellung, sondern man muss auch aufpassen nicht die kleinen Kabel zwischen den Flaps, Spoiler und Parkbremsen-Einheiten einzuklemmen.
Und auch nachdem all diese Hindernisse umschifft sind, zeigt sich dann beim ersten Testflug relativ schnell, dass diese Art des Aufbaus einige fundamentale Nachteile hat. Denn zwar kann man nun die Reverse-Achse auf dem Throttle leichter deaktvieren, da das überstehende PAC-Modul hier den nötigen Widerstand liefert. Aber die Benutzung des Spoilers sorgt jedes Mal dafür, dass man den Throttle halb vom Tisch hebt, da dieser zu leicht ist, um ausreichend Gegengewicht zu der notwendigen Kraft für die Betätigung zu haben. Und ähnlich zeigt es sich bei der Parkbremse, die auch gerne dazu neigt, die ganze Einheit vom Tisch hochzuheben.
All diese Nachteile zusammen lassen mich leider davon abraten den Throttle in dieser Form dauerhaft zu nutzen. Da die passende Halterung auch von WinWing gleich mit im Angebot ist, sollte diese gleich mitbestellt und genutzt werden, um die oben genannten Probleme zu umgehen.
Weniger ist manchmal mehr
Nach dem umfangreichen Befühlen der Hardware außerhalb des Simulators soll es jetzt an die ersten Testflüge gehen. Vor diesem steht aber erst einmal das Setup des Throttle mit der SimAppPro von WinWing. Der Throttle wird dort anstandlos erkannt und auch die ersten Firmware-Updates stehen direkt zur Verfügung und können problemlos installiert werden. Der zweite Blick in die App offenbart dann jedoch gleich den wohl kontroversesten Punkt an der Hardware. Denn WinWing hat mit dem Throttle eine Hardware erschaffen zu haben, welche mit jedem Flugzeug Add-On dieser Welt funktionieren soll. Was an sich löblich ist, wird jedoch schnell zum Bumerang im Betrieb. Denn die Achsen des Throttles haben drei verschiedene Betriebsmodi:
- Zwei lange Achsen vom MAX REV durchgehend bis TOGA
- Zwei etwas kürzere Achsen von IDLE bis TOGA, mit einem virtuellen Button und umgedrehten Achsen im REV Bereich (mit Nutzung des HOLD TO REVERSE im MSFS)
- zwei separate Achsen pro Throttle jeweils im Vorwärts- und Umkehrschubbereich
Standardmäßig startet der Throttle im mittleren Modus mit virtuellem Button. Und dies ist auch die Basis für die verschiedenen Profile, welche die Sim App integriert hat (hier unbedingt die Anleitung lesen, wie diese genutzt werden!). Auch die meisten Add-Ons funktionieren problemlos in diesem Modus inklusive dem Fenix. Daher war eine vollständige Nutzung in diesem Modus auch problemlos möglich in meinem Test. Problematisch wurde es erst, als ich versuchte in den ersten oben beschriebenen Modus zu wechseln. Dieser wird anfangs korrekt umgestellt und auch der Fenix lässt sich so kalibrieren und fliegen. Jedoch passiert es ab und zu ohne klar ersichtlichen Grund, dass der Throttle in den Standard-Modus zurückfällt. Somit passt dann die Kalibrierung hinten und vorne nicht mehr und es wird unmöglich den Schub im Simulator sauber zu kontrollieren.

Während meines Tests ist zwar noch ein Update für die Sim App erschienen, welches bei mir die Häufigkeit dieser Vorfälle deutlich reduziert hat. Jedoch von anderen Besitzern des Throttles in unserer Redaktion habe ich auch mit diesem Update berichtet bekommen, dass es weiterhin zu zufälligen Modus-Umstellungen kommen kann. Und es wurde auch von Inkompatibilitäten mit FSUIPC berichtet, welches es scheinbar unmöglich machen, dass die Achsen des Throttles sauber laufen und die Stellung der Hardware nicht zu dem passt, was im Simulator an Input ankommt.
Löblich zu erwähnen ist hier für WinWing, dass sie sich des Problems bewusst und auch bemüht sind, dieses aus der Welt zu schaffen. Inwiefern dies vollständig gelingt wird die Zukunft zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass sie mit ihren Bemühungen zeitnah erfolg haben, denn abgesehen von den oben beschrieben Problemen ist es eine Freude den Throttle zu nutzen. Die verschieden Rasten und Schalter fühlen sich auch während der Nutzung im Simulator extrem gut an. Und es macht Spaß, die Logik im Hebel für die Landeklappen zu fühlen und wie die Speedbrake zu nutzen ist mit ihrem Detent und der Scharfstellung zu Start und Landung.
Und auch abseits der diversen Airbusse lässt sich der Throttle gut nutzen. Durch Deaktivierung der Detents lassen sich dabei auch problemlos Flugzeuge ohne Rasten im Schubhebel fliegen. Man muss sich dabei nur bewusst sein, dass es naturgemäßg durch die sehr authentische Umsetzung der Airbus-Hardwarelogik zu Einschränkungen kommen kann. Denn während die Speedbrake eigentlich immer anstandlos funktioniert ist dies bei dem Klappenhebel nicht unbedingt der Fall. Denn nicht für alle Flugzeuge sind vier Rasten ausreichend oder die Position des Hebels auf der Achse dort, wo es das Add-on erwartet.
Fazit
Was bleibt nun also nach dem Test als Fazit unter dem Strich stehen? Wie sich im Text schon erahnen lässt, gibt es hier keine einfach Antwort. Aber im Großen und Ganzen kann ich den Throttle mit der angebauten Einheit für den Spoiler und die Klappen empfehlen. Jedoch nicht uneingeschränkt und als Must-Have Hardware für jeden Simmer. Denn hierfür sind es aktuell doch zu viele kleine Wehwechen und Einschränkungen.
Wenn ihr viel Airbus fliegt, den Throttle sauber in euer Home-Cockpit einbauen könnt und euch der möglichen Software-Konflikte bewusst seid, dann werdet ihr viel Spaß mit dem Throttle haben. Wer jedoch ein Auspacken und losfliegen erwartet, ohne sich groß kümmern zu müssen, wird hier vermutlich recht schnell enttäuscht werden.
Erwerben könnt ihr den Throttle mit dem Zusatzmodul wie gewohnt im Shop von WinWing. Für die gesamt Einheit wie ich sie hier getest habe wird dabei ein Preis von ca. 230€ im EU-Store abgerufen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an WinWing für die Bereitsstellung der Hardware für diesen Test.

Die Performance bei WinWing lässt allerdings nach. Bislang war ich es gewohnt, dass man das Produkt bezahlt und spätestens nach fünf Tagen in den Händen hält. Das ist jetzt wohl anders. Vor zehn Tagen bezahlt, bis heute noch nicht versendet.
Für mich, der zu 90 % Airbus fliegt, ist der Throttle ein echter Immersionsgewinn. Die Detent-Zonen könnten für meinen Geschmack etwas knackiger sein – das ist aber Kritik auf hohem Niveau, vor allem in Anbetracht des Preises.
Es war allerdings auch das erste WinWing-Produkt, das mich softwareseitig kurzzeitig an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Ja, „Plug & Play“ funktioniert in der Praxis nur selten vollständig. Zusätzlich musste ich mir noch eine separate USB-Controller-Karte zulegen, weil die USB-Controller vieler Mainboards schnell an ihre Grenzen kommen, wenn mehrere HID-Geräte mit hoher Polling-Rate gleichzeitig betrieben werden (Throttle, FCU, MCDU, Panels etc.).
Seitdem die Hardware sauber getrennt angebunden ist und die WinWing-Software korrekt konfiguriert läuft, ist das System aber stabil. Unterm Strich bleibt: hervorragende Haptik, deutlicher Immersionsgewinn im Airbus-Betrieb – mit etwas Initialaufwand, der technisch erklärbar, aber nichts für absolute Plug-and-Play-Romantiker ist.