Alle Jahre wieder ist es so weit: In Friedrichshafen trifft sich die allgemeine Luftfahrt fürs große Schaulaufen auf der AERO. Von der Drohne bis zur Gulfstream wird in den Messehallen alles gezeigt, was privates Fliegen bedient. Ein fester Bestandteil: Die Flusihalle. Logisch, dass wir auch zwei cruiselevel.de-Pappnasen vorbeigeschickt haben.
Schon am Abend vor der Anreise war klar: Das Wetter hat dieses Jahr so gar keinen Bock auf AERO und der April macht je eh, was er will. Mittwochabends sitzen noch bei Rafi, testen die in unseren AusFlügen viel erwähnte Bierzapfanlage, schauen den Schneeflocken zu (!) und bereiten uns schon mal auf die AERO24 vor.
So schön die Flugsimulation auf der AERO auch vertreten ist, natürlich kann sie so Events wie dem FSWeekend oder der FSExpo nicht das Wasser reichen. Aber muss sich auch nicht. Denn ihr Fokus: Allgemeine Luftfahrt. Alles, was man im Privatbereich durch die Luft bewegen kann, ist in den Hallen zu finden. Und zwar schon seit 30 Jahren. Ob filigraner Karbon-UL, Holzgebauter Mobil-Hangar oder Selfie mit Lieblings-Youtuber, die AERO24 bedient wieder viele Geschmäcker.
Vorbei am Hymer-Museum durch Graupel, Sonne, Graupel, Sonne, Regen reisen Rafi und ich am also Donnerstagmittag an, um einfach mal Messerbesucher zu sein. Irgendwie ist es ja schon ein Mekka für Luftfahrt-Freaks, denn so viele Flugzeuge auf kleinen Raum gepfercht, das gibt es vielleicht sonst nur in Oshkosh.
Das Auto im Matsch geparkt und nach einer Wanderung durch die Bodensee-Dusche, erreichen wir die AERO an ihrem zweiten Tag. Ein angenehmer Zeitpunkt, bevor am Wochenende der große Ansturm an den Flughafen Friedrichshafen kommt.
Erste Station: Natürlich die Flight Simulator Area, ein kleinerer Teil in Halle A6, der voll dem virtuellen Fliegen gewidmet ist. Größter Auftritt: Aerosoft, natürlich. Die Bürener sind mit fetter Kinowand am Start. Davor ein Setup fürs VR-Fliegen mit einer PIMAX Crystal. Ein Erlebnis, das sehr gefragt ist, nachdem das Messe-Internet endlich wieder geht.
An Stand zu finden: Die Aerosoft-Prominenz wie Marius Ellenbürger, Volker Brüggemann, Günter Zehnel und auch Geschäftsführer Andreas Mügge. Winfried Diekmann sollte erst einen Tag später ankommen. Im dunkel-gebrandeten Aerosoft-Shirt steht die Aerosoft-Mannschaft den Messebesuchern bereit. Drei Simulatoren und ein großes IKEA-Regal sind die Publikumsmagneten. Vor allem die Hardware wird von vielen Aviatikern kritisch inspiziert. Und nicht selten muss Marius oder Volker in den Raum hinter der Kinowand verschwinden, um zwei frisch verkaufte Pakete Honeycomb-Yoke zu holen. „Hardware ist sehr gefragt“, verrät Marius Ellenbürger. So wäre es auch schon auf dem FSWeekend gewesen.
Im Berreich Hardware gibt es am weißen Regal ein paar Dinge zum Anfassen. Yokes von Honeycomb und Thrustmaster, CDUs und Airbus-FCU von Cockpitmaster können auf Haptik getestet werden. Ein G1000-Setup von RealSimGear kann mit X-Plane 12 geflogen werden, der auf dem breiten Bildschirm mit angeschlossenem High-End-Rechner überraschend sexy daherkommt.
Auf der anderen Seite hat ELITE Flight Simulation ein kleines GA-Cockpit mit Instructor-Station und GTN750 aufgebaut: Es gibt an diesem Donnerstag kaum eine Minute, in dem niemand diesen Simulator testen will. ELITE Flight Simulation sind auch noch in einer anderen Halle zu finden, dort mit einem kompletten A320-Cockpit.
An der Wand, gegenüber von Aerosoft finden sich ein Messe-Neuling. Felix von Plehwe ist mit seinem Octavi-Stand vor Ort. Er zeigt den IFR1, im Einsatz mit X-Plane und MSFS. Ebenfalls anwesend: Adrian und Benno von CockpitCrafters. Die Beiden sind dann gefragt, wenn es darum geht, den IFR1 oder auch anderen Hardware am Honycomb-Yoke anzubringen. Aus einer Idee heraus haben die Zwei ein kleines Unternehmen aufgebaut. Hergestellt wird die Ware in Deutschland, vertrieben über Aerosoft.
Die Metallhalterungen sind für alle interessant, die ein bisschen Homecockpit-Feeling in Kombination mit einem Touchscreen und Air Manager aufkommen lassen wollen. Adrian erklärt mir geduldig, wie es funktioniert: Halterung ans Yoke, Bildschirm dran, als Touch-Screen einrichten und in Kombination mit dem Knobster wird das G1000NXi lebendig und die Maus nicht mehr gebraucht. Und siehe da: Sogar unser Ober-Grobmotoriker Rafi ist von den CockpitCrafters-Halterungen aufgrund ihrer Festigkeit überzeugt. Stichwort „Umlenkrolle“, liebe Podcast-Fans.
Auch echt gut: Am Octavi-Stand gibt es einen kleinen Block als Giveaway, der für jeden IFR- oder VFR-Flug auf VATSIM handlich ist. Auf ihm können Clearances, Frequenzen und andere flugrelevanten Dinge in den passenden Feldern notiert werden. Wer am Wochenende noch auf der AERO vorbeischaut und am Cockpitcrafters-Stand ist: Einfach das Stichwort cruiselevel nennen oder sagen „Julius schickt mich“ und schon bekommt ihr einen Block geschenkt! Grüße an Adrian!
Neben Octavi erwarteten wir eigentlich wieder Romeo und Julia, bzw. VATSIM und IVAO. Leider hat es aber VATSIM in diesem Jahr nicht auf die AERO geschafft. Dafür ist bei IVAO schon donnerstags eine riesige Mannschaft da. Links wird geflogen, rechts wird für München Radar gefunkt. Wer sich einen IVAO-Account rauslässt oder seinen reaktiviert (*unangenehmes Räuspern*) kann eine Honeycomb-Kombo gewinnen.
In der Nachbarschaft von IVAO sind auch wieder die Eidgenossen vom ILS-Forum anwesend, und natürlich Mobiflight mit Sebastian. Er zeigt uns einen selbstgebauten Altimeter, der auf der anderen Seite der Halle so auch in einen Kampfjet-Simulator verbaut ist.
Nach zwei Stunden Fachsimpeln und Unterhaltung war es dann an der Zeit, auch mal den Rest der Messe anzusehen. Die Drohnenhalle könnte man auch fast in Drohungshalle umformulieren, denn die Geräte dort sich nicht mehr das, was Vlogger und YouTuber in der Tasche haben. Helikopterartige Rieseninsekten wurden dort vorgestellt. Für den Rettung beim Rotenkreuz, zur Überwachung bei der Polizei, oder auch zum Transport von kleinen Cargoboxen.
In den Ultraleicht-Hallen dominieren natürlich auch die tschechischen Flugzeugbauer. Der klare Trend: Leichter und schneller mit Karbon und Turbine. Darunter auch die Orlican M-8 Eagle, in die sich auch Heiko Stemmler verliebt hat. Auch der Cockpit-Hotel-Besitzer ist wieder auf der AERO, aber diesmal ohne Cockpit. In Zivil, quasi.
Schicker, teurer und großflächiger wird es dann in den Hallen mit Echo-Klasse und Business-Fliegerei. Wie immer hat Daher die Kodiak aufgebaut, diesmal aber die 900er-Version. Ein Honda-Jet hat es auch in die Halle geschafft – Betritt der Ausstellungsfläche aber nur mit Termin. Da wir in diesem Jahr davon absehen, uns einen Honda-Jet zu kaufen, sind wir also weitergezogen Richtung Außendisplay.
Und dort erwartete uns eine extra Sicherheitskontrolle mit Abtastung. Nach kurzer Verwunderung war uns klar, warum: Neben dem Eurofighter hatte die Luftwaffen diesmal auch einen Regierungsflieger dabei: Die Global 6000 präsentierte sich tropfend in einer kurzen Regenpause. Großer Flieger, der die anwesenden King Airs, PC-12s und sonstige Turboprops wie Spielzeug aussehen lässt.
Doch auch vor den Hallen lässt uns unser Hobby nicht im Stich. Kaum verziehen sich die dicken Regenwolken über dem Platz, kommt Moritz von Alpen Air mit seinen Rundflug-Passagieren übers Display gelaufen: Draußen vor dem Zaun wartet die D-ISLA, die Tecnam P2012 mit der wir damals für die Soundaufnahmen der FSS Tecnam 2012 unterwegs waren. Die Welt ist Klein. Für Pilot Frank sowieso, der diesmal nur die VL3 dabeihat, noch mit den Stickern, die an die Afrika-Tour erinnern.
Gegen späten Nachmittag werden die Messehallen dann leerer. Während mit Tüten bepackte Messerbesucher die AERO verlassen, suchen sich die anderen einen Platz an den Ständen. Denn es ist Party Time. Bei Daher wird natürlich Rotwein geschwenkt, während bei dem einen oder anderen Luftfahrtverband Musik und Bier am Start ist. Gut, dass viele der Messebesucher auch in diesem Jahr wieder ein einer Halle campen dürfen.
Und was nehmen wir als Simulanten mit von der AERO24? Viele bahnbrechende Neuigkeiten gibt es von den Ständen nicht. Eher die Erkenntnis: Flugsimulation ist fester Bestandteil der Luftfahrtbranche. Denn gerade Piloten bleiben an den Flusi-Ständen stehen und erkundigen sich nach Hardware und dem virtuellen Fliegen. Damit sie auch in die Luft kommen, wenn das Wetter mal nicht mitspielt.
Bis zum nächsten Jahr.
Eure rasenden Reporter Julius und Rafi.
Da sind wir uns dann ja vermutlich unwissenderweise fast auf den Füßen gestanden^^ Danke für eure Eindrücke.
Vielleicht lags am besch…Wetter das auf mein Gemüt schlägt, aber irgendwie habe ich dieses mal nicht so viel mitgenommen von der Aero und finde auch, dass da teilweise im Vorfeld etwas dick aufgetragen wird im Vergleich zu den wirklich vorhandenen Ständen/Ausstellern. Von der bedeutendsten GA-Messe in Europa (oder wars weltweit?) würde ich da irgendwie mehr Strahlkraft erwarten…anderseits ist Luftfahrt halt was sehr beständiges und auch ein wenig träge, demnach tut sich auch nicht so arg viel.
Meine Highlights:
Meiner Meinung nach genügt es, bei der AERO so alle 2-3 Jahre mal vorbeizuschauen, wenn man nicht gerade explizit auf der Suche nach konkreten Informationen oder einem Produkt ist. Dafür sind die wirklichen Innovativen zu überschaubar. Entweder der eher europäische Pool von etablierten Herstellern (JMB, Diamond…) mit Standardmotor a la Rotax etc. und Standardavionik von Garmin. Oder die ewig gestrigen US-Hersteller wie Cirrus oder Piper, die scheinbar immer noch auf avgas-getriebene Lycoming Motoren setzen…
Ich vermute dieses Jahr tut sich wenn dann was in den Bereichen GA- bzw. UL-Helis und Drohnen. Muss einen dann halt auch konkret interessieren.
Gut zusammengefasst! Ich bin faktisch auch nur noch so +/- alle 2 Jahre vor Ort, aus den von dir genannten Gründen.
Fairerweise muss man natürlich sagen: hätte ich das entsprechende Kleingeld um auf der Aero auch eine mögliche Kaufentscheidung durch “look&feel” vor Ort zu untermauern wäre mein Blick darauf sicher auch ein anderer.