Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

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Nach fast 35 Jahren und mehreren pandemiebedingten Verschiebungen war es nun am Donnerstag endlich so weit: die langersehnte Fortsetzung zu TOP GUN mit dem Namen „Maverick“ lief in den Kinos an. Es sollte nicht weniger werden als eine Liebeserklärung für das Fliegen, gefilmt mit echten Flugzeugen. Ob dies gelungen ist und wo die Stärken und Schwächen des Sequels liegen, klären wir in dieser kurzen Filmkritik (fast) ganz ohne Spoiler.

Gleich vorweg muss man den Film eines zu guten halten: Ja es sind echte Flugzeuge enthalten und ja, die Flugaufnahmen sehen fantastisch aus. Das schien irgendwie auch Tom Cruise selber wichtig gewesen zu sein. Schließlich begrüßt er die Zuschauer gleich am Anfang des Filmes persönlich mit dieser Botschaft. Im ewig währenden „wir machen das am Computer“-Wahn, der spätestens seit den Erfolg von Avatar Einzug in die Kinos gehalten hat, möchte man sich nicht einreihen. Eine durchaus löbliches Motiv, dass gern Schule machen darf! Im Vorfeld der Dreharbeiten haben die Darsteller eine kleine Pilotenausbildung absolviert um auf dem echten WSO-Platz einer F/A-18 Super-Hornet Platz nehmen zu dürfen und um dort gefilmt werden zu können. Dementsprechend real sehen die Cockpit-Aufnahmen mit dazugehöriger Gesichtskirmes aus, wenn die Maschinen sich mit entsprechenden G-Kräften in die Kurve legen. Dieser Punkt geht eindeutig zu Gunsten des Filmes.

Ein weiterer Pluspunkt des Films ist der Anspruch am Realismus. Wenn ein Pilot in das Trainingsgelände einfliegt, fragt er vorher über Funk nach Erlaubnis. Wenn ein Triebwerk gestartet wird, dann drückt er auch den richtigen Knopf dafür im 1:1 nachgebildeten Cockpit. Wenn der Targeting-Pod bewegt werden muss, dann sieht man den kleinen Joystick, der dafür am Schubhebel bewegt werden muss und dass im entsprechenden Display das Grau-in-Grau wiedergegeben Bild, ebenso wie die korrekte Anordnung der Beschriftung im Head-Up-Display. Allzu grobe Schnitzer hat man sich in den technischen Details nicht erlaubt. Jedoch muss man deutlich sagen, dass die Handlung sich im letzten Drittel immer Vorhersehbarer entwickelt, weg vom Realismus zu „Hollywood“, inklusive den typischen Auf-und-Ab und dem obligatorischen Happy-End.

Als heimliche Hauptdarsteller im ersten Film galt die F-14 Tomcat, welche für viele heute noch das als schönste militärische Flugzeug zählt, nicht zuletzt wegen der brillanten filmischen Darstellung im Vorgänger. In der Fortsetzung hingegen drängt sich irgendwie der Eindruck auf: Der Hauptdarsteller ist Tom Cruise und will sich auch als solcher verstanden wissen. Irgendwie dreht sich immer alles um die mittlerweile 59-jährige Kinolegende, die nicht nur immer im Mittelpunkt der Handlung steht, sondern auch immer perfekt ausgeleuchtet an zentraler Position in die Kamera zu strahlen scheint. Gut, der Filmtitel mag ja nahe legen dass, es nun mal um „Maverick“ geht, aber wie oben in der Überschrift erwähnt könnte man diesen Zusatz auch durch Tom Cruise ersetzten. Diesen Umstand ist es dann wohl auch geschuldet das die F/A-18 Super Hornet nicht nahtlos in die Fußstapfen der Tomcat treten wird. Sie ist halt „nur“ ein Flugzeug der NAVY, dass noch selbst von Piloten geflogen werden muss. Während die F-14 noch die „Top Gun“ im damaligen Arsensal war, so ist die Super-Hornet heute offiziell veraltet und benötigt besonderer Tricks, die natürlich nur ein Pilot vom Schlage eines Maverick im Stande ist umzusetzen, um gegen den Feind mit seinen Kampfjets der 6. Generation bestehen zu können. Die letzten 35 Jahre sind nun mal auch nicht an der NAVY spurlos vorbeigegangen: Wo sich heute über einen septisch wirkenden Flugzeugträger-Deck moderne F-35 und noch ganz brauchbare Super-Hornets tummeln, so waren es früher rauchende und ölende A6-Intruder und F14-Tomcats.

Die restliche Story ist ähnlich dünn, wie sie es schon im Vorgänger auch war. Dabei schämt sich der Film nicht eine ständige visuelle Zitierung seiner selbst: die Sequenzen zum hektischen Treiben auf einem Flugzeugträger – unterlegt mit „Danger Zone“ von Kenny Logins, die Sonnenuntergangsgegenlicht-Schüsse, die schöne Frau die verführt wird (ihr erinnert euch noch an die Admiralstochter Penny Benjamin?) und natürlich wieder Tom Cruise auf seiner Kawaski auf dem Rollfeld während gerade ein Kampfjet landet. Kennen wir alles… und genau das ist die Schwäche des Filmes: viel Neues bekommt man nicht zu sehen. Alles fühlt sich vertraut an und ist leider auch vorhersehbar, sogar die weibliche Hauptrolle fährt wieder einen klassischen Porsche und wohnt in einer kleinen Strandvilla. Die Nebendarsteller tun ihr bestes gegen Tom Cruise und die vorhersehbare Story anzuspielen, aber einen wirklichen Tiefgang in der Charakterzeichnung ist nur schwer erkennbar. Es sind halt die Statisten neben Tom Cruise: Es gibt einen guten Typen der etwas unsicher ist, es gibt einen kleinen Kotzbrocken, der denkt, er sei der Beste und natürlich gibt es den Generationskonflikt junge, analytische Piloten und Pilotinnen(!) die „by the book“ fliegen gegen den alten Draufgänger.

Schließen wir nun mit der Frage, ob TOP GUN Maverick ein guter Film ist und ob er Fans des ersten Teils spaß machen wird? Dies muss man zweifelsfrei mit Ja beantworten. Vor allem die Liebe zum Detail und die fantastischen Flugaufnahmen tragen dazu bei. Wird dieser Film wieder viele junge Männer und Frauen dazu inspirieren selber Kampfpilot*in zu werden? Dem muss man leider widersprechen, dafür fühlt es sich zu sehr nach Fortsetzung und Tom-Cruise-Show an und es fehlen mutige neue Wege in der Erzählung und Darstellung. Noch heute zitiert man sich gegenseitig die Sprüche aus dem ersten Teil und das wird auch so bleiben. Die Fortsetzung hat diese nämlich gänzlich ausgespart und dies ist eines der Gründe, wieso es kein neuer Kultfilm ist, sondern eine gut gemachte Fortsetzung bleiben wird.

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7 Kommentare
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Dings
Dings
2 Jahre zuvor

Mein erster Gedanke: eine Filmkritik bei Euch? Schuster bleib bei Deinen Leisten.

Aber: Liest sich gut. Kompliment!

Den Film werde ich mir ansehen. Im Kino. Weil man einen solchen Film meiner Meinung nach im Kino schauen muss. „Handlung“ erwarte ich dabei nicht. Und, nachdem ich diese Kritik gelesen habe, fahre ich damit wohl nicht so schlecht.

Aber bin ich eigentlich der einzige der der sich über eine Neuauflage von „Hot Shorts“ freuen würde?

Eckehard Küntzle
Eckehard Küntzle
2 Jahre zuvor

Ich fand den Film absolut geil! Muss man aber eigentlich im Kino sehen. Der Sound ist da einfach ein Brett!

Martin
Martin
2 Jahre zuvor

Mein aufrichtiges Kompliment an cruiselvel.de und Mathias, dass wenigstens ihr mit dieser Filmkritik bereit seid neue Wege zu gehen 😀
Habe den zweiten Teil zwar noch nicht gesehen, und dennoch kann ich mir über diese wirklich tolle Film-Review einen guten wenn nicht sogar sehr guten Eindruck machen, wie der Film in etwa sein wird/könnte.
In den Kommentaren las ich bereits „TC-Selbstbeweihräucherung“: Ja, kann mir sehr gut vorstellen, dass dies auch bei Top Gun-Maverick zutrifft.
Aber auch schon im ersten Teil wurde mächtig auf den Ego-Putz gehauen, man denke nur an Sprüche wie: „Wir sind die Besten der Besten o.ä“ – ABER dies ist auch ein reales psychologisches Werkzeug in der US-amerikanischen Jetpilotenausbildung, und nennt sich „OVERCONVIDENCE“.
Leider muss man an als Zuschauer anmerken, dass diese „TC-Selbstbeweihräucherung“ sich bereits wie ein grüner Faden über Jahre hinweg in fast allen Tom Cruise Filmen immer wieder neu bestätigt; man denke nur an den letzten Mission Impossible Teil – am Ende TC wieder als Retter der (wenn auch nicht ganzen) Welt. Persönlich fand ich dieses Ende fast schon zum Kotzen und Fremdschämen.

Wirklich tolle Review, danke.

onlinetk
onlinetk
2 Jahre zuvor
Antwort auf  Martin

Mal was anderes, als der Film vor Jahren angekündigt wurde sprach man von 3D, ich sehe allerdings in den Kinos nur die 2D Fassung. Hat man das verworfen?

Hat jemand den ersten Teil auf Blu-ray als 3D remaster gesehen? Lohnt sich das künstlich bearbeitete 3D?

Max
Max
2 Jahre zuvor

Tja, genau das dachte ich mir schon nachdem ich den Trailer zum ersten mal gesehen habe. Es ist eine TC-Selbstbeweihräucherung ohne Sinn und Geschichte.
Schade eigentlich, man hätte soooooviel mehr daraus machen können.

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