Adrian Hinst und Tibor Kokai sind Urgesteine der Flusiszene. Mit Liebe zum Detail haben beide diverse Projekte als Freeware für den FSX, Prepar3D und X-Plane veröffentlicht, darunter fast immer osteuropäische Flugzeuge. Mit der vor kurzem vorgestellten L-200 Morava, sind die beiden das erste mal auf Payware-Terrain unterwegs. Wir haben mit den beiden ein kurzes Interview geführt.
cruiselevel:
Adrian und Tibor, ihr seid vielen Flusipiloten, gerade im Bereich der General Aviation, ein Begriff. Wir erinnern uns noch gut an die Zlin-43 für den FSX, die Yak-18T für X-Plane und an eure überragende Zlin-142 für den X-Plane. Seit wann betreibt ihr Flugsimulation?
Adrian:
Ich bin erst relativ spät, nämlich 2009 mit dem FSX in das Hobby eingestiegen. Vorher war ich eher auf den Bereich RC-Modellflugsimulatoren fixiert. Seit einiger Zeit konzentriere ich mich jedoch auf den X-Plane.
Tibor:
Ich habe als Kind mit einem Sinclair ZX Spectrum mit der Flugsimulation begonnen. Dort hatte ich Spieel namens Fighter Pilot und Tomahawk. Der Himmel war nur dunkelblau und der Boden hellgrün. Berge waren einfach nur drei dünne Linien, welche ein Dreieck bildeten. Im Nachhinein kann man darüber nur schmunzeln, aber zur damaligen Zeit habe ich jede Minute genossen!
Als ich später meinen ersten „richtigen“ Computer gekauft habe, habe ich den MS Flightsimulator 5.0 installiert. Dieser Simulator entfachte meine Liebe zur Simulation. Ich habe auch damals schon angefangen, meine ersten eigenen Flugzeuge für diesen Simulator zu entwickeln. Danach ging es mir wie vielen anderen Leidensgenossen, ich habe jede neue Version von Microsoft gekauft.
cruiselevel:
Wann habt ihr damit begonnen Addons zu entwickeln?
Tibor:
Wie ich bereits gesagt habe, habe ich relativ früh damit angefangen, dass ich eigene Flugzeuge entwickelt habe. Diese wurden jedoch nicht veröffentlicht, weil ich damals noch kein Internet hatte. Meine erste richtige Veröffentlichung war für den FS2000 und wie sollte es anders sein, eine Zlin. Später habe ich noch einige andere Modelle für den Simulator gebaut, dieser sind jedoch nicht mehr Verfügbar, da ich die Quelldatei selber nicht mehr habe.
Adrian:
Mein Traum war es immer ein Pilot zu werden. Um diesem Ziel näher zu kommen, habe ich den Flugsimulator zum trainieren genutzt. Ich habe den Simulator nie wirklich als Spiel gesehen und der Gedanke etwas dafür zu entwickeln kam eigentlich nur, weil ich das Ziel hatte, dass der Simulator näher an die Realität kommt. Ich habe meine Entwicklungen auf meine persönlichen Wünsche und Ziele abgestimmt. Natürlich stand immer im Fokus, dass ich diese Sachen auch veröffentliche, da ich auch von der Community extrem viel gelernt habe. Anfangs habe ich Szenerieobjekte, aber auch ganze Szenerien entwickelt, hauptsächlich von Flugplätzen die ich aus der Realität kenne. Erst relativ spät habe ich mit der Entwicklung von Flugzeugen begonnen. Hier lag der Fokus wieder darauf, dass diese möglichst realistisch sind, damit ich sie selber zum üben nutzen kann.
cruiselevel:
Ihr seid fast die einzigen Entwickler, die Muster aus Osteuropa umsetzen. Woher kommt die Liebe für Zlins und Yaks statt Cessna & Co?
Adrian:
Mein erstes persönliches Projekt war eine Cessna 152II. Ich weiß, völlig konträr zu aktuellen Entwicklungen. Damals habe ich diese jedoch umgesetzt, weil viele Flugschulen in Ungarn diese nutzen und ich sie ebenfalls für meine PPL-Ausbildung geflogen bin. Ich habe mein eigenes Cockpit gebaut und sogar ein entsprechendes Force-Feedback eingebaut. Alle Schalter und Hebel die in der realen 152 vorhanden sind, habe ich entsprechend eingebaut. Das war ein unbeschreiblicher Moment in meinem Leben!
Dieser Simulator zeigte mir auch , wie effektiv das zusätzliche Training zum realen Fliegen ist. Später hatte ich die Möglichkeit die Zlin-142 zu fliegen. Tibor ( PWDT) hat damals schon an einer Zlin gearbeitet, also habe ich ihm angeboten, dass ich ihm bei der Entwicklung helfe. Zum Schluss haben wir eine Freeware veröffentlicht, bei der ich sagen kann, dass diese so realistisch ist wie es in einem Simulator nur möglich ist. Momentan nutze ich auch noch eine VR-Brille, diese steigert die Immersion noch mehr.
Tibor:
Bei mir liegt es auch eher in der Kindheit begründet. Ich habe als Kind meine Freizeit hauptsächlich an unserem lokalen Flugplatz verbracht. Dort waren nur Flugzeuge aus den damaligen Ostblockstaaten vertreten. Es gab also nur Zlins, Wilgas und Yaks. Die tschechischen Modelle haben es mir am meisten angetan, also fokussierte ich mich darauf. Diese Flugzeuge sind, im Gegensatz zu westlichen Mustern, nicht unbedingt auf einfache Flugeigenschaften ausgelegt. Man muss also genau wissen was man tut und auch ein entsprechendes Können mitbringen.
cruiselevel:
Ihr habt diverse Freewareprojekte veröffentlicht und damit der Community viele Flugerlebnisse beschert. Wieso jetzt der Schritt zu Payware-Addons?
Tibor:
Ich sehe es als kleines Experiment an. Ich weiß, dass wenn wir Freeware veröffentlichen, diese von tausenden Leuten heruntergeladen wird. Leider wundern wir uns aber auch immer wieder, dass nur eine ganz kleine Anzahl von den Nutzern uns eine kleine Spende zukommen lässt. Dies ist sehr schade, da wir unglaublich viel Arbeit aber auch eigene finanzielle Mittel in die Entwicklung stecken.
Adrian:
Ich habe unzählige Stunden in die Entwicklung der einzelnen Projekte gesteckt. Ich bin ein Maschinenbauingenieur, habe also mit Programmierung erst einmal nichts am Hut. Das ganze Wissen über die Programmierung, Texturierung etc. musste ich mir alles aneignen. Wie oben schon beschrieben, zielten meine ersten Entwicklungen eher auf meinen eigenen Bedarf ab, der Release als Freeware war also kein Hindernis für mich. Natürlich hoffte ich auch wie Tibor darauf, dass wir wenigstens eine kleine Spende für unsere Projekte bekommen, aber leider waren es nur ganz wenige User die diesem Wunsch folgten.
Die Morava ist unsere erste Entwicklung welche nur für die Community ist, somit war es für uns relativ früh klar, dass dieses Flugzeug als Payware angeboten wird.
cruiselevel:
Ich selber bin damals mit der Zlin Z-43 für den FSX unzählige Stunden geflogen, vor allem weil ich das Original gut kenne. Werden wir eure älteren Produkte auch im X-Plane erwarten können?
Adrian:
Ich plane in den nächsten 1-2 Jahren kein neues Flugzeug zu veröffentlichen. Aber sag niemals nie 🙂
Tibor:
Momentan habe ich dafür keine konkreten Pläne. Das aktuelle Ziel besteht darin, dass wir den Kunden unseren besten Support anbieten können.
cruiselevel:
Wie seht ihr die Zukunft von X-Plane? Habt ihr Wünsche an Laminar Research?
Adrian:
Das aus meiner Sicht größte Problem bei X-Plane ist die Multi-OS Plattform. Ich glaube nicht, dass sie an den neuen MSFS von Microsoft so schnell anschließen können, zumindest nicht auf einer guten Performancebasis. Für mich als VFR-Pilot hoffe ich auf besseres Autogen, volumetrische Wolken, erweitertes SSAO (Screen Space Ambient Occlusion) und modernere Vegetation. Durch mein Programmieren weiß ich aber auch, wie Dinge im X-Plane funktionieren und deshalb erwarte ich nicht, dass es in den nächsten 1-2 Jahren gravierende Änderungen gibt. Alleine aber die Aerodynamik und die Echtzeitberechnungen im X-Plane, sind für mich ein Grund diesen Simulator weiter zu nutzen.
Tibor:
Der Wettbewerber hat die Messlatte für X-Plane extrem hoch angesetzt. Ich hoffe wirklich, dass Laminar Research eine Antwort auf den MSFS hat.
cruiselevel:
Mit dem neuen MSFS hat Microsoft eigentlich den perfekten VFR-Simulator geschaffen. Wie steht ihr dazu, gibt es bereits Pläne für entsprechende Addons?
Tibor:
Der neue MSFS ist für mich eine komplett neue Technologie, welche auch neues Wissen und Fertigkeiten von den Entwicklern abverlangt. Viele Sachen im Hintergrund ändern sich momentan, wir warten also noch etwas ab, bevor wir eine endgültige Entscheidung treffen.
Adrian:
Microsoft hat einen unglaublichen Job mit dem MSFS getan. Die Grafik ist außergewöhnlich gut, gerade in Verbindung mit Virtual Reality. Was ich aber kritisiere ist, dass das Flugmodell in vielen Punkten nicht sehr gut programmiert ist. Im Moment habe ich noch kein Interesse für den Simulator zu entwickeln. Das liegt aber eher daran, dass ich diesen momentan kaum verwende. Wenn ich zum Üben an den Computer gehe, starte ich den X-Plane. Der MSFS ist für mich aktuell nur eine zehnminütige Entspannung nach einem harten Arbeitstag.
cruiselevel:
Vielen Dank euch beiden für das Interview und wir wünschen euch alles Gute für eure zukünftigen Entwicklungen!