Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

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Wenn Businessjets für den Microsoft Flight Simulator veröffentlicht werden, ist das meist ein bisschen wie bei Startup-Pitches in der TV-Show Die Höhle der Simulatoren: AviationLads-Video, große Versprechen, glänzende Avionik, aber hinten raus bleibt doch oft nur heißer APU-Dampf. Kann die CJ3+ von LivToAir es anders machen – und für 32,21 Euro einen schicken Lightjet mit viel Liebe zum Detail bieten?

Was gibt’s für das Geld?

Die Citation CJ3+ ist ein Leichtjet der etwas edleren Sorte: Platz für bis zu neun Passagiere (dann aber echt eng), Reichweite von gut 2.000 nautischen Meilen, Cruise Speed bei Mach 0.71 und das Ganze mit einem Garmin G3000 ausgestattet – genauer gesagt mit einer angepassten Version des bekannten Working-Title-G3000. Mitgeliefert werden unter anderem:

  • Acht Liveries mit realistisch hinterlegten Kennungen
  • EFB im iPad-Stil mit SimBrief-, Navigraph- und Snack-Integration – knurpsel
  • Außenmodell mit animierbaren Türen, Cargoklappen und GPU
  • Interaktive Kabine mit nutzbarer Toilette, ausklappbaren Tischen und RGB-Partybeleuchtung
  • Sounds auf Basis der Default CJ4 mit zusätzlichen Gimmicks
  • Und natürlich: ein Flugzeugmodell – immerhin.

Installiert wird das Ganze unkompliziert über den SimMarket-Installer direkt in den Community-Ordner. Übrigens erhältlich für beide Sims. Ein Handbuch sucht man leider vergeblich, was für komplette Neulinge und Leseratten beim ersten Start für ein bisschen Ratlosigkeit sorgt – oder für den gewissen Pioniergeist beim Erkunden. Aber ey, wir SImmer brauchen kein Handbuch. Wenn, dann brauchen Handbücher uns.

Nach Liveries sortiert: Zeh Jott drei Plus in verschiedenen Länderoutfits.

Außen hui – Innen auch, aber mit Schmunzeln

Das 3D-Modell überzeugt: Proportionen stimmen, die Texturen sind scharf, und mit dem neuen Walkaround-Modus von MSFS24 lässt sich stilecht um die CJ3+ herumschlendern. Türen und Cargoklappen lassen sich über die EFB einzeln öffnen – besonders nett: Wer die GPU aktiviert, bekommt diese auch als physisches Objekt am Heck dargestellt. Nur: Wer vergisst, sie manuell zu entfernen, fliegt notfalls mit Verlängerungskabel durch die Stratosphäre.

Leichter Jet kann schweben. Hier das Nosegear in KTEB.

Innen zeigt sich die CJ3+ verspielt: Zwar ist die Kabine polygonal eher auf Diät, aber funktional. Tische lassen sich ausklappen, Armlehnen ebenso, Snacks erscheinen auf Knopfdruck (und verschwinden auch mit einem „Crunch“), und selbst die Toilette funktioniert – mit Tür, Deckel und Spülung. Letztere klingt allerdings eher nach Gäste-WC als einem Beichtstuhl, der dir den Poppes wegsaugen will, wie man es sonst aus fliegenden Latrinen kennt.

Für das leiblich-virtuelle Wohl ist gesorgt.

Highlight – oder Glanzleistung der Geschmacklosigkeit, je nach Perspektive – ist der sogenannte „Disco-Modus“: Eine RGB-Partybeleuchtung, bei der sich Cessna-Ingenieure vermutlich im Grab umdrehen würden. Aber hey – wenigstens fliegt man stilvoll zur nächsten Ibiza-Runway – und die Hälfte von euch haben wahrscheinlich eh harten RGB-Pogo im PC-Glasaquarium verbaut, oder?.

Die EFB: iPad mit Fluglizenz

Die Electronic Flight Bag im CJ3+ ist gut gemeint und funktional. Sie umfasst:

  • Ground Control: Türen, GPU, Beladung, Fuel
  • Map: OpenStreetMap-basiert, simpel aber hilfreich
  • Notes: Ideal für Clearances – oder kleine Kunstwerke
  • Navigraph: Per QR-Code einloggen, Charts abrufbar
  • SimBrief: Flugplan laden – theoretisch zumindest

Denn hier lauert ein Stolperstein: Die EFB verlangt die Eingabe des SimBrief-Benutzernamens, nicht der User-ID. Wer, wie der Autor dieser Zeilen, ein Sonderzeichen im Namen trägt, steht vor einer on-Screen-Tastatur, die Sonderzeichen einfach nicht anbietet. Ergebnis: kein Flugplan, keine integriert PDF.

Mausgrau, auf Steingrau, dahinter Betongrau mit ein bisschen Steingrau, ohne Sonderzeichen: Viel Spaß bei der Eingabe des Simbrief-Usernamens.

Systemtiefe: solider Sim-Kompromiss

Die CJ3+ nutzt das Standard-WT-G3000 mit kleinen Tweaks: z. B. für V-Speeds und Weight-Init. Klimaanlage, Deicing und Co. sind funktional angebunden – größtenteils MSFS-Default, aber passend. Die Systemtiefe ist daher nicht mit einem HJet oder gar einem High-End-Addon zu vergleichen, bietet aber genug, um auf IVAO oder VATSIM respektabel aufzutreten – solange man den Anspruch kennt.

Über die CTC lassen sich MFD und PFD gut organisieren.
Der Dispatch-Schalter aktiviert zu Beginn nur das Nötigste: Für Clearance und Co.

Weniger gelungen ist der erste Eindruck beim Flugverhalten: In der Default-Konfiguration ist das Höhenruder derart sensibel, dass schon leichte Steuerimpulse zu wilden Achterbahnbewegungen führen. Mit angepassten Sensitivitäten beruhigt sich das – danach fliegt die CJ3+ stabil, steigt zuverlässig auf FL450 und liegt auch bei 0.71 Mach sauber in der Luft.

Sound & Atmosphäre

Die Soundkulisse basiert auf der CJ4 und ist damit solide – ergänzt um einige witzige Samples für Tablet, Schalter und Snacks. Nervig hingegen: die Klimaanlage. Sie klingt wie ein veralteter Staubsauger im Wutmodus – hier wäre ein Lautstärkeregler ein echter Zugewinn. Die Nachtbeleuchtung im Cockpit ist okay, wirkt aber etwas lieblos – „Mood Lighting“ geht auch stilvoller.

Spaßjet mit Schwächen

Die LivToAir CJ3+ ist kein High-End-Addon – aber er will es auch gar nicht sein. Wer eine systemtiefe, realitätsgetreue Umsetzung sucht, wird hier enttäuscht. Wer aber Lust auf einen soliden Kurzstreckenjet mit nettem Cockpit, funktionaler Avionik und einer Prise Spielerei hat, findet hier ein liebevoll gemachtes Add-on mit Humor – und Fehlern, die man aber wegsnacken kann.

Die fehlende Benutzer-ID-Unterstützung bei SimBrief, das überempfindliche Höhenruder und der Ohrenfeind Klimaanlage-Sound sind klar negativ zu werten. Aber: Wer das G3000 kennt, Spaß an interaktiven Kabinen-Features hat und einfach mal stilvoll von Genf nach Nizza brettern will, findet in der CJ3+ einen charmanten Begleiter. Empfehlung? Naja, mit Einschränkungen. Es ist sicher nicht ein Add-on, das man haben muss. Aber eines, das trotzdem Spaß und Entertainment bringen kann: Einsteigen, EFB aufklappen, Snacks bereitstellen – und bitte die GPU nicht vergessen.

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Thomas
Thomas
4 Tage zuvor

Ich hab‘ so meine Probleme mit dem Produkt. Die Proportionen mögen generell passen, allerdings sind auf den ersten Blick sowohl die Windleitbleche vor den Cockpitscheiben zumindest von innen als auch die Triebwerksaufhängungen vom Heck aus gesehen nun so gar nicht authentisch (https://youtu.be/oWiyMeZ_VRw?si=QtRP8b6XFjSUcDOS&t=23). Offenbar wurde auch hier ein zugekauftes 3D-Modell als Grundlage genommen, die Avionik ist von WT, die Sounds vom Standard CJ4, auf dem auch das Flugmodell weitgehend basieren dürfte. Die Animationen sind schön gemacht, und es ist sicher auch einiger Aufwand in die Individualisierung der Standard Elemente geflossen. Aber 32 Euro ist schon nah an den Preisen, die andere Entwickler für weit aufwändigere Eigenentwicklungen aufrufen, und meine Befürchtung ist, dass sich irgendwann in Entwicklerkreisen generell die Erkenntnis durchsetzt, dass auf dem Flusi Markt auch mit deutlich geringerem Aufwand gutes Geld zu machen ist.
Mir ist bewusst, dass man auch argumentieren kann, dass z.B. Fenix anfangs auch stark auf ProSim Bestandteile zurückgegriffen hat und die WT Avionik bewusst für Eigen- und Weiterentwicklungen offen steht und von vielen Entwicklern genutzt wird, aber meiner Meinung nach sollte die Community diese Art Bausatz-Produkte grundsätzlich eher kritisch betrachten.

Markus F.
Markus F.
4 Tage zuvor
Antwort auf  Thomas

Gehe ich weitgehend mit.
Wenn wir von ~20€ reden würden hätte ich gesagt: nett, die Gimmicks mit den Snacks etc in so nem Jet feier ich auch ein wenig. Weil da passt es irgendwie gut hin.

Aber so ist es mir ein wenig zu viel „Endmontage“ vorhandener Elemente für den Preis. Und für mich persönlich jetzt auch kein so wirklicher Mehrwert zum CJ4 (was natürlich subjektiv ist).

Michael S.
Michael S.
4 Tage zuvor

Bin ich jetzt konservativ, wenn ich allergisch darauf reagiere wenn das Klo funktioniert, das Flugmodell aber nichts taugt?

Torsten
Torsten
4 Tage zuvor
Antwort auf  Michael S.

Sehe ich ganz genaus so wie Du

Raphael
Raphael
4 Tage zuvor

Was für ein nichtssagendes Review – zur Feststellung der Unprofessionalität dieses Reviews wäre das Penisbild nicht einmal nötig gewesen, die Absenz jeglicher Mindeststandards zur Bewertung reicht da völlig aus.
Den Satz „Es ist sicher nicht ein Add-on, das man haben muss. Aber eines, das trotzdem Spaß und Entertainment bringen kann“ kann man getrost zu jedem x-beliebigen Flugzeug als Fazit hinzufügen, selbst zu einer fliegenden Kloschüssel.
Hier in den Kommentaren und anderswo liest man da schon viel eher, was dieses Produkt ist: Ein schamloser Cash Grab, der aus allen Ecken und Enden „Bauteile“ zusammensteckt und noch ein paar lustige Chipstüten hinzufügt (hihihi) – deren Texturen vermutlich auch von irgendeiner Website gekauft wurden.

Markus
Markus
4 Tage zuvor
Antwort auf  Julius

Super geantwortet Julius, warum muss ommer getreten werden. Ich habe jedes Augenzwinkern sofort gelesen und ich denke, wer deine Texte kennt wird sofort heraus lesen wie Du was schreibst, aber offenbar gibt es hier keinen Humor mehr….

Raphael
Raphael
4 Tage zuvor
Antwort auf  Julius

Wie ich unten in einer anderen Antwort erläutert habe, geht unser Verständnis von „Review“ wohl deutlich auseinander. Ich würde bei einer Review erwarten, dass man die Prüfung des Produkts schon ernst nimmt.
Bezüglich „ausfallend“: Ich hätte meine Kritik etwas weniger radikal formulieren können, das gebe ich zu und dafür bitte ich um Entschuldigung.
Ich wünsche dir ebenso ein schönes Wochenende.

Alex
Alex
4 Tage zuvor
Antwort auf  Raphael

Warum nur gibt es immer solche Typen… man sieht, da hat jemand Spaß und denkt sich „das geht aber nicht“ xD

Raphael
Raphael
4 Tage zuvor
Antwort auf  Alex

Wenn ich Spaß haben will, höre ich mir gerne den Podcast an. Oder schaue mir einen Stream hier an. Oder lese eine Glosse. Eine Review hat aber nicht „Spaß“ als Sinn und Zweck. Wenn da Review steht, erwarte ich, dass man ein Produkt, für das manche Menschen nichtsahnend 30€ rauswerfen, entsprechend unter die Lupe nehmt und wenn nötig auch an Kritik nicht spart. Man kann das natürlich auch so sehen, dass hier am besten alles Spaß und Penisbilder auf cruiselevel ist. Aber da würde ich mich dann schon mal fragen, ob ein Flight-Sim-Postillion eine so große Zielgruppe hat…

Jan
Jan
3 Tage zuvor
Antwort auf  Raphael

Vielleicht solltest du dann eher der Redaktion beitreten? Wenn deine Erwartungen an das hier gebotene Ehrenamt nicht erfüllt werden, lass dich doch mit eigenen Artikeln selbst beehren 😊

Marten
Marten
4 Tage zuvor

Julius, deine Zeichenkünste sind übertroffen. Ich denke, das kommt einfach von selbst, wenn man Kinder hat 😄

Marten
Marten
4 Tage zuvor
Antwort auf  Marten

Unübertroffen Natürlich 🙄

Torsten
Torsten
4 Tage zuvor

Was ist das für ein DIng ? Habe mich verleiten lassen und die Cessna gekauft ohne groß Reviews zu lesen.
Leider ein Fehler. Es sit schön essbare Snacks zu haben, aber das macht man einmal dann war’s das.
Das 3D Modell ist nicht super aber OK, es ist aber nicht besser als das derAsobo CJ4 .
Der Sound ist der Selbe wie in der CJ4 von Asobo, der nicht schlecht ist, aber für das Geld.
Die Texturen sind eher schlecht, mann kan damit leben, aber gut sind diese nicht.
Das Cockpit ist das Standard-Cockpit G3000, das ich im Gegensatz zum g1000 mindest 2 Klassen schlechter finde.
All damit könnte ich leben, wenn das Flugmodell gut wäre, aber damit komme ich überhaupt nicht klar, es fühlt sich einfach nicht nach einer Cessna Citation an, ich weiß nicht nach was überhaupt.

Das Ganze für 32 €, ist echt sportlich
die Black Square – TBM 850 ist für 36€ zu haben und spielt in einer ganz andern Klasse

ich kann die CJ3+ von livtoAir nicht empfehlen
die Asobo CJ4 mit dem Woozel-Mod bietet da mehr

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