Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

Tief im Westen…so beginnt Herbert Grönemeyers Lied über die Stadt Bochum. Um eben jene geht es hier natürlich nicht, aber die erste Zeile dieses Liedes trifft auch auf den Flughafen Weeze zu – denn weiter westlich, geht es in hier in Deutschland nicht mehr.

Von der Royal Air Force Base – zum Billig-Airport

Der Flughafen Weeze feiert in diesem Jahr sein 80-jähriges Jubiläum. Allerdings nicht als, wie heute bekannter, ziviler Airport. Denn die zivile Nutzung als Billig-Airport, begann erst im Jahre 2003. Die eigentliche Geschichte des Flughafens, begann in den finalen Zügen des Zweiten Weltkrieges, 1945. Nachdem die Alliierten bereits weite Teile des Rheinlandes befreiten, wurde hier an der Deutsch-Niederländischen Grenze der „Advanced Landing Ground – Goch“, für den finalen Push über den Rhein erbaut.
Der ALG Goch nahm am 4. März 1945 seinen Betrieb auf. Das 662. Squadron mit ihren Taylorcraft Auster wurde als Erstes hier stationiert, gefolgt vom 121. Wing mit ihren Hawker Typhoon. Letztere wurden Mitte April 1945 gegen Spitfire der Royal Canadian Air Force ausgetauscht. Kurz vor Kriegsende, ging bereits die kurze Historie des ALG Goch im späten April zu Ende.

1954, nach Ausbruch des Kalten Krieges, entschied sich die Royal Air Force Germany (RFAG) als Besatzungsmacht, den Airport von Grund auf neu zu bauen und RAF Laarbruch zu benennen. In dieser Zeit entstand die heute bekannte 2.565 m lange Piste, sowie viele der Anlagen und Shelter. In der Zeit bis zur Schließung der RAF Base im Jahre 1999 waren viele verschiedene Squadrons hier stationiert. Am bekanntesten dürfte die Stationierung von F-4 Phantoms, Panavia Tornados und nach der Schließung der RAF Gütersloh, hierher gewechselter Harrier Senkrechtstarter sein.

1999 wurde die RAF Laarbruch geschlossen und alle verbliebenen Squadrons wurden zurück nach Großbritannien oder an andere Orte verlagert. Nach vier Jahren Stillstand und Umbau, wurde im Jahr 2003 der zivile Flugbetrieb, als Flughafen Niederrhein aufgenommen. Heute betreibt die irische Billigairline Ryanair hier eine Basis und ist einziger Airline-Kunde. 2024 wurden ca. 2 Millionen Passagiere abgefertigt.

Flughafen-Umgebung

Genug der Historie – beginnen wir mit dem Heute! Wir legen los mit der Umgebung des Airports und schauen erstmal, was uns dort erwartet.

Der Airport selbst liegt auf der berühmten „grünen Wiese“. Neben den kleineren Dörfern Hees und Wemb im Osten, befindet sich nordöstlich die Gemeinde Weeze und südöstlich die Stadt Kevelaer. Im Westen schließt unmittelbar die deutsch-niederländische Grenze an, hinter welcher der niederländische Nationalpark „De Maasduinen“ beginnt. Die nächsten Großstädte sind auf deutscher Seite Krefeld und Duisburg, sowie auf niederländischer Seite Nijmegen.

Wer, wie wohl die meisten Fluggäste an einem Airport auf der grünen Wiese, mit dem Auto anreist, braucht auch einen Parkplatz. Davon gibt es hier reichlich, welche vom Entwickler auch umgesetzt wurden. Einige davon sind mit Solardächern überdacht, welche Strom für die Anlagen des Airports produzieren. 100 % genau aligned mit den Parkplätzen sind diese Dächer dabei nicht immer, das ist für mich aber eher vernachlässigbar.

Ebenso vorhanden sind die ehemaligen Kasernen-Gebäude auf der Südseite des Airports, welche entlang der heutigen Zufahrt liegen. Südöstlich vom Terminal schließt erst das GAT 1 und dann entlang des Taxiway S, das GAT 2 an. Auf dem GAT 1 hat SimPixel einige Statics platziert, darunter eine Gulfstream, sowie mehrere Dash 8-Q400 der ehemaligen FlyBe, welche auch in der Realität dort im Long-Term-Parking stehen und somit ein nettes Detail darstellen. Das GAT 2, welches ganz im Osten des Aprons liegt, ist dann als vollwertiges GAT nutzbar – als Parkpositionen dienen in der Szenerie und der Realität die Pads vor den ehemaligen Sheltern der Fighterjets.

Gehen wir rüber auf die Nordseite von Weeze. Im Nordosten befindet sich ein großer Solarpark, welcher auf Freiflächen, zwischen ehemaligen Sheltern, Hangaren und Wachtürmen gebaut wurde. Selbst viele ehemalige Rollwege wurden dabei überbaut. Einzig ein ehemaliger Hangar im Norden ist frei geblieben, welcher heute als Lagerhalle, u.a. für das De-Icing Equipment fungiert.

Wer darauf gehofft hat, dass das Parookaville Festival im Nordwesten des Geländes ebenfalls inkludiert ist, der wird jedoch erst mal enttäuscht sein, dass er nicht im digitalen Schlamm stehen kann. Denn die bunten Stages und Areas sind aktuell nicht inkludiert, wenngleich der Aufwand dahinter auch immens wäre, eine adäquate Darstellung davon zu liefern. Aber wer weiß – vielleicht tut sich da ja noch was in zukünftigen Updates.

Wir setzen den virtuellen Rundgang im Südwesten des Geländes fort. Hier befindet sich neben einem Sand- und Kieswerk (welches nur im Luftbild inkludiert ist), ein weiterer, ehemals militärischer Teil, welcher aktuell wieder als solcher aufgebaut wird. Nicht, weil hier neue Kampfjets stationiert werden sollen. Nein, die Rheinmetall AG möchte hier in naher Zukunft mit der Produktion für die Rumpfsektion des US-Tarnkappen Fighters F-35 beginnen, welche das Bundesverteidigungsministerium bestellt hat. Die Baustelle und eben jene Produktionshallen sind jedoch nicht inkludiert, hier gibt es allerdings auch nicht wirklich viel Material zu – und wenn doch, dann in vielen Fällen sicher geheimes.

Direkt nebenan befindet sich das Tanklager des Airports und der Tower. Die Betankung am Flughafen Weeze führt die Rheinland Air Services durch, ein Detail auf welches SimPixel bei der Texturierung der Tankwagen geachtet hat. Der Tower des Flughafens ist ebenso voll modelliert, mitsamt vollständigem Interior. Von hier aus hat man eine gute Übersicht über weite Teile des Airports, obwohl dieser recht flach ist. VATSIM und IVAO Lotsen können sich hier also eine gute Towerview einstellen.

Dem Apron wieder näher kommend, liegt noch das CargoCenterWeeze vor uns, welches eine bessere, olivgrüne Wellblechhütte ist. Aber für Cargo ist Weeze jetzt auch nicht direkt bekannt – und wenn, dann ist es Ground-Based-Cargo, welche mit Flugnummern versehen ist. Auf dem hinteren Teil des Aprons, den Positionen 8 und 9, wurden zwei statische Ryanair 737 platziert (diese können über den iniManager deaktiviert werden), mitsamt Ground-Equipment.

Stichwort Groundequipment: Hier hat SimPixel direkt auf Community-Feedback reagiert und die Texturen des Groundhandlers LOSCH, gegen die korrekten von „SERVE2FLY“, einem Tochterunternehmen der HEICO-LOSCH Gruppe, ausgetauscht.

Damit man überhaupt seine Parkposition erreicht, ist die Markierung der Rollwege und Aprons natürlich ein wichtiger Faktor. Diese sind komplett vorhanden (mit einer Ausnahme auf der Runway, dazu weiter unten aber mehr), auch mit ihren Details wie den außenliegenden Pfeilen. Reifenabriebe und Schmutz auf den Parkpositionen, sorgen neben dem Ground-Clutter für einen belebten Apron.

Ebenso vorhanden ist der „Pylonen-Gang“, welcher den Walk-Boarding Weg für Passagiere darstellt, die auf den Positionen 1-3 ihr Flugzeug besteigen. De-Boarding hingegen, findet in Weeze immer per Bus statt.

Auch die Beleuchtung ist an einem Flughafen natürlich wichtig. Grundsätzlich ist diese in allen Bereichen vorhanden, gerade die Anflugbefeuerung ist jedoch unvollständig und 3D-Modelle fehlen, ebenso übrigens bei den PAPIs. Bei der Beleuchtung der Rollbahnen gibt es auch zwei Auffälligkeiten, verglichen mit den Daten der AIP. Die Taxiways E, F, G, H und N auf der Nordseite sind eigentlich unbeleuchtet, ebenso wie der Taxiway S im Bereich des Aprons.

Mehr als eine Blechhütte – das Terminal

Von einigen wird es durchaus als Blechhüte verschrien und in manchen Bereichen hat es sicher auch einen gewissen Look dahingehend, aber das Terminal ist zwar funktional gebaut, dennoch mehr als eine Blechhütte.

Das Gebäue selbst ist gut modelliert und texturiert und bringt den durchaus blanken Charme gut herüber. Die großen Fensterfronten ermöglichen einen Blick in den Gatebereich und das Café auf der Luftseite, sowie in die Abflughalle auf der Landseite. An den Gates sind entsprechende Ausgangstüren zum Bus oder Walk-Boarding angebracht, jedoch passen die Zebrastreifen und die Tore in den Gattern nicht mit den Positionen der Türen überein.

Zu einer guten Szenerie gehört heutzutage auch ein Terminal-Interior. Wenn auch nicht bis ins letzte Detail genau, hat SimPixel wie ich finde, hier eine ansprechende Umsetzung gefunden. Die Screens über den Check-In Schaltern wechseln sich dabei mit verschiedenen Bildern ab, die Bildschirme im Gatebereich weisen unterschiedliche Destinationen auf. Die Beamten an der Passkontrolle stehen offensichtlich auf Cat-Content.

Statische 3D-Personen wurden per Update ebenfalls nachgereicht und sind über den iniManager abschaltbar.

Kleinere Bugs und Unstimmigkeiten

Vorab – perfekt ist kein Stück Software und am Ende sind es auch nur kleinere Bugs und Unstimmigkeiten. All jene habe ich dabei Roy von SimPixel bereits mitgeteilt, welche dieser mit einem weiteren Update fixen möchte.

So ist u.a. der „Airport Weeze“ Schriftzug statt in Schwarz, in der gleichen Farbe wie der Hintergrund. Statt an der deutsch-niederländischen Grenze, liegt der Airport offenbar an einer fiktiven Grenze zwischen Dänemark und Frankreich, manche Fahrzeuge unter den Solardächern parken, recht wild, wobei das auch in der Realität nicht selten vorkommt.

Auffälliger sind Airside der Terrain-Glitch an einer Ketter Shelter im Norden, eine flackernde Glastextur über den Gates, sowie fehlende Modelle für PAPIs und Anflugbefeuerung. Ebenso ist die LOC Antenne für das ILS 27, fälschlicherweise vor Piste 27, statt dahinter (am Ende 09) platziert. Die Touchdownzone-Markierungen wurden in Version 1.0.2 zwar angepasst, sind jedoch weiterhin nicht korrekt platziert und unvollständig, verglichen mit dem Luftbild. Die korrekten Positionen sind anhand der weißen Flecken, welche durch das Sat-Bild unter der Textur drücken, erkennbar.

Fazit

Sind diese oben erwähnten Bugs, Show-Stopper welche vom Kauf abhalten sollten? Das ist für mich klar mit „Nein“ zu beantworten. Die Modellierung und Texturierung sind in vielen Bereichen sehr gut gelungen und SimPixel hat hier durchaus auch ein Auge fürs Detail. SimPixel hat sich in seinen ersten zwei Updates bereits sehr offen für Feedback aus der Community gezeigt und einige Dinge verbessert, so ist dies auch mit der „Mängelliste“ über die oben gezeigten Dinge geplant, welche ich ihm zugesendet habe.
Kleinere Möglichkeiten für Improvements bestehen u.a. auch an den Werbetafeln auf der Landseite, welche einfach weiß sind.

Die Performance ist selbst auf einer doch recht alten Krücke wie der meinen, überhaupt kein Issue.

Für ca. 14,20€ (inkl. MwSt.) im iniBuilds-Store, machen Fans des Flughafens und der Fliegerei mit den Boeing 737 von Europas größter Billigairline mit der Harfe, m.M.n. jedoch nichts falsch und unterstützen einen Feedback-offenen Developer!

Das Test-System:
MSFS 2024 (Szenerie ist aber auch mit MSFS 2020 kompatibel)
– Szenerie Version: 1.0.2 (von SimPixel dankenswerterweise zur Verfügung gestellt)
– Intel i7 8700K @ 4.2Ghz
– 32GB RAM
– AMD RX 6800

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

1 Kommentar
Bewertung
Neuster Ältester
Inline Feedbacks
View all comments
MIchael S.
MIchael S.
1 Tag zuvor

Das sieht doch für den Preis sehr fair und nach einer klaren Kaufempfehlung aus. Fliegt doch mal da hin in einem Stream 🙂

Könnte dich auch interessieren:

So, jetzt hoffentlich ohne Datenverlust: Der Microsoft Flight Simulator 2024 öffnet sich für eine neue Testphase in Form der Open Beta von Sim Update 2 – Nach Datenverlust durch fehlerhaftes Vorab-Update rät Microsoft aber auf der Flight-Simulator-Website zur Vorsicht.
Nach über einem Jahr Entwicklungsarbeit hat das französische Entwicklerstudio AzurPoly in Zusammenarbeit mit JFEXP die SEPECAT Jaguar für den Microsoft Flight Simulator veröffentlicht. Es soll dabei einen historischen Meilenstein markieren: Erstmals wurde ein militärisches Flugzeug von Dassault Aviation offiziell für die zivile Flugsimulation lizenziert.
Im Microsoft Flight Simulator 2024 erfolgt die Beladung der Maschinen oft über die Standard Electronic Flight Bag, spricht das Tablet, das Asobo mit dem neuen Simulator als Feature eingeführt hat. Wer hier die Handlichkeit der alten MSFS20-Beladung vermisst, erhält von GotFriends jetzt kostenlose Abhilfe.