Der chinesische Hardwarehersteller WINWING, bekannt durch seine preiswerte, aber dennoch hochwertige Hardware mischt immer mehr die Flugsimulatorszene auf. Neben der bereits sehr erfolgreichen URSA Minor – Produktlinie gibt es schon seit einiger Zeit ein sog. HOTAS ( Hands-on-throttle-and-stick) System. Primär für die Nutzung in militärischen Simulationen entwickelt, wechseln immer mehr Simmer auf diese robuste, meist aus Metall hergestellte Hardware. Nicht nur die hohe Anzahl an Tasten und Drehreglern sind interessant, in den vergangenen Jahren kamen auch immer mehr „Add-ons“ für HOTAS- Systeme auf. Von wechselbaren Stickaufsätzen, anderen Schubhebeln oder gar Komplettumbauten reicht die Palette der Möglichkeiten.
WINWING hat bereits seit einigen Jahren eine HOTAS-Serie auf dem Markt, vor einiger Zeit wurde aber alles überarbeitet und unter dem Namen HOTAS ORION 2 neu veröffentlicht. Grund genug, uns dieses Produkt, im genaueren den Orion2 HOTAS Max, anzuschauen.
Dieser hat folgenden Umfang:
- Orion 2 Joystick Base
- Orion 2 Throttle Base
- ViperAce Joystick Grip
- Ex Kits for ViperAce Joystick
- NavyAce Throttle Handle
- Finger Lift for Throttle Base
Klingt nach viel ?
Ist es auch!
5 in 1.
Geliefert wird der ORION 2 MAX in einem auf den ersten Blick doch überdimensionalen Karton, darin befinden sich noch einmal fünf einzelne Verpackungen. Alle Einzelteile sind sehr sorgfältig und sauber verpackt, der Schubhebel und die Basis des Sticks sind zusätzlich noch in Schaumstoff umwickelt, damit Kratzer vermieden werden.
Eine Anleitung zum Zusammenbau des Schubhebels und des Sticks findet man direkt bei WINWING, für Liebhaber von Tutorials gibt es auf YouTube diverse Anleitungen. Alles in allem ist der Aufbau schnell erledigt und bereits nach wenigen Minuten ist das HOTAS-System einsatzbereit.
Für Heavy-Metal-Fans.
Gemäß dem Motto Für Plastikfans gibt es Revell, hat der Hersteller aus Chengdu viel Metall eingesetzt: etwas über 5 kg wiegen der Stick und der Schubhebel zusammen. Auf den ersten Blick wirken beide Komponenten sehr solide verarbeitet und machen auch optisch etwas her.
In Thrust we trust.
Werfen wir zuerst einen Blick auf den heimlichen König des Duos: Die Basis des Schubhebels hat eine ungefähre Länge von 27 cm, eine Breite von 15,5 cm und ist etwas über 5 cm hoch. Mit dem von uns genutzten NavyAce Aufsatz steigt die Höhe dann auf beachtliche 20 cm an. Der ORION 2 ist also kein kleines 0815 Schubhebelchen, sondern möchte bei den großen Jungs mitspielen!
Schauen wir uns also einmal an, wie viele Schalter, Knöpfe und Drehregler für den User nutzbar sind.
Die oberste Reihe umfasst insgesamt 4 Kippschalter und einen 3-Stufenschalter. Deren Funktion ist durch entsprechende Gravuren selbsterklärend, wobei diese natürlich auch anderweitig genutzt werden kann. Gerade im Hinblick auf die Nutzung im MSFS oder X-Plane ist die Funktion meist eine deutlich andere als bspw. im DCS oder Falcon BMS. Alle Kipp- und Dreistufenschalter sind aus Metall, dadurch haben diese eine wunderbare Haptik und Optik. Das Metall der Haltbarkeit auch sehr zuträglich ist, steht außer Frage.
Außerdem findet sich in der oberen Reihe noch ein Drehregler, dieser besitzt ebenfalls 3 Stufen und eine Druckfunktion, dieser ist jedoch aus Kunststoff gefertigt.
Darunter anschließend befinden sich 2 große Schieberegler, ein roter Disconnect-Knopf, ein weiterer Drehregler und A/G – A/A Knöpfe.
Ganz unten komplettieren drei Drehregler, zwei Taster und drei 3-Stufenschalter die Basis des ORION 2 Throttles. Doch was wäre ein HOTAS- System wenn man am Ende doch die Hände vom Throttle und Stick nehmen muss?
Im Lieferumfang des ORION 2 Max sind auch Rasten und sog. Finger Lifts enthalten. Diese sorgen dafür, dass man z.B. die Nachbrennerraste nur durch Anheben dieser nutzen kann. Selbiges gilt auch für den Throttle cut-off bzw. die Reverser.
Für Liebhaber von Zahlen und Winkeln hier noch einmal die einzelnen Bereiche.
Wer z. B. nur Airliner fliegt, kann die vordere Raste ganz einfach mit beiliegendem Werkzeug herausschrauben und behält damit nur die Reverser-Raste. Meiner Meinung nach ist diese Idee sehr durchdacht und erhöht damit den Einsatzbereich des HOTAS- Systems immens.
Beide Schubhebel sind aus Metall gefertigt und können mithilfe eines Bajonettverschlusses verbunden werden.
Da sich jeder Individualität wünscht, kann auch hier die Reibkraft der Schubhebel einzeln eingestellt werden. Dies geschieht ganz einfach über eine Inbusschraube, welche entsprechend rein- oder herausgedreht wird.
Die aktuelle Lage der Schubhebel wird immer von Hallsensoren ausgelesen und ist somit sehr präzise und nahezu verschleißfrei. Die Basis des Schubhebels ist mit einer grünen Hintergrundbeleuchtung versehen, die Stromversorgung geschieht mittels USB-B-Kabels.
Damit auch bei den wildesten Dogfights oder den turbulentesten Anflügen nichts verrutscht, kann der Schubhebel verschraubt werden oder mithilfe der mitgelieferten Saugnäpfe am Tisch befestigt werden. Apropos turbulent und wild – WINWING hat auch dem ORION 2 HOTAS-System eine integrierte Vibrationseinheit spendiert. Die Intensität dieser kann über die hauseigene SimApp Pro gesteuert und programmiert werden. Darüber wird die Hardware auch mit Updates versorgt und ist somit immer auf dem neuesten Stand.
17 Grad
Nein, damit meine ich leider nicht die Temperatur auf Teneriffa, 17 Grad ist der Wert, um welchen der Stick in jede Richtung bewegt werden kann. In jede? Nicht ganz. Wie nahezu jeder hochwertige Joystick aus Metall hat der WINWING Orion 2 Max keine Twist-Achse.
Der Joystick besteht aus zwei Teilen – der Basis und einem entsprechenden Aufsatz.
Die sog. Base besteht aus einer Metallplatte mit einer Größe von 21,3cm x 21,3cm. Diese hat, analog dem Schubhebel, ebenfalls vorgebohrte Löcher für die Aufnahme an einer Halterung, Tisch oder Ähnliches. Wer den Stick lieber auf dem Schreibtisch platzieren möchte, kann dies mithilfe von Saugnäpfen tun. Auch wenn ich dazu im Internet verschiedene Meinungen gelesen habe, bei meinen Tests stand der Stick zu jeder Zeit stabil auf dem Schreibtisch und machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen.
Der Anschluss des „Sockels“ an den PC, erfolgt genau wie beim Schubhebel mittels USB-B Stecker. Diese sind im übrigen ausreichend lang bemessen und man muss keine Sorge haben, dass man Verlängerungskabel etc. benötigt.
Grundsätzlich ist die Materialgüte die gleiche wie beim Throttle. Der Stick besteht aber, abgesehen von den Knöpfen, zu 100% aus Metall. Die komplette Mechanik des Joysticks ist kugelgelagert und mit Hallsensoren ausgestattet.
Alle Kabel sind sauber verlegt und die Aufhängung des Gimbals wirkt ebenfalls sehr robust. Ein interessanter Aspekt ist, dass WINWING verschiedene Federn für den Stick anbietet. Somit ist man sehr flexibel in der Auswahl des Härtegrades der Federn.
Als kleines Highlight, besteht auch die Möglichkeit, komplett ohne Federn zu arbeiten. Dies ist gerade für Helikopterpiloten ein sehr interessantes Feature, zumal es auch entsprechende Aufsätze für die Base gibt. Der Umbau geschieht innerhalb weniger Minuten, nachdem 4 Schrauben gelöst werden, kann man das Gehäuse abziehen und die Federn wechseln oder entfernen. Das Innenleben macht einen sehr hochwertigen und massiven Eindruck.
Laut Handbuch gibt es folgende Stickaufsätze für den Orion 2 Max:
Somit sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein und das zeigt auch wiederum die Flexibilität eines HOTAS- Systems. Das Orion 2 Max Set wird mit dem Viper Joystick Grip ausgeliefert. Dieser ist, wie der Name schon sagt, an die F-16 Viper angelehnt.
Die Montage gestaltet sich mehr als simpel – einfach den Stick gerade aufsetzen und mithilfe einer großen Überwurfmutter festziehen. Zur Sicherheit wird noch eine mitgelieferte Madenschraube eingeschraubt. Et voilà, damit ist der Aufbau prinzipiell schon fertig. Nur wer das mitgelieferte Zusatzteil verwenden möchte, muss noch etwas mehr schrauben. Doch dazu später mehr.
Der Stickaufsatz hat immer eine Höhe von 19,1 cm, eine Tiefe von 13,3 cm und eine Breite von 8-10,6 cm. Im Vergleich zum ebenfalls von uns getesteten URSA MINOR, hat der Orion einen etwas dünneren Griff, dies tut der Haptik aber keinen Abbruch.
In der Grundversion kommt der Joystick mit folgenden Bedienungsmöglichkeiten:
- ein langer Hebel, welcher direkt vorn angesetzt ist. Dieser hat auch zwei Stufen mit einer „Klick“- Funktion
- direkt dahinter ein grauer Tastknopf
- am Schaft des Joysticks ein 5 Stufen-Taster
- ein 2-Stufen Triggerabzug
- ein roter Tastknopf am linken oberen Rand
- zwei 5-Stufen Taster
- ein 5-Stufen-Taster am Rand des Sticks
- sowie ein Coolie-Hat
Wem diese Auswahl nicht ausreichen sollte, der hat noch die Möglichkeit, ein mitgeliefertes „Add-on“ anzubauen. Nach dem Anstecken des Kabels und zwei Inbusschrauben später, erweitern sich die Funktionen noch einmal:
- zwei 5-Stufen-Schalter
- ein 3-Stufen-Abzug
Macht also in Summe 12 Schalter/ Taster mit den entsprechenden Unterfunktionen.
Wie fliegt sich der Gerät?
Kurz gesagt: einfach klasse!
Ich habe das HOTAS- System im MSFS und im DCS getestet und bin wirklich sehr angetan.
Der Joystick liegt durch seine Form und Größe ideal in der Hand. Die bereits eingebaute Feder ist für mich sehr angenehm, der Widerstand ist nicht allzu riesig und man kann dadurch auch gut kleinere Bewegungen steuern. Die Präzision ist überragend, selbst minimale Inputs werden präzise ausgegeben und übermittelt. Dies spricht auch für die Qualität der verbauten Elektronik bzw. der Sensoren.
Die Orion 2 MAX Throttle Base macht ebenfalls eine sehr gute Figur. Durch die einstellbare Reibkraft mittels Inbusschraube, ist die persönliche Präferenz schnell gefunden und der Schubhebel macht einfach nur Spaß. Durch die mitgelieferten Finger- Lifts, kann man auch die Reverser oder Cuttofs auf den Schubhebel programmieren. Für DCS und andere militärische Simulationen ist die Military- Power / Nachbrenner Raste ein interessantes Feature. Wer Zeit und Lust hat, kann auch jeden Schalter entsprechend mit Funktionen besorgen. Für DCS gibt es bereits einige fertige Layouts in der User Files-Sektion, z. B. für die von mir sehr geliebte F-4 Phantom.
Fazit
Wer auf der Suche nach einem HOTAS-System ist oder vielleicht einfach nur mit einem grundsoliden, aus Metall hergestelltem Joystick-Schubhebel-System ist, der ist mit dem Orion 2 HOTAS MAX sehr gut bedient. Die Materialwahl, die Haptik, aber auch die Optik sprechen eine weite Kundenschicht an. Mit den vielen Funktionen, gerade auch am Throttle, sollte sich jeglicher Mangel an Tasten erübrigen.
Mit einem Einstiegspreis von aktuell 327€ für die einfachste Version, bis hin zu 425€ für die von uns getestete Version, liegt WINWING preislich im normalen Bereich für diese Art von Hardware. Der größte Konkurrent, der Thrustmaster Warthog, kostet ähnlich viel wie die MAX Version von WINWING, bringt aber deutlich weniger Zubehör mit.
Wer gerne noch ein Schnäppchen schlagen und sich das HOTAS- System unter den Weihnachtsbaum legen möchte, der möge sich sputen, denn aktuell läuft bei WINWING ein Black Friday Sale, dieser endet am 29.11.2024.
Noch einmal herzlichen Dank an WINWING für die Überlassung eines Reviewexemplares.
Danke für das Ausführlicher Review das gerade ein Haben wollen Reflex bei mir auslöst. Da ich seit Jahren mit einem alten X55 von Saitek unterwegs bin. Der langsam aber sicher ausgedient hat und ich bald einen passenden Ersatz benötige.
Kann ich dir nur empfehlen. Bin auch von einem X-55 umgestiegen und habe es nicht bereut. Die Qualität ist einfach überragend.
Habe vor ca 1 Jahr das Winwing Bundle bei Kleinanzeigen zu einem sensationellen Preis bekommen und es keine Sekunde bereut.
Bei mir löst sich das haben wollen nicht ein. Bin mit meinem Virpil mehr als gut Versorgt.
Dennoch das Review ist mehr als Ausführlich und toll geschrieben.
Gerne öfter sowas 😉