Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

Sieben. Vier. Sieben. Kaum eine andere Ziffernfolge hat die Langstrecke und die Luftfahrt so sehr geprägt wie das Modell aus Renton. Ursprünglich als militärischer Transporter geplant, wünschte sich Pan Am Mitte der 60er-Jahre ein größeres Flugzeug als die vorhandene 707. Ein legendär geltender Dialog zwischen Pan Am Chef Juan Trippe und dem Boeing-Boss William Allen, war der Startschuss für eine über 50-jährige Produktionsdauer. 

Eine 747 Classic für den Flugsimulator? Für den P3D schlummert die Entwicklung von Just Flight vor sich hin und für X-Plane 11 war es lange ruhig um Felis Simulations. Vor drei Jahren kursierten deren ersten Renderings des Klassikers im X-Plane-Forum, immer wieder gab es Bilder und Einblicke – und seit wenigen Tagen zeigen die Flusi-Streamer nichts anderes. Wir haben von Felis ebenfalls die Closed Beta der 747 erhalten und uns im Flieger schon einmal kurz umgesehen.

Da der erste Eindruck durch nichts zu ersetzen ist, fangen wir einmal mit dem 3D-Design des Jumbos an. Felis, Entwickler der bekannten TU-154, hat mit dem 3D-Modell eine sehr saubere Arbeit abgeliefert. Die Proportionen des Außenmodells sind sehr stimmig, auch kleinere Details wie z. B. das drehbare mittlere Fahrwerk oder die Static Wicks an den Rudern wurden entsprechend nachgebildet. Die Animationen der Ruder und Klappen sind sehr flüssig, und die Engine-Blades drehen sich im Wind.

Als Triebwerkstyp ist aktuell nur das Pratt & Whitney JT9D verfügbar, das GE CF-6 und das Rolls-Royce RB211 werden jedoch nachgeliefert, so Felis.

Drei Mann. Ein Uhrenladen.

Das Cockpit der 747-200 ist natürlicher ein klassischer Uhrenladen. Es gibt nur ganz wenige digitale Anzeigen, darunter das TCAS und einige Treibstoffanzeigen. Alle Instrumente sind als 3D-Modelle umgesetzt, die Bewegung der Zeiger etc. ist dabei extrem flüssig. Die Texturierung des Cockpits ist als eher durchschnittlich zu betrachten, an einigen Stellen gibt es Texturenfehler und das Cockpit hat einen gewissen Comic-Charme. Da wir aber eine Betaversion zur Verfügung bekommen haben, kann sich dieser Umstand vielleicht noch ändern.

Systeme

Da die Systeme einer 747, gerade der Classic mit ihrem Flight Engineer-Panel extrem umfangreich sind, werden wir hier nur begrenzt darauf eingehen können. Eines sei aber vorab gesagt, der Gesamteindruck ist extrem stimmig und die Systeme wirken vollständig – auch wenn im Moment noch Fliegen ohne Handbuch angesagt ist.

Fangen wir einmal mit dem navigatorischen Herz des Jumbos an: dem INS. Das INS (Inertial Navigation System/ Trägheitsnavigation), ist ein elementarer Bestandteil der Avionik. Die ersten Systeme entstanden in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, richtig salonfähig wurden sie aber erst ab den 50er Jahren, als der Atlantik von Flugzeugen immer leichter überquert werden konnte. In unserem Jumbo sind gleich 3 Delco Carousel IV (Spitzname CIVA) verbaut. Dabei handelt es sich nicht um Philipp Ringlers Add-on, sondern einen Eigenbau von Felis. Mit Hilfe dieses Systems lässt sich die 747 in Kombination mit klassischer Radionavigation über lange Strecken sicher bewegen. Das CIVA kann als eine Art Vorläufer zu einem modernen FMC gesehen werden, immerhin können bis zu 9 Wegpunkte einprogrammiert werden. Das INS ist mit dem Autopiloten gekoppelt, somit kann auch die Route (teil)automatisch abgeflogen werden.

Um auch Neulingen den Einstieg in die Welt der klassischen Trägheitsnavigation zu ermöglichen, hat Felis einige clevere Features integriert. Für das Eingeben der Koordinaten kann bspw. die Tastatur aktiviert werden, der wirklich Clou ist jedoch im mitgelieferten EFB vorhanden. Innerhalb dessen kann der Benutzer den gesamten Flugplan in das CIVA laden, ein Quick Alignment durchführen und auch die aktuelle Position automatisch reinladen. Diese Funktionen sind meines Wissens nach ein Novum und verdienen ein dickes Lob an den Entwickler!

Als Flusipilot einen Airliner zu fliegen, der normalerweise von drei gestandenen Besatzungsmitgliedern bedient wird, kann schnell in Stress ausarten. Felis hilft dem Benutzer mithilfe einer interaktiven Checkliste. Die Checkliste ist aufgeteilt nach Piloten und Flightengineer und wird nicht nur grafisch dargestellt, sondern auch durch ein Voice-Over entsprechend begleitet. Das Programm prüft dabei auch ob entsprechende Items richtig gesetzt wurden, ansonsten kommt nur ein störrisches, akustisches „Damn!“ und die Checkliste bleibt so lange stehen, bis man als verantwortlicher Flugzeugführer den Schalter endlich in der richtigen Stellung hat. Ein unterhaltsames wie hilfreiches Feature, das gerade beim ersten Einstieg in die 747 extrem unterstützt!

Der Autopilot der 747 besteht aus zwei unabhängigen Einheiten, welche durch das Autothrust-System unterstützt werden. Autoland funktioniert ohne Probleme, auch wenn die Autopiloten-Unterstützung gerade im Vergleich zu heutigen Systemen eher rudimentär wirkt. Dem Autothrust muss man am zum Beispiel noch mangels VNAV-Modes explizit mitteilen, ob er sich auf EPR, Speed der Mach konzentrieren soll.

Einige Kleinigkeiten sind uns noch aufgefallen, z. B. scheint die APU unter jeder Last die gleiche EGT vorzuweisen, auch wenn die Bleed-Air aktiviert wird. Das stört jedoch im Alltag gar nicht, wenn überhaupt nur den inneren Nerd. 

Sound

Felis liefert für die 747 einen FMOD-Sound, extra an die neue X-Plane-Soundumgebung angepasst wurde. Die Sounds von außen hören sich sehr stimmig an, sogar die Triebwerke haben ein charakteristisches Klackern, wenn diese durch den Wind gedreht werden. Das einzige Manko ist der APU-Sound, dieser hat einen deutlich hörbaren Loop und klingt eher nach einer bekannten Staubsaugermarke, die ohne Saugkraftverlust auskommt. Im Inneren ist die Akustik vollkommen immersiv, die Recirc-Fans, Avionik-Belüftung und alle Schalter haben die passende Soundkulisse erhalten.

Performance

Die Performance ist auf unserem Test-Rechner vollkommen in Ordnung, überall erreichten wir mindestens 30 FPS – was wir damit in der Nähe des iniBuilds A300 verorten. 

Fazit

Felis hat mit der 747-200 zumindest mir einen Wunsch erfüllt: endlich gibt es eine Retro 747.  Schon die Beta, welche uns zur Verfügung gestellt wurde, ist absolut überzeugend und die kleineren Mankos werden bestimmt noch durch Updates entsprechend gefixt. Eine Veröffentlichung des Add-ons scheint nicht zu weit entfernt zu sein – wir freuen uns drauf!

Vielen Dank an Felis fürs Bereitstellen der Beta. 

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

6 Kommentare
Bewertung
Neuster Ältester
Inline Feedbacks
View all comments
Lothar
Lothar
2 Jahre zuvor

Nach meinen Informationen hat Felis alleine den Flieger gebaut. Das Projekt begann im Mai 2018. Also eine kolossale Leistung.

https://forums.x-plane.org/index.php?/forums/topic/149456-boeing-747-200-classic-by-felis/

josd777
josd777
2 Jahre zuvor

 quote: der APU-Sound, dieser hat einen deutlich hörbaren Loop und klingt eher nach einer bekannten Staubsaugermarke Das ist ein Garrett Airresearch Gtcp660-4 APU.

747-SP hat das selbe APU.  https://s.w.org/images/core/emoji/13.1.0/svg/2708.svg[HD] B747-SP Engine Test! FULL SOUND OF A CLASSIC! - YouTube .  Sound ist das Gleiche
josd777
josd777
2 Jahre zuvor
Antwort auf  josd777

Könnte dich auch interessieren:

Eine der erfreulichsten Entwicklungen im Microsoft Flight Simulator ist das Wiedererstarken der Freeware Community, welche uns immer wieder mit hoch qualitativen Addons ausstattet. Nun ist eine neue Perle in der Version 1.0 erschienen, welche insbesondere für Freunde von Drehflüglern interessant ist.
Digital Flight Dynamics haben gerade ein Video veröffentlicht, das den kommenden A350 im Microsoft Flight Simulator zeigt. Auch wenn es sich dabei noch um Work in Progress handelt, zeigt das Video bereits größere Fortschritte.
Hier fühlt sich Allegiant wohl: St. Pete/Clearwater (KPIE) ist der kleinere Flughafen in der Bucht von Tampa. Vertical Sim hat jetzt die Umsetzung für den Microsoft Flight Simulator veröffentlicht.