Warum englischsprachigen Youtubern zusehen wenn man Cruiselevel.de lesen kann?
Wie auch die Contentcreator, welche bereits vorab die Boeing 777v2 zeigen dürfen, haben auch wir die Erlaubnis erhalten den neuen Langstreckenjet aus dem Hause FlightFactor zu zeigen. Hier natürlich in Bild und Schrift. Deshalb an dieser Stelle erstmal ein Dankeschön an Roman von FlightFactor für die Erlaubnis hier darüber berichten zu können!
An dieser Stelle jedoch eins vorab:
Es ist eine Alpha Version welche zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle Features enthält und daher auch kein fertiges Produkt! Derzeit gibt es regelmäßig Updates und das Team von FlightFactor arbeitet gefühlt Tag und Nacht und stellt den Flieger Stück für Stück fertig. Es fehlen zum jetzigen Zeitpunkt noch Dinge wie:
- VNAV
- WX RDR
- CPLDC
- Performance Calculator
Allerding bedeutet das nicht, dass der Flieger nicht unfassbar komplex umgesetzt ist. Ganz im Gegenteil!
Der Flieger begrüßt euch mit einem Auswahlfenster in welchem ihr Anfangs mal einen Grundzustand des Flugzeuges einstellen könnt. Triebwerke schon an oder aus, Cockpit im “Cold and Dark” oder doch lieber schon an und per Groundpower versorgt wohl erstmal die offensichtlichsten Dinge. Doch darüber hinaus kann man hier auch einstellen, ob die Fehlersimulation an- oder ausgeschaltet werden soll, ob Fehler von einem zum nächsten Flug (also wenn ihr den Flieger neu ladet) übernommen werden sollen und ob auch Verbrauchsmaterialien wie Flüssigkeiten oder sich abnutzende Bremsen mit übernommen werden sollen. Und dann gibt es unter Anderem noch die Option einen “Maintenance Typ” festzulegen. Hier entscheidet man sich entweder komplett dagegen oder lässt die Bodencrews alles alleine machen, oder ob man einen Fehler selbst feststellen will und die Mechaniker machen alles selbst oder ob man tatsächlich komplett alles in der Hand haben möchte und alles selbst macht und anfordert. Letzteres heißt dann auch die entsprechenden Klappen am Flieger zu öffnen, das richtige Equipment zu bestellen usw. Natürlich kann man all diese Optionen auf nachher im EFB oder im Menü nach belieben ändern.
Thema EFB:
Das EFB der Boeing 777v2 entspricht im Prinzip dem Boeing Class 3 EFB welches Airlines als Option einbauen lassen können. Es gehört definitiv zu den komplexesten EFB’s die ich bisher im Flugsimulator gesehen habe und auch wenn hier z.B. noch die Navigraph Charts Einbindung und die Performanceberechnung fehlen, kann es schon sehr viel und offenbart eine darunter liegende Komplexität des Flugzeugs. Hier mal eine kleine(!)Liste der Funktionen:
- Airport Map: Und zwar gemäß dem original Boeing EFB
- Simbrief Import vom Flugplan ins EFB (noch nicht ins FMC) samt Navlog, Wetter auch für ETOPS Flugplätze, ICAO FPL, Winden uvm.
- Dokumentenbibliothek für FCOM, Bilder, PDF’s (also auch PDF Charts oder das Simbriefbriefing in PDF From), Handbuch usw. Man kann hier auch Lesezeichen in den Dokumenten setzen und sie dann wieder da laden
- Alle Einstellungen in Bezug auf das Flugzeug von Beladung über Türen, Bodenfahrzeuge und Equipment, Gewichtsimport von Simbrief usw.
- Die Bedienung der extrem umfassenden Fehler und Maintenacesimulation. An der Stelle reicht leider kein Text der Welt aus um zu beschreiben was hier alles kaputt gehen kann, was man einstellen kann und vor allem wieviel Möglichkeiten es so gibt in dem Flieger Dinge zu simulieren. So kann man z.B. nahezu jede Sicherung der 777 und jeden Sensor kaputt gehen lassen, bestimmte Vereisungsgrade simulieren, Fehler triggern oder wie im echten Simulator die Boeing auf bestimmte Szenarios setzen, speichern und laden. Das ist an der Stelle auf jeden Fall der absolute Simulationsporn!
- Alle Einstellmöglichkeiten in Bezug auf die Crewinteraktion. Man kann mit der Kabine und dem Bodenpersonal auf mehrere Wege kommunizieren und sich das nach belieben einstellen.
- Anpassungen des Kabinenlayouts von Single Class bis hin zu 3 Klassenbestuhlung
- Beleuchtung in der Kabine
- und gefühlt endlos mehr!
Gefühlt endlos mehr kann man sich auch ansehen wenn man einmal das Maintenacedisplay im FMC gefunden hat und anfängt sich anzusehen was da im Hintergrund alles passiert. Es ist tatsächlich das erste mal, dass man anfängt zu verstehen was für komplexe Maschinen diese Flugzeuge sind und wieviel Teile da zusammen spielen müssen um sicher fliegen zu können!
Wie in echt kann man hier nahezu alles aus dem Flieger auslesen und entscheiden ob eine Wartung angesagt ist oder eben nicht. FlightFactor hat offensichtlich JEDES Sytem der echten Boeing 777 genommen und gemäß FCOM eingearbeitet. Mein erster Gedanke war hier: “Uff eine Hotstart Challenger in sehr sehr groß” Ob man im regulären Flusibetrieb aber wirklich 6 Seiten Sicherungen deren Liveauslastung und gefühlt hundert andere braucht wird sich zeigen. Am Ende des Tages geht es ja um das Fliegen der Boeing von A nach B.
Kommunikation ist alles!
Auch hier kommt die Boeing 777v2 mit mehr als ausreichenden Möglichkeiten daher um mit der Bobencrew, der Kabine oder mit dem First Officer zu interagieren!
Zum Einen kann man die Bodenfahrzeuge einfach über ein X-Plane Menü hinstellen oder wieder verschwinden lassen und zum Anderen kann man das auch in Verbindung mit der dritten CDU und dem Comm Panel oder mit dem EFB machen.
Auch hier gilt der Grundsatz “wenn schon dann richtig und all you can eat”
Über das Audiopanel wählt ihr entweder FLT, CAB oder PA an und schon könnt ihr nach dem Herstellen einer Verbindung nach belieben interagieren! Die Kabine ruft euch z.B. auch an und ihr könnt den Anruf annehmen und Antworten oder euch Kaffe bestellen oder Essen oder oder oder oder.
Der eigentliche Kracher ist jedoch etwas versteckt und wurde von mir Anfangs auch nicht bemerkt….
Ganz heimlich still und leise steht da einfach das Feld “Use Voice Recognition”. Neben den vielen Optionen mit der Crew zu interagieren, den FO Checklisten abarbeiten zu lassen und sich auszutoben hat mich das ehrlich überrascht! FlightFactor liefert eine Textdatei mit in welcher alle Kommandos für den Copiloten drin sind. Mehrere TAUSEND Zeilen an möglichen Sprachkommandos. Möchte man so mit dem FO interagieren belegt man einen Push to Talk button und los geht’s. In meinen Versuchen gelang das auch auf Anhieb….Gear Up, Down, Flaps usw…. hat er alles ohne zu Murren umgesetzt. Einfach so!
Fliegen
Systeme sind alle gut und schön aber am Ende des Tagen will ich nicht nur am Boden stehen! Ein Flug muss her von A nach B und das FMC will gefüttert werden, der Autopilot muss Dinge tun und ihr wollt wissen wie das Teil nun fliegt!
Als erstes mal funktioniert die Flugplaneingabe ins FMC erfreulich unaufgeregt und fehlerfrei! Auch wenn die VNAV Seiten noch fehlen und man im Moment den Top of Descent selbst ausrechen muss so ist das Zusammenspielt von Autopilot und FMC sehr sehr gut!
Von Hand fliegen macht allerdings am meisten Freude! Und das meine ich sehr ernst. Mit einem Yoke am Tisch die 777 zu fliegen und festzustellen wie die Boeing Fly By Wire Variante ihre Dienste tut ist sehr angenehm zu erfahren und macht viel Spaß! Auch hier geht FlightFactor in die Vollen und liefert die Flugsteuerung gem. dem originalen Vorbild mit. Man fliegt zwar manuell aber im Hintergrund wird je nach ausgetrimmten Referenzspeed das FBW aktiv. Natürlich samt aller Protections!
Laut FlightFactor bewegt sich die X-Plane 777 im Bereich der gesamten Flightdynamics um 2 bis 5% der Originalwerte aus dem Handbuch. Vielleicht sei an der Stelle mal gesagt, dass Ramzess von FlightFactor selbst ein 777 Type Rating besitzt und das auch aufrecht erhält.
In meinen Flügen konnte ich feststellen, dass das Verhalten der 777 vom Rollen, bis zur Landung vorhersehbar, plausibel und sehr angenehm war!
Alles was mit dem Thema Routenmanagement zu tun hat, also SID’s, STAR’s, Holdings, Direct To, FIX Pages usw. funktioniert einfach….mehr muss man dazu nicht sagen. Ich konnte bisher in der Alpha keine Fehler erkennen. Alle meine Flüge quer durch Europa und zwei mal über den Teich klappten ausnahmslos problemfrei!
Außenmodell, Kabine, Cockpit
FlightFactor bewegt sich auch hier am oberen Ende der Skala und liefert ein sehr tollen Flieger ab!
Allerdings muss man ehrlicher Weise zugeben und da kann FlightFactor wenig für, dass X-Plane 12 mit seinen optischen Möglichkeiten auch in der Version 12.10 dem MSFS bei Weitem nicht das Wasser reichen kann!
Die Boeing 777v2 ist extrem detailliert umgesetzt mit so vielen Features und Kleinigkeiten aber dennoch sieht man z.B. am Modelling und den Texturen an einigen Stellen, dass X-Plane hier das Limit darstellt. Deshalb dürften jegliche Vergleiche zu einer möglichen MSFS Version auch wenig sinnvoll sein! Meiner Meinung nach hat das Team von Flight Factor hier schon ziemlich das Maximum aus dem Simulator rausgeholt.
Zusammenfassung
Stand jetzt und heute (Alpahe Version 2.0.9) ist die FlightFactor 777v2 bereits das immersivste und komplexeste Flugzeug was ich in dieser Größe im X-Plane je gesehen habe! Wie schon mal erwähnt eigentlich wirkt das wie eine Hotstart Challenger aber in unfassbar groß! Die jetzige Entwicklung zeigt eindeutig, dass das Team weis was es da tut und dass die 777 im X-Plane garantiert für jeden Nutzer des Simulator ein absolutes Must have sein wird! Nach zwei Wochen des Fliegens mit der Maschine habe ich einen guten Eindruck gewonnen und muss sagen, dass hier versucht wird eine kompromisslose Boeing 777 Simulation auf die Beine zu stellen!
Und bis auf die noch fehlenden Systeme ist das bisher auch in einem sehr komplexen Ausmaß gelungen! Dabei bin ich noch nicht mal auf alle Features eingegangen….Walkaround, Pushback, diverse Eastereggs, die kompletten Normal und Non-Normal Checklisten könnte man noch on Top zeigen aber dann wäre der Artikel doppelt so lang.
Mir ist natürlich bewusst, dass viele in der Community, also eigentlich alle, auf die PMDG Version für den MSFS warten. Ich habe einen möglichen Vergleich dazu aber bewusst vermieden! Es sind zwei unterschiedliche Produkte für zwei komplett unterschiedliche Simulatoren und stehen nicht in Konkurrenz zueinander.
Vielleicht noch als Zusatz:
Die Boeing 777v2 kommt im Basispaket als 777-200ER. Nachher wird es wieder die Frachtversion und die -300 als Zusatzpaket geben. Wann und in welchem preislichen Rahmen ist mir nicht bekannt.
Zur vorläufigen Store Seite geht es HIER
Danke für Deine Eindrücke. Bin mit dem Flieger auch (vorab) unterwegs und ebenfalls sehr angetan. Endlich eine zeitgemäße 777 Umsetzung die bei den XPlanern sicher gut ankommen – und wohl keine Wünsche offen lassen wird. Und vor allem von Haus aus auch ein klasse Soundset mitliefert (KOSP sei Dank endlich kein extra Soundpaket installieren) Good job FF
Randazzo!
💪🤣 hop hop
Six weeks 🤣
Auch die Performance ist gut. Besser als z.B. die 767-400 von denen. An die Challenger von Hot Start habe ich auch gedacht, wenn man sich den Umfang der Simulation ansieht. Für XP11 auch kompatibel, zumindest bis zur Release Version, nach der Beta Phase. Es funktioniert jeder Schalter im Cockpit. Da ist Langzeitmotivation garantiert. Fluggefühl finde ich auch sehr gut. Auch von der Optik sehr detailliert. Eindeutig der beste Flieger bisher von FF.
Dass wird eine schwere Entscheidung zwischen FF und PMDG. Beide scheinen ja gerade das Maximum aus ihren Entwicklungsstudios zu holen… Nach diesem Bericht habe ich aber fast das Gefühl, dass die FF ein kleines bisschen besser wird. 🙂
Bin gespannt auf die Systemtiefe. Auf den ersten Blick fallen mir perfekt synchronisierte EGT Parameter auf, was auf eine herkömmlich geskriptete Triebwerkparameter-Simulation hindeutet. Andererseits ließe sich das auch leicht mit einfachen Zufalls Generatoren programmieren/bzw. kaschieren,, ohne eine tiefe Simulation zu haben. (Siehe PMDG mit der default MSFS engine simulation)
Eine der Ausnahmen hinsichtlich echter Simulation von Sensor Noise oder thermischen Triebwerkseigenschaften ist wahrscheinlich nach wie vor die Hotstart 650.
Ich bin überzeugt, dass die FF ein super Flieger wird aber mit 650-Vergleichen werde ich wahrscheinlich im Selbstversuch ab Release desillusioniert werden.
Wow, toller Bericht. Danke!
Sind das eigentlich Russen?
Ich glaube der Chef ist aus der Ukraine und ist dort geflogen. Mittlerweile ist er 777 Pilot und Instructor. Andere Mitglieder kommen aus Riga und dann ist noch Phillip Ringler im Team, der ja bekanntlich deutscher ist. Wo jetzt aber der Sitz von FlightFactor ist weiß ich auch nicht genau. Ich finde das auch nicht relevant.
Danke
Danke für den ausführlichen Artikel.