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Einführung - Es war einmal ein Luftüberlegenheitskämpfer...

Wir schreiben die 80er Jahre… Mit einem Artikel im „California Magazine“ über die lokale Trainingsbasis der United States NAVY in San Diego – Miramar, wird der Grundstein eines der erfolgreichsten Hollywood Filme der 80er gelegt: TOP GUN.

Die Hauptrollen in dem Action-Film spielen ein noch recht unbekannter Tom Cruise und das zum damaligen Zeitpunkt teuerste und modernste Kampfflugzeug der Welt – die Grumman F-14 Tomcat (die F-22 und F-35 können da nur müde lächeln). Durch die brillante Darstellung der actionreichen, so noch nie da gewesenen Flugszenen, klingelt es an der Kinokasse. Auch die US NAVY kann sich vor rekrutierungswilligen, jungen Männern kaum retten. Wer möchte sich nicht gern mal sich in seine Ausbilderin verlieben und nebenbei mit 300 Knoten den Tower in einer Tomcat „anhusten“?

Blick in die Gegenwart: Die 80er sind längst vorbei, die Tomcat (bis auf einige flugfähige Exemplare im Iran) ausgemustert, beinahe würdelos, verschrottet und Tom Cruise ein etablierter Schauspieler – der straff auf die 60 zugeht. Wenigstens die Technik hat sich weiterentwickelt: Dank Eagle Dynamics und Heatblur verfügen wir über eine detailgetreue Nachbildung eben jener F-14 Tomcat in unserem virtuellen Hangar und dürfen selber ans Steuer.

Die Gier nach Tempo in mir

Was der einzigartigen Umsetzung der Tomcat bislang noch fehlte, war sprichwörtlich das Futter in Form einer interessanten Kampagne. Hier kommen Reflected Simulations mit ihrer „Zone 5“ Kampagne ins Spiel.

Diese beinhaltet 12 Missionen sowie drei Schnellstart-Trainings-Missionen und ist für knapp 14$ im DCS-Shop verfügbar. Ihr benötigt, selbstredend die Heatblur F-14, sowie die NTTR (Nevada Test and Trainings Range) Map für DCS. Da jede Mission mit Anlassen der Maschine und Starten der Systeme, Flug in die Nevada Test and Training Range, Luftkampf, Rückflug und Landung etwa 70-80 Minuten dauert, ergibt sich eine Gesamtspielzeit von circa 13-14 Stunden – Abschluss der Missionen vorausgesetzt.

Unterstützung erhielten Reflected Simulations vom Tomcat RIO (Radar-Intercept-Officer – in etwa gleichbedeutend einem WSO – Waffen-System-Offizier), TOP GUN Absolventen und Ausbilder – Dave „Bio“ Baranek. Welchen Fans der Materie auch als Autor der Bücher „Top Gun Days“, „Tomcat RIO“ und einigen kurzweiligen Videos seiner Vorträge auf Youtube ein Begriff sein dürfte.

Der Plot der Kampagne ist simpel: In der Rolle von „Bozo“ mit unserem RIO „Jester“, haben wir das große Los gezogen. Unsere (fiktive) Staffel der VF-24 entsendet uns zur „US Navy Fighter Weapons School“ – auch bekannt als „TOP GUN“. Außerdem plant die NAVY Ende der 80er Jahre die Beschaffung der F-16 Fighting Falcon zur Zieldarstellung. Da die Airbase in Miramar gerade geschlossen ist (und die Wüste von Arizona oder die Küste Kaliforniens für DCS nicht vorhanden), fliegen wir mit drei weiteren Vertretern ihrer Tomcat-Staffeln – „Hammer“ mit „Dice“, „Lingus“ mit „Vampire“ und „Inch“ mit „Lefty“ – einfach in die Wüste von Nevada (welche ja zufälligerweise als Map in DCS existiert). Dort werden wir die Tomcat gegen wendigere und kleinere Maschinen bis an ihre Grenze fliegen und unsere Luft-(Nah)kampf-Fähigkeiten verbessern. Nebenbei helfen wir der NAVY zu evaluieren, ob die „neue“ F-16 geeignet für die Feinddarstellung ist.

Der Name „Zone 5“ beschreibt den höchsten After-Burner Modus in der F-14A und ist mehr als treffend: Fliegt sich doch die Maschine im Kurvenkampf mit einem Anstellwinkel von maximal „15 Units of AoA“ bei etwa 300 Knoten am effizientesten. Diese Werte können mit dem schwachbrüstigen und anfälligen TF-30 Triebwerk ausschließlich mit ordentlich Nachbrennerschub erreicht werden. Ursprüngliche sollte die Kampagne real existierende Squadrons enthalten und „TOP GUN“ heißen – die NAVY reagierte auf entsprechende Anfragen leider nicht und auch Hollywood dürfte wohl mittlerweile bei diesem Begriff mitreden / mitverdienen wollen.

Recorders On - Fights On

Anspruch der Kampagne ist es, echte Verfahren möglichst realistisch nachzubilden. Ihr startet in einer „Cold and Dark“ Tomcat auf der Nellis Air Force Base. Nach dem hochfahren der Maschine nehmt ihr oder der jeweilige „Flight-Lead“ Kontakt zum Tower auf und erbittet die Startfreigabe. Über die „Dream 2 Departure“ und dem „Elgin Corridor“ fliegt ihr ins Trainingsgebiet nördlich der Area 51. Dort meldet ihr beim Range-Offizier und dem Ausbilder, dass Ihr kampfbereit seid. Mit dem Signal „Recorders On – Fights On“ findet ihr Euch dann im eigentlichen Luftkampf, der häufig nur wenige Sekunden dauert.

Dabei ist der Schwierigkeitsgrad fair, steigert sich aber rapide. Die Gegner stellen euch stets vor eine neue herausfordernde, jedoch nicht unlösbare Aufgabe. Die Situationen im Luftkampf reichen von einem überschaubaren „1 vs. 1“-Nahkampf mit Boardkanonen, über 2 Tomcats vs. 2 Aggressoren mit Raketen, bis hin zu einem 4 Tomcat vs. „UNK“ (unbekannte Anzahl und Art von Gegnern) mit Aufteilung der Wingman und Zielerfassung „Beyond Visual Range“ mit der mächtigen AIM-54 Phönix Rakete. Letztere Missionen enden ganz gern mal in einem unübersichtlichen „Furball“ – also einem „Fellknäuel“ aus mehreren verbündeten und feindlichen Flugzeugen.

Mit jeder Mission werden neue „Stolpersteine“ ins Spiel gebracht. Mal ist das visuelle Identifizieren der Kontakte als feindlich nötig, eine „Wild Card“ die euch jederzeit unerwartet von der Seite angreifen könnte oder Boden-Luft-Abwehr Stellungen (SAM), durch die ihr euch erstmal ins Trainingsgebiet manövrieren müsst. Der Pilot soll sich nämlich nicht nur auf die bekannte und gebriefte Bedrohung oder das Radarbild vor ihm konzentrieren, sondern jederzeit das Gesamtbild im Auge behalten und mit unangenehmen Überraschungen rechnen. Durch diese immer neu zusammen gestellten Variablen wird euch keine Mission wie die andere erscheinen.

Das Training endet entweder damit, dass alle „feindlichen“ Maschinen abgeschossen worden, ihr selber einen Treffer einstecken musstet oder ihr den Kampf mit dem Funkspruch „Knock it off“ selber abgebrochen habt. Anschließend formiert ihr euch wieder mit den Flügelmännern, fliegt dieselbe Route zurück zur Nellis AFB, landet und stellt die Maschine ab. Auch wenn der Rahmen der Missionen rein theoretisch immer der gleiche ist, erfordern die vielen verschiedenen und herausfordernden Schulungsszenarien immer wieder ein anderes Herangehen.

Ziel ist es, nicht zwingend jede Mission als Sieger zu beenden, sondern daraus etwas zu lernen. Wenn ihr möchtet, könntet ihr die Kampagne ohne einen einzigen Abschuss beenden, aber wer will das schon? Vielleicht gelangt ihr aber zu dem Schluss, dass die F-16 im Nahkampf eurer F-14 und / oder eurem können einfach überlegen ist. Dann könnt ihr den Kampf über das Funkmenü abbrechen oder akzeptiert den Treffer gegen euch. Die Mission wird dennoch als erfolgreich gewertet und die Kampagne läuft weiter.

Gewisse Grundkenntnisse in der Bedienung des Katers solltet ihr in jedem Fall mitbringen. Dazu gehören das hochfahren der Systeme, Starten und Landen, Navigation mit Wegpunkten, Jester-Radar-Modi sowie Pilot-Radar-Erfassungs-Modi und Abschuss der Luft-Luft-Waffen. Zielgruppe ist der fortgeschrittene Tomcat-Pilot, welcher seine Fähigkeiten im Luftkampf verbessern möchte. Nicht unbedingt der blutige Anfänger, der an der Hand durch Systeme und Prozeduren geführt werden will.

Von Zeit zu Zeit ist es erforderlich die Funkkanäle zu wechseln und über das Funkmenü mit eurem Wingman oder den Ausbildern zu kommunizieren. Dabei werdet ihr stets mit einer Einblendung im oberen rechten Bildschirmrand unterstützt, welche Handlung von Euch erwartet wird. Selbst als DCS-Kampagnen-Neuling kommt man damit auf Anhieb gut zurecht.

Atmosphäre wie in den 80ern

Neben dem im Stil der 80er gehaltenen Kneeboard-Cards – welche Euch die Prozeduren des Abflugs und der Landung, die Funkkanäle, die Route und Wegpunkte in den Trainingsbereich erklären – beinhaltet die Kampagne passende (fiktive) Liveries für Tomcats und Aggressoren. Herzstück sind die stimmungsvollen (englischen) Voice-Overs des Funkverkehrs mit dem Tower, Eurer Flügelmänner und Ausbilder und natürlich die Briefings, welche von „Bio“ persönlich eingesprochen wurden.

In einer „Trainingskampagne“ ist mit einer tiefgreifenden Story natürlich nicht zu rechnen. Die exzellenten Voice-Overs und die realistischen Verfahren holen Euch jedoch schnell in das Cockpit einer Tomcat in den 80er. Wenn Euer RIO gerade über das Intercom mit Euch darüber sinniert, dass er mit Euch nach der Landung im „O-Club“ erstmal ein kaltes Miller trinken möchte, während unter Euch die gebirgige Wüstenlandschaft von Nevada lange Schatten durch die tiefstehende Sonne entstehen lässt, dann fühlt man sich mittendrin statt nur dabei.

Was Euer Wingman-RIO „Dice“ in den Briefings anstellt, darüber konnte ich mich nur wundern. Aber scheinbar hat unser Ausbilder „Bio“ ein Auge auf ihn geworfen und wird nicht müde ihn explizit auf einige Punkte des Briefings aufmerksam zu machen. Der Humor kommt dabei definitiv nicht zu kurz. Sind wir fertig mit unserer Übung, sehen wir hin und wieder wie unsere Tomcat-Kollegen in die Range fliegen und unseren Weg kreuzen. Im Funkverkehr können wir dann mithören, wie erfolgreich ihre Bemühungen verlaufen.

Zudem finden wir im Stil der Zeit gehaltene Kneeboard-Cards, Mission Briefings und eine Kampagnen-Übersicht in Form von PDF-Dateien in englischer Sprache im Installationsverzeichnis.

DCS und seine Limitierungen

Leider ermöglicht der DCS in der aktuellen Version nicht das „simulierte“ Abschießen von Flugzeugen. Daher müsst ihr Eure Ausbilder in den Aggresor-Maschinen tatsächlich mit „scharfen“ Waffen vom Himmel holen – mit Feuerball und allem Drum und Dran. Für viele mag das die Immersion stören, schließlich handelt es sich hier ja nur um einen simulierten Kampf. Eine andere Methode hätte jedoch tiefere Eingriffe in den DCS erfordert. Diese wären kompliziert und fehleranfällig, etwa bei möglichen künftigen Updates und Änderungen des Simulators.

Eure Flügelmänner können ebenso mit feindlichen Raketen vom Himmel geholt werden. Nach dem Trainingskampf spawnen sie bzw. die Ausbilder wieder an Eurer Seite. Immerhin: Ihr selbst seid die gesamte Zeit unverwundbar und werdet nach einem Treffer nur per Funkdurchsage aus dem Kampf genommen. So muss nicht ganze Mission erneut geflogen werden.

Auf einen menschlichen RIO bzw. Multiplayer Action müsst ihr leider verzichten. Die getriggerten und atmosphärischen Funksprüche würden in einer Endlosschleife weiterlaufen und die Mission crashen. Da ein Fix durch Eagle Dynamics fraglich ist, bleibt euch nur das Solo-Vergnügen mit dem AI-Jester.

Kritik

Bei aller Atmosphäre und Liebe zum Detail vermisst man hin und wieder weiterführende Informationen bei einem erfolgreichen Luftkampf. Welche Vor- und Nachteile hat meine Maschine, welche Taktiken und Manöver führen zum Erfolg? Während in der Realität dazu stundenlanger Theorieunterricht abgehalten wird, so hätte man sich wenigstens in den Briefings einige Tipps gewünscht. Ausführliche Erklärungen von Flug-Manövern mit Bildern im Begleitmaterial hätten den angehenden TOP-GUN Absolventen mit Sicherheit gefreut. Hier wurde ein wenig die Chance vertan mehr von dem umfangreichen Wissen von „Bio“ in das Begleitmaterial einfließen zu lassen. Es wird lediglich in der Übersichts-PDF auf einige Youtube-Videos verwiesen, welche Ausschnitte von echten TOP-GUN Schulungen enthalten. Mehr oder weniger wird erwartet, dass der Spieler selbst mithilfe des Programms Tac-Views seine Manöver erörtert und (hoffentlich) daraus die richtigen Schlüsse zieht, um ein besserer Tomcat-Pilot zu werden.

Ein weiterer Punkt sind unsere computergesteuerten „Flight-Leads“, die nicht auf uns warten wollen und Stur die vorgegebenen Parameter abfliegen. Da bleibt oft nichts Anderes übrig als direkt nach dem Start auf 500 Knoten im Afterburner zu beschleunigen. Schließlich will man ja nicht als Bummelletzter noch bis zum Trainingsareal hinterherhinken. Die Flüge in denen wir unsere Kollegen in die Range führen und selber navigieren sind in jedem Fall entspannter.

Fazit

In meinen Augen ist „Zone 5“ von Reflected Simulations eine rundum gelungene Kampagne für jeden Tomcat-Fan, der einmal die Luft der „Fightertown“ aus den 80ern in einer F-14 schnuppern möchte. Gegenüber realen Verfahren solltet ihr aber offen sein. Ihr werdet nämlich verdammt viel hin und her fliegen, dürft dabei aber auch den stimmungsvollen Funkverkehr lauschen.

Wenn es dann endlich „Fights On“ heißt, pumpt euch das Adrenalin in den Adern. Schließlich möchtet ihr ja Euren Ausbildern zeigen, was ihr und die Tomcat draufhabt. Die kleineren Limitierungen des DCS fallen für eine Solo-Kampagne wenig ins Gewicht. Ausführlicheres Begleitmaterial hätte den Lerneffekt gesteigert und die Kampagne stimmiger abgerundet. Die tollen Voice-Overs, die faire Lernkurve mit sich steigernder Missionskomplexität und nicht zuletzt der Input eines echten TOP-GUN Ausbilders machen diese Defizite aber mehr als wett.

In diesem Sinne – Tomcats forever!

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3 Kommentare
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Tobi
Tobi
3 Jahre zuvor

Sehr guter Testbericht zu der Kampagne. Solch einer müsste auch nochmal für die Raven One Kampagne kommen :). Hat sich sehr schön gelesen.

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