Ihr liebt Flugsimulation.
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Die Trilogie ist komplett: iniBuilds haben am vergangenen Mittwoch ihre Simulation des Airbus A310 für X-Plane 11 veröffentlicht. Nach knapp eineinhalb Jahren sind die Briten wohl spätestens jetzt in den Reihen der großen Add-on-Hersteller angekommen. Denn nicht nur die Taktung der Releases, auch die Systemtiefe der Add-Ons hat viele Nutzer:innen überrascht. Mit dem letzten Release bietet iniBuilds jetzt den A310 als Langstreckenderivat des A300 – so in der Theorie. Denn in der Praxis bringt der (virtuelle) A310 doch ein bisschen mehr mit als kurzen Rumpf und lange Reichweite. Ich habe den A310 auf mehrere Testflüge geschickt, bin in die virtuellen Kabinen geklettert, habe mich mit ECAM-Actions zum Schwitzen gebracht und habe die Performance des Add-ons genau unter die Lupe genommen.  

Das Vorbild 

An die Entstehung des A310 können sich vielleicht nicht alle Flusi-Fans erinnern. Es war im Jahr 1982, kurz bevor in Erlangen das erste Retortenbaby das Licht der Welt erblickte und Nicole mit „Ein Bisschen Frieden“ in den Radios hoch unter runterlief, als am 3. April der Airbus A300B10 in Toulouse das erste Mal die Nase in den Himmel streckte.  

Der neue Airbus sollte alte Kundenwünsche bedienen, denn in einer boomenden Luftfahrtindustrie wollten Airlines natürlich schon damals das gleiche wie heute: Möglichst viele, viele Menschen für wenig, wenig Geld transportieren. Vor allem auf der Kurzstrecke. Und wer glaubt, dass der Frankfurter Kranich nur in Seattle mit solchen Anforderungen hausieren ging, der findet auch in der Entstehung des A310 die Lufthansa als maßgeblich gestaltenden Faktor.  

Der Wunsch: Viel Flugzeug für wenig Gewicht. Mehr als 200 Leute sollte das Flugzeug fassen können. Da bei diesem Grobkonzept der Rumpf wohl erstmal nicht für eine Gewichtseinsparung in Frage kam, sollte Airbus beim Flügel des A300 ran: Kleiner und leichter sollte er werden. Doch Airbus entschied sich, nicht nur auf einen Kundenwunsch zu reagieren. So schön der dicke Rumpf des A300 auch zur fliegenden Legebatterie umfunktioniert werden konnte, bei der Reichweite hätte man der amerikanischen Konkurrenz so keine Angst machen können. Spätestens als die Eidgenossen mit dem Wunsch nach mehr Reichweite ein weiteres finanzielles Zückerli ins Spiel brachten, entschied sich Airbus: Ein Neuer Typ muss her, mit verschiedenen Optionen. 

Und so wurde der A310 geboren. Als A310-100 für die Kurzstrecke und A310-200 für die Mittelstrecke. Ein eigenständiges Flugzeug, gefertigt nach Kundenanforderungen. Und dann, im Jahre 1985 folgte der A310-300, die Langstreckenversion in der Form, die uns iniBuilds in X-Plane 11 simulieren lässt. 

Die Unterschiede zum A300 sind natürlich erst mal optischer Natur: Die Flügel haben eine komplett neue Form, sind kleiner und spitzer, auch das Höhenleitwerk ist kompakter als beim Vorgänger. Die Fowler-Klappen wurden dabei zum Beispiel simpler designt.  

Um den Produktionsprozess einfach zu halten, wurde ab der 300er-Version in allen Typen zusätzlich ein Trimmtank verbaut, der allerdings ausschließlich in der 300er-Version als solcher genutzt werden konnte. Beim Rumpf wurde die Maschine nur so gekürzt, dass sie auch noch die Stopf-mich-voll-Mallorca-Konfiguration bedienen kann. Und mit dem A310-300 wurden ab 1985 die Wingtip Fences angebracht – kurz WTF – ein markantes Airbus-Feature, das auch bei der A320er-Reihe erst mit den Sharklets Geschichte werden sollte. Die Cargo-Version, die vor allem Fedex beanspruchte, gab es nur als nachträglichen Umbau der Passagierversion. Nicht nur deshalb sieht man heute noch wenige A310 als Cargo-Version rumfliegen – im Gegensatz zum A300. 

Auch wenn es vom A310-100 zum A310-300 nur drei Jahre waren, gab es vielfache Triebwerkoptionen, die unter den Tragflächen Platz fanden. Bei iniBuilds bekommen wir die neueren Pratt & Whitney PW4158 und General Electric GE CF6-80C2A8, die Verkaufsschlager, die man in Varianten auch an 767, 747 und MD-11 finden kann. Die guten alten JT9D und Rollys Royce RB211 sind bei der 300er-Version nicht mehr zu finden, auch wenn Sie für A310-100 und –200 noch eine Option waren.  

Und hier eine Notiz an die Realismusfreaks: Die von iniBuilds simulierten PW4158 waren beim A310 erst ab 1996 am Start, was den Airbus auf dem Papier zum A310-326 macht (260 kN Schub). Auch bei den General Electric hat iniBuilds die jüngste Version gewählt. Beide Triebwerke sind so an der Cargo- als auch der Passagier-Version zu finden, der ACJ hat auch bei iniBuilds nur die GE-Option. 

Im Cockpit war der A310 fast identisch zum A300-600, was den Crews dank passendem Type Rating ein Wechseln zwischen den Typen ermöglichte und daher hier die wenigsten Veränderungen mit sich bringt. Das heißt CRTs für EDW, ECAM und Co., und natürlich das letzte Mal überhaupt in einem zivilen Airbus: Ein Steuerhorn. Mit sich immer mehr digitalisierender Luftfahrt fanden dann natürlich auch ACARS und Datalinks Einzug in den 310. Beim Fuel-Panel und den dazugehörigen Anzeigen auf dem EDW sind die ACT- und Trim-Tanks zu finden. Doch dazu gleich mehr. 

Eigene Variante, keine Option: Der Airbus A310 von iniBuilds
Das Abbild 

Kaufen wir das Ding. Der iniBuilds A310 wird, wie der A300 und Beluga, direkt über den Webshop der Briten verkauft. Mit knapp über 80 Euro Neupreis kratzt das Add-On damit an der obersten Schmerzgrenze allgemeiner X-Plane-Add-Ons. iniBuilds verkaufen ihr Flugzeug als Standalone. Das heißt, anders als bei P3D-Anbietern wie PMDG oder FSLabs, bekommt man das Add-on auch ohne eine Basis-Variante besitzen zu müssen. Wer den A300 oder Beluga schon sein Eigen nennt, erhält von iniBuilds einen Rabatt, der automatisch beim Kauf des A310 angewandt wird. 

Der Download enthält zwei Pakete: Die Passagier-Version (inkl. ACJ) und die Frachter-Version, jeweils mit zwei Triebwerksoptionen. In einem späteren Update sollen im August noch kostenlos die MRTT- (Multi Role Tanker Transport) und Medevac-Versionen nachgeliefert werden. Der Produktpreis soll diesmal durch die Zusatzfunktionen rechtfertigt werden: ACARS, Failure-Simulation, neue Texturen und Modelling – in den iniBuilds A310 ist wohl nochmal ordentlich Entwicklungszeit geflossen. 

Die Installation ist eine Sache von 3 Minuten. Add-on im Aircraft-Ordner platzieren, das Plugin fürs Terrain-Radar in den Plugins-Ordner stecken, den Flieger im Sim mit Serial aktivieren, fertig. Auch wenn dann das erneute Laden des Flugzeugs leider initial nötig ist, kann während dessen schon einmal das Handbuch studiert werden.  

Mit fast 100 Seiten bietet iniBuilds hier ausreichend Lektüre. Checklisten, SOPs und die Basics sind zu finden – sogar ein Chart, das die Zero-G-Prozedur für Parabelflüge erklärt. Die Checkliste ist – welch Überraschung – die gleiche, wie im A300 und die Standard-Checklist von Airbus – wer sich in den Tiefen des Netzes ein QRH besorgt, wird hier die ein oder andere Abweichung bemerken.  

Wer im PDF aber eine Erklärung zu den Einstellungen der EFB erwartet oder gar den wichtigen Hinweis, dass für den A310 wie schon beim Beluga das “Experimental Flightmodel” aktiviert sein sollte – der sucht vergebens. Gerade letzteres ist ein essentielles Detail, das sich vor allem beim manuellen Flug bemerkbar macht. Darum könnte iniBuilds beim Handbuch ruhig mehr Infos ausspucken. Es ist schön, dass alle Prozeduren erklärt werden und, dass damit das Flugzeug auch als blutiger Rookie von A nach B gebracht werden kann, aber mehr Tiefe zum Produkt wäre hier im Handbuch an manchen Stellen wünschenswert.  

In der Realität noch eine Seltenheit: Der Cargo-Umbau des A310
Texturenvielfalt und Altersfalten 

Bei den Bemalungen setzen iniBuilds auf die eigene Datenbank. Im Hausforum gibt es für Cargo- und Passagier-Version sowohl realistische als auch fiktionale Bemalungen für den A310. Wir deutsche Simpilot:innen haben gleiche mehrere Optionen: Ob Hapag Lloyd in Rot oder Blau, Condor, Lufthansa, Interflug oder eben Flugbereitschaft – alle Repaints waren schon vor Verkaufsstart in beachtlicher Detailtiefe vorhanden. Aber auch echte Exoten von Airlines, die in vielen Ländern auf der Blacklist stehen, sind in der Downloadbase zu finden.  

Und wer selbst Hand anlegen will, findet auch ein gut vorbereitetes Paintkit. Piloten mit Nostalgie-Rechnern erhalten außerdem ein Texturenset mit niedrigerer 2K-Auflösung – damit der Rechenknecht nicht zu sehr ins Schwitzen kommt.  

Auch wenn Bilder zum Außenmodell bestimmt die deutlichste Sprache sprechen, will ich ein paar Worte zum 3D-Design verlieren. Das Außenmodell des A310 weist wirklich saubere Arbeit vor. 4K-Texturen und PBR machen die Maschine auch im wildesten Shader-Mod sexy und kleine Details locken zum Verweilen in der Außenansicht: Jede Antenne und jeder Outflow-Valve sitzen dort, wo sie vermutet werden. Und bei solcher Texturen-Auflösung wurde auch an den uneinsichtigen Stellen nicht mit Details gespart – wer sich die Hydraulik-Predigt an der vorderen Cargo-Tür durchlesen will, kann mit iniBuilds sein Wissen erweitern.  

Ja, er hat Wingflex: Und zwar in ganzer Schönheit. Wer X-Plane kennt weiß, dass die Flugzeuge dort viel mehr auf die Unebenheiten der Flughäfen reagieren, und daher wackeln die Flügel der A310 einfach super. Auch im Flug lässt sich dies natürlich gut beobachten und machen den Window-View fast zur Lieblingsposition in einer aufgabenarmen Flugphase.  

Auch die kleinen Rillen im Rumpf sind laut iniBuilds pure Absicht: Durch die vielen Pressure-Cycles, die der Rumpf bei vielen Flugumläufen erfährt, entstehen kleine Falten – in anderen Worten: Dem A310 sieht man sein Alter an. Und die herrlich schmutzig gemalten Liveries runden das Bild einer viel benutzten Ranzkarre ab. Der A310 kommt wie seine Vorgänger auch mit einer Flotte an Abfertigungsfahrzeugen. Loader, Fuel-Truck, Treppen, Chocks: Alles lässt sich per Klick in der EFB hinstellen.  

Bevor wir ins Cockpit steigen, noch ein Blick in die Kabine: Hier haben iniBuilds neue Features verbaut. So lässt sich die Kabine per Klick in der EFB bestuhlen und leerfegen (für schwache Rechner gedacht), verschiedenfarbig ausleuchten und auch die Passenger-Signs sind mit der Schalterstellung am Overhead-Panel verbunden – nette Spielerei. Und auf dem fetten Bildschirm, der in regelmäßigen Abständen von der Decke hängt, gibt es noch Fluginformationen – vorausgesetzt, die MCDU wurde vorher gefüttert. In der Cargo-Version lässt sich die Cargo-Klappe auch von innen öffnen, wenn man den richtigen Schalter findet. Und hier wurde auch nur der vordere Teil des Innenraums umgesetzt, was man sofort an den Bildwiederholraten merkt. 

PBR und 4K inszenieren das Alter, die EFB steuert das Kabinenlicht
Infotainment in der Kabine
Texten und Drucken 

Beim Cockpit bleibt die erste Überraschung aus. Wer den A300 oder den Beluga kennt, wird auf den ersten Blick nicht viel Neues an Schaltern oder Anzeigen finden. Denn die wirklichen Veränderungen und neuen Features hat iniBuilds dort eingebaut, wo sie beim groben Hinschauen nicht gefunden werden.  

Beginnen wir natürlich mit dem trendigsten Thema: ACARS. Ob IVAO oder VATSIM, derzeit sind Add-ons, die die Textkommunikation via CPDLC zulassen heiß begehrt. Aber auch METAR abfragen, Oceanic-Clearances einholen, Flugplan via Datalink ins Flugzeug laden – viele praktische Funktionen lassen sich in dem Traum aller Knöpfchendrücker vereinen. Mit dem Beluga vorgestellt, haben iniBuilds diese Funktion jetzt auch in den A310 gepackt. 

Und hier hat iniBuilds zur Kausa zwar viele Worte in der Produktbeschreibung, aber wieder keine im Handbuch. ATC-Clearance, Directs requesten oder Nachrichten schicken – wer einen Hoppie-Login besitzt, kann zwar alle Funktionen voll genießen und per Simbrief den frisch erstellten Flugplan ins FMS laden, die Schritte dorthin müssen allerdings in YouTube-Videos nachgesehen werden. Das mag zwar schnell sein – aber die Essentials zu einem Produkt sollte man zur Rundheit des Ganzen auch im Handbuch niederschreiben. Bitte nachliefern! 

Wirklich nett: Empfangene ACARS-Nachrichten lassen sich virtuell ausdrucken und links ans Glareshield des Captains pinnen. Wer also den aktuellen METAR-Streifen oder die IFR-Clearance im Blick haben will, betätige den internen Drucker – der ohne Papierstau oder fehlendes Papier auskommt. Schade nur: Wer wie ich gerne rechts im Cockpit sitzt, muss auf den Ausdruck verzichten. Die Kür wäre, wenn ein physischer Drucker auswählbar wäre. Es soll ja Add-ons in konkurrierenden Sims geben, die sowas mitbringen – hust, hust. Und Desktop-Piloten, die tatsächlich kleine Kassen-Thermodrucker auf der Unterlage stehen haben.  

Nicht barrierefrei 

Ein wichtiges Interface im A310 ist natürlich die EFB, die sowohl links und rechts ans Fenster geklebt wurde. Hier lässt sich der A310 beladen, die Performance für Start und Landung berechnet und das Wetter erfragt werden. Kritikpunkt hier: Das Design der EFB könnte barrierefreier gestaltet werden. Was will er? Barrierefrei? Ja, ich gehöre zu der nicht selten vorkommenden Gattung Menschen, die eine ausgeprägte Rot-Grün-Schwäche besitzen. Während es mir bei diesen Punktetests ja wirklich egal ist, welche Zahlen ich identifiziere, schaffe ich es in der EFB nicht so einfach, anhand der Click Spots zu erkennen, ob die GPU und Treppe jetzt am Flieger dran sind, oder nicht. Überhaupt ist die EFB zwar von Funktionalität her erste Sahne, die eine oder andere Funktion hätte aber auch auf nur einer virtuellen Tablet-Seite zusammengefasst werden können. Die EFB ist die zentrale Anlaufstelle um das metrische System zu feiern, die Radios zu konfigurieren und die Acceleration und Reduction-Altitudes zu definieren – neben vielen anderen Funktionen. 

Wunderbar hässlich 

Aber wenn wir schon die Lupe übers Cockpit halten, müssen auch Worte des Lobes angebracht sein. Die ganzen Drückschalter sind neu texturiert und der “Off”-Schriftzug auf diversen Knöpfen ist auch dann erkennbar, wenn die Lichtchen dahinter ihn nicht erleuchten.  

Das virtuelle Cockpit ist so wunderbar hässlich, wie es von den Airbus-Designern in den 70ern ausgedacht wurde! Ein Mausgrau, hin zu Steingrau, vielleicht auch ein bisschen Betongrau – der brutalistisch wirkende Arbeitsplatz wurde von iniBuilds toll nachgebaut. Auch wenn die Abnutzungsmerkmale auf eine Bestandsaufnahme der späten 80ies erinnern. 30 Jahre Runterrocken sehen bestimmt anders aus. Hier wäre fast noch mehr Abnutzung wünschenswert. Erwähnenswert ist der wunderbare Comic-Sans anmutende TERR-Schriftzug bei eigeschaltetem Ground Radar – welches übrigens unbedingt in der neuesten Version installiert sein sollte, sonst könnte es schlechte Bildwiederholraten geben, heißt es im iniBuilds-Forum. 

Die Programmierung des FMS ist kein Hexenwerk. Init A und B, Flightplan, Gewichte, Performance, fertig. In der EFB kann man die Werte mit wenigen Klicks ausrechnen und ans FMS schicken – wie schon im A300 eine tolle Funktion! Gerade Feierabendflieger finden hier schnell einen zeitsparenden Workflow. Auch, dass das Wetter automatisch in die EFB geladen werden kann, ist super. Denn ganz ehrlich: Diese Wetter-Eintipperei nervt manchmal schon ein bisschen. Und apropos Wetter: Das mitgelieferte Wetterradar leuchtet wunderbar die Regenwolken aus, die Active Sky XP in den Himmel klatscht. 

Wheelie bei 100 Knoten 

Doch genug geglotzt – gehen wir fliegen. Die erste längere Unterbrechung mit Kopfkratzen entsteht für mich bei der Performance-Berechnung für den Start. Denn vor allem bei der Trimmung zeigt mein vorliegendes FCOM der A310-300 – ja, mit ACT-und TRIM-Tanks – ganz andere Werte. Auch der Hinweis von iniBuilds-CEO Ubaid Mussa,15/15 wäre bei den Flaps das Standard-Take-Off-Setting, beißt sich ein bisschen mit der Empfehlung des originalen Airbus-Dokuments. Dass bei einem Center of Gravity von 25 Prozent die Maschine bei Flaps 15/15 auf empfundenen Sturzflug getrimmt werden muss, kann an dieser Stelle nur hingenommen statt evaluiert werden. Denn iniBuids verraten auch auf Nachfrage nicht, welches Flugzeug in der Realität Model gestanden ist, um solche Werte zu bekommen. Ich tippe auf eine Cargo-, Militär- oder VIP-Version, denn in einer normalen Pax-Bestuhlung müsste die Performance-Berechnung eigentlich andere Trimmwerte ausspucken. Egal, das geht hier in Ordnung – noch sprechen sie bei iniBuilds ja noch nicht von Study Level und außerdem wird der Flugspaß ja so nicht getrübt. Und wer einen Wheelie ab 100 Knoten machen will, der ignoriere das Trim-Setting. 

Ansonsten ist die Systemsimulation wirklich gut gelungen und es würde natürlich den Rahmen sprengen, alle Systeme einzeln zu bewerten. In jeder Flugphase macht das Flugzeug systemseitig, was es soll. So springt der Start Valve bei 45% N2 raus, die T/O-Config Warning beschwert sich, wenn die Flaps vergessen wurden und der Fuel Flow ist in den Tabellen meiner QRHs wiederzufinden. Auch einen Hot-Start kann man erzeugen, wenn man zu früh das Kerosin in die Gondeln lässt. 

Die etwas latente Spool-Up-Zeit der Triebwerke beim Take-Off könnte man nochmal diskutieren. Hier braucht der Autothrust manchmal ein bisschen zu lang, um das Startgas zu setzen. Präventivmaßnahme: Wer dem Schub prozedurengerecht die Arbeit abnimmt und vor der Betätigung des TOGA-Knopfes (Clickspot an der FCU) N1 auf 60% einpendelt, wird relativ schnell “Thrust Set” rufen können und damit das nachstellen, was in vielen YouTube-Cockpit-Videos zu sehen ist. Hin und wieder kam es auch vor, dass der AUTO-Modus am TRP “MCT –  Max Continuous Thrust” als Climb-Modus wählte, was natürlich fahrstuhlartige Aufstiege bedingte. Denn Power hat der A310 auf beiden Triebwerksoptionen – egal wie heiß und hoch man unterwegs ist. In diesem Fall konnte ich mit einer Intervention und manueller Wahl des CLB-Modes das virtuelle Ohrenknacken verhindern. 

Yoke genießen 

Kommen wir jetzt zu einem Themengebiet, das der gemeine Flugsimulant so gut wie nie realistisch bewerten kann: Die Flugeigenschaften. Denn Faktoren wir Sichteinstellung, Hardware, Achsenkonfiguration und so weiter machen es fast unmöglich, eine wahrheitsgemäße Simulation von iniBuilds zu überprüfen.  

Sagen wir so: Er fühlt sich super an. Wenn das Experimental Flight Model aktiviert und damit das nervöse Höhenruder eliminiert ist, macht das manuelle Fliegen wirklich Spaß. Der A310 ist recht agil und dem Flight Director kann man in jeder Flugphase ohne Probleme folgen. Nur die Höhenrudertrimmung sollte man beim Flaps-Fahren richtig setzen. Vor allem nach dem Take-Off und eingefahrenen Klappen will die Nase schnell nach unten.  

Wenn der linke oder rechte Autopilot aktiviert ist, folgt die Maschine endlich ordentlich dem Flugplan. Das Hin- und Herwackeln des iniBuilds A300 beim Wechseln eines Wegpunktes wurde eliminiert. Auch der VNAV-Mode, der sich im A310 “Perf” nennt, berechnet sehr akkurat den Top of Descent und beschert genug Raum, um für den Anflug die Speeds zu reduzieren und Konfigurationen zu fahren.  

Der Autothrust zeigt manchmal das übertrieben entspannte Verhalten, das man vom Take-Off kennt: Wenn beim Speed reduzieren im Level Flight die vorgewählte Geschwindigkeit erreicht wird, schafft es der Autothrust nicht schnell genug aus dem Idle um die Geschwindigkeit zu halten. Dies ist vor allem im Anflug gefährlich, da man schnell am Stall-Margin kratzt.  

Ob Autoland oder selbst hinsetzen, der Flieger macht bei der Landung, was er soll – nur beim Go-Around geht der Trust wieder ein bisschen zögerlich auf TOGA-Power. Was ich dann beim manuellen Eingreifen vermisse: Ein visuelles Feedback, wo sich der eigene Joytick-Schubhebel beim Disconnect des Autothrusts befindet. Hier ist Gefühl und Erfahrung gefragt, die Jungs von IXEG und Flightfactor bieten hier ihre eigenen Innovationen, dem Simulator-Fan das Leben zu erleichtern. 

Auch mit Anti-Skid: Rutschen auf der Landebahn
Brandneu 

Ein komplett neues Feature bietet iniBuilds mit der Fehlersimulation. Im FMS kann man diverse Failures auswählen und nachfliegen – mit Hilfe der ECAM-Actions. Ja genau, die in textgefasste Hilfe, die in jedem Airbus Standard ist. Und hier kann man mal richtig Spaß haben: Die Failures lassen sich nach Speed, Zeit und Höhe vorprogrammieren – ein V1-Cut mit voller Karre ist ein echter Spaß. Denn ein kräftiger Tritt ins Seitenruder ist nur das kleinste Problem in einer Abfolge von Abnormals, die man beim brennenden Triebwerk beachten muss.  

Da an einem Triebwerk ja nicht nur die Steigleistung, sondern auch viele weitere Systeme im Flugzeug hängen, darf man sich nach erfolgreichem Ausleveln mit den ECAM-Actions beschäftigen. Mega! Diese Failure-Simulation, die Sam Wheeler uns ja schon im Interview Anfang des Jahres eindeutig zweideutig angekündigt hatte, bringt nicht nur Spaß, sie lässt auch erkennen, welche Arbeit die Programmierer noch mal in die Fortführung des A300-Kerns gesteckt haben. 

Noch mehr Immersion, wenn's brenzlig wird
Triggerhappy 

A300-Kern? Ja – die Systeme sind eben aus der A300 fortgeführt. Und das zeigt sich spätestens bei der Hardwarebelegung. Der A310 bringt die gleichen Hardwarebefehle wie die A300 mit. Das ist erstmal toll, da man in X-Plane so das Hardware-Profil des A300 übernehmen kann. Doch leider haben iniBuilds jeden Schalter und jede Funktion mit einem Trigger versehen. Das ist gerade bei Kippschaltern, die die eine oder andere Hardware mitbringt, nervig. Auch bei den Datarefs kochen iniBuilds ihr eigenes Süppchen und wer sich das Multipanel von Saitek mit Programmen wie Spad.Next belegen will, muss in die Trickkiste greifen und die Datarefs mit dem Dataref-Editor-Plugin in X-Plane auslesen. Hier wäre eine Liste mit allen Datarefs seitens iniBuilds wünschenswert, um das Suchspiel zu erleichtern. Ja – nerdige Luxusprobleme. 

Roboterartig 

Als Musikfreak und audiophiler Mensch machen für mich die Sounds fast mehr als die Hälfte einer guten Simulation aus. Und hier serviert iniBuilds famosen Ohrenschmaus. Die Packs pusten, die Avionic-Fans blasen und das Cockpit rattert und stöhnt, wenn man über die Landebahn brettert oder im Flug in Turbulenzen gerät. Das Klangerlebnis ist außerdem ortsabhängig und daher sehr variabel. So ist in der Kabine das tieftönige Hochfahren der Triebwerke ein echter Spaß – und in der Außensicht klackern auch die Fanblades der ausgeschalteten Engines im Wind. Und wie markant und nice sind bitte die roboterartigen Höhenansagen im Short Final? Könnte fast aus nem Kraftwerk-Lied sein.  

Hier hat iniBuilds beeindruckende Arbeit geleistet. Und keine Panik: Wer das Flugzeug lädt und nicht gleich was auf die Ohren bekommt – die Sounds muss das Add-on erst laden. Ich erinnere mich nicht an viele virtuelle Flugzeuge, die so eine fantastische Soundkulisse mitbringen. Hier liefert iniBuilds ein für die Immersion extrem wichtiges Schmankerl. Einziger Kritikpunkt: Während dem virtuellen Kabinenpersonal in mehreren Sprachen eine Stimme gegeben wurde, fehlen wichtige Callouts im Cockpit komplett – wenigstens ein VR- oder V2-Call wäre wünschenswert – auch wenn man natürlich die Speedbugs vor der Nase hat.  

Hör- und sichtbar: Fliegen im Gewitter
40-Prozent-Kuchen 

Kommen wir zum unangenehmsten Thema: Die Performance und die Bildwiederholraten. Natürlich ist mein Testrechner sicher nicht State of the Art und es grenzt fast schon an Verrücktheit, mit einer Geforce 1070 auf 4K zu simulieren – aber, meine X-Plane-Einstellungen habe ich schon längst auf wirklich perfomante Werte eingependelt. FlyJSim 737 und 727, Flightfactor 767, IXEG 737 –  alle Add-ons laufen bei mir jenseits der 35 Frames. Auch der A300 ist hier noch bei 28 Bildern pro Sekunde angesiedelt. Doch der A310 ist eine andere Hausnummer. Mit maximal 23 Frames in Frankfurt ist nicht nur der VATSIM-Disconnect in erschreckender Nähe, sondern auch der Spaß an großen Hubs zur Online-Rush-Hour in deutlicher Gefahr. Und siehe da: Auf dem Resourcen-Manager der X-Plane-Plugins nimmt das SASL-basierte Add-on fast 40 Prozent auf dem Resourcenkuchen ein. Mit einer Frame-Penalty von bis zu 17 Frames pro Sekunde. Wer jetzt noch mit AI-Traffic oder Add-Ons wie Ultra Weather XP hantiert, der kann seinem Rechner schnell den Rest geben.

Auch wenn iniBuilds hier mit 2K-Texturen und wirklich schnellem Support im eigenen Forum gegenwirken will, der A310 ist ein extrem performancehungriges Add-on. Hier müssen gewiefte Simpilot:innen eben den eigenen Sim kennen. In Mallorca ist die Performance besser als in New York, logischerweise. Angesichts der heutigen Hardware-Anforderung anderer Simulatoren befindet sich iniBuilds eigentlich nicht in der Erklärungsnot. Der Wunsch nach 4K und gutem Artwork ist Szenestandard. Die Wahl zwischen VULKAN und OpenGL macht keinen Unterschied. Es wird sogar von Ubaid Mussa empfohlen, die Maschine erst ohne, dann mit VULKAN zu laden, um die Performance zu optimieren. Ein Tipp, der bei mir keinen Unterschied gezeigt hat. 

Performance-Kuchen: Der A310 frisst Frames
Fazit 

Der iniBuilds A310 ist der letzte Teil in einer gelungenen Trilogie! Fantastische Sounds, eine herausfordernde Failure-Simulation, perfektes 3D-Design, neue Cockpit-Funktionen und eine runde Immersion machen es schwer, nicht eine Kaufempfehlung auszusprechen. Wem der A300 zur kurzstreckig und der Beluga zu eingeschränkt war, kann beim A310 ohne Probleme zuschlagen. Allerdings sollte die Hardware für die modernen Anforderungen des Add-ons gewappnet sein.  

iniBuilds zeigen mit Produkt, Orchestrierung des Releases und Support, dass sie mittlerweile zu den großen Namen der Flugsimulation gehören. Der Airbus A310 war für Airbus ein Meilenstein zum Flugzeuggiganten. Wir sind gespannt, welcher Meilenstein es für iniBuilds sein wird. Im August sind sie uns immerhin noch die Medevac- und MRTT-Version schuldig. Denn diese haben wir Nutzer:innen ja theoretisch schon bezahlt. Gelegenheitsflieger sollten bei 70 Pfund nochmals nachdenken. X-Plane-Fans: Get in line for “On the Line”!  

iniBuilds A310

Für circa 80 Euro + MwSt direkt bei iniBuilds verfügbar.
Die Trilogie ist komplett: iniBuilds haben am vergangenen Mittwoch ihre Simulation des Airbus A310 für X-Plane 11 veröffentlicht, als Langstreckenderivat des A300 – so in der Theorie. Denn in der Praxis bringt der (virtuelle) A310 doch ein bisschen mehr mit als kurzen Rumpf und lange Reichweite. Ich habe den A310 auf mehrere Testflüge geschickt, bin in die virtuellen Kabinen geklettert, habe mich mit ECAM-Actions zum Schwitzen gebracht und habe die Performance des Add-ons genau unter die Lupe genommen.

Umfang (Liveries, Tools, etc.)

  • Preis/Leistung 8.0
  • Immersion/Simulation/Systeme 9.5
  • Sounds 9.5
  • Umfang (Handbuch, Liveries, etc.) 8.5
  • Support 9.0
  • Unser Gesamtergebnis
8.9
Leserbewertung: 3.0 (7 Bewertungen)
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12 Kommentare
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Lothar
Lothar
3 Jahre zuvor

Zu den 81,79 € kommt noch die MwSt dazu.
Aber das lohnt sich, der A310 ist rundum gut. Gutes Review. ?

Sven
Sven
3 Jahre zuvor

Wow :-O Was für ein Review. Alle Daumen hoch die ich so habe. 🙂 Vielen Dank dafür. Ich hoffe, dass Du die Kritikpunkte an inibuilds weiterleitest. Besonders beim Punkt Rot/Grün Schwäche denkt ja keiner nach, der nicht betroffen ist.

Zum Thema Handbuch gibt es von mir 100% Zustimmung. War wohl schon immer ein großes Manko bei inibuilds. Auch die Schalterhints im Cockpit sind immer teilweise alle „none“. Da darf man bei 90€ ein wenig mehr erwarten.

Ansonsten sau geiles Addon!

Beim Thema Experimental Flight Model können alle beruhigt sein. Was bei der Beluga noch (momentan, wird sich sicherlich mit dem kommenden Update ändern) per Hand gemacht werden muss, ist im A310 Release nun Standard. In der jeweiligen acf Datei, gibt es einen Parameter „P acf/_use_1140_fm“ Steht dieser auf „1“ Nimmt X-Plane beim Laden des Fliegers automatisch das Experimental Flight Model. D.h. ich muss diese Option nicht extra aktivieren in den allgemeinen X-Plane Optionen. Im A310 steht die Option bereits in der acf Datei korrekt.

Bei mir steht er defaultmäßig auf aus und wird nur in der Beluga und nun dem A310er benutzt. Was auch immer da der Unterschied ist. Vielleicht ist ja da draußen so ein Schlaubischlumpf, der mich da aufklären kann. 😀

Sven
Sven
3 Jahre zuvor
Antwort auf  Sven

Da ich mich ungern selbst mit fremden Federn schücken möchte, der Hinweis zum Experimental Flight Model kam im Forum von inibuilds…

https://forum.inibuilds.com/topic/1795-experimental-flight-model/?tab=comments#comment-8615

Eine Frage generell. Inibuilds rät den Flieger mit der Option „mit laufenden Triebwerken“ zu starten. Warum? Ich sehe da keinen Unterschied. Cold & Dark ist er sowieso nach dem Laden (Weil so gewünscht)

Sven
Sven
3 Jahre zuvor
Antwort auf  Julius

Das mit der ruhigen Höhenruderachse hab ich auch immer…. Nach 3 halben. 😀

Dennis
Dennis
3 Jahre zuvor

Sehr sehr schönes Review. Vielen Dank für die Mühe, die Ihr Euch macht. Daumen hoch ?

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