Ende Juni ist es so weit: Dann gibt es bei Aerosoft und Co. was für die Füße in Form des Honeycomb Charlie. Doch wie schlagen sich die Honigwaben-Pedale im Alltagstest? Unser Freund Miguel hat sich das Produkt in einem Gastbeitrag genauer angeschaut.
Viele Add-ons und Typen
Sie waren einst Neulinge auf dem Markt und mittlerweile sollten sie an vielen Schreibtischen und Home-Cockpits klemmen: Die Produkte von Honeycomb scheinen viele Simmer zu begeistern. Aber wen wunderts? Denn begegnet man Honeycomb-Gründer und Pilot Nicki Repenning in Person merkt man sofort: Er ist selbst Simmer, und daher liegt ihm ordentliche Haptik und Modularität auf dem Herzen. Möglichst viele Add-ons und Typen sollen sich mit seinen Produkten nutzen lassen. Und dabei versucht das Unternehmen, Festigkeit zu bieten, ohne den Preis in Richtung vierstelliger Betrag zu treiben.
Auf dem Markt kann das bereits in Form des Alpha-Yokes und des Bravo-Throttle-Quadranten ausprobiert werden. Jetzt kommt der nächste Buchstabe dazu: Charlie, in Form von Bodentretern, die die Steuerung des Seitenruders und der Bremsen übernehmen sollen. (Heißt der Stick, den Nick auf der AERO22 vorgestellt hat, dann Delta?! We will see.)
Acht Kilogramm
Honeycomb – der Name bestimmt bei den Produkten aus San Diego das Design. Wie der echte Bien sollen die Produkte solides Handwerk vereinen und dabei den Simalltag versüßen. Doch schaffen es die Pedale den Alltagstest?
Honeycomb mag kein leichtes Plastik. Schon beim Auspacken macht das circa acht Kilogramm schwere Paket daher einen sehr soliden Eindruck. Pedale und Wellen sind aus Vollmetall und ein hochwertiges Kunststoffgehäuse mit der Homeycomb-typischen Wabenbeleuchtung begrüßen einen beim Unboxing.
Dabei sind auch ein USB-C Kabel und ein Inbus-Schlüssel, mit dem der Pedalwinkel individuell eingestellt werden kann. Wer zum Beispiel die Konkurrenz von Thrustmaster in Form der Pendular Pedals kennt weiß, wie praktisch so eine Feinjustierung sein kann. Auf der Rückseite der Pedale findet sich ein Taster für die Beleuchtung und ein Drehrad, um die Vorspannung der Ruderachse einzustellen. Diese Individualisierbarkeit ist ein erster Pluspunkt. Denn somit lassen sich die Pedale so einstellen, dass sie bequem nutzbar sind.
Sehr schön ist auch die Unterseite mit ihren großen gummierten Flächen und den vier 4,5 x 7,5 cm großen Einsätzen, die auf einer Seite glatt sind und auf der anderen Seite Spikes haben und so gerade bei Teppichböden einen guten Halt bieten.
Ein Blick ins Innere der Pedale offenbart Interessantes: Die Pedale selbst laufen über einen Zahnriemen, der das Ganze leise und geschmeidig arbeiten lässt und so ein sehr ‘realistisches’ Feedback vermittelt. Zumindest, soweit ich das mit Sitzungen im Simulator bei Lufthansa vergleichen kann. Die Größe der Pedale scheint dabei auch stimmig und ich habe, selbst mit Schuhgröße 46, genug Platz.
Ein noch genauerer Blick ins Innere lässt mein Elektroniker-Herz höherschlagen! Hier hat Honeycomb mitgedacht, den heutigen Standard genutzt und verschleißfreie Hall-Effekt-Sensoren verbaut – vielen Dank dafür!
Plug and Play
Der Anschluss an den Rechner ist erwartungsgemäß einfach und bedarf keiner zusätzlichen Software. Drei Achsen gibt es dabei wie zu erwarten. Bremse links, rechts und eben das Seitenruder. Im Microsoft Flight Simulator werden die Pedale direkt erkannt und sind sofort einsatzbereit. Auch X-Plane und Prepar3D werden laut Produktseite unterstützt, aber letztendlich lässt sich der Charlie an jedes Programm anbinden, das die Achsen „erkennt.“
Das Honeycomb Charlie habe ich am ausführlichsten mit der PMDG 737-700 und der DC-3 getestet. Im Vergleich zur Realität ist das Fluggefühl natürlich immer subjektiv, da die wenigsten von uns Airliner Piloten sind. Aber im Vergleich zu meiner Sim-Erfahrung im Level-D-Simulator der Lufthansa fühlen sich die Pedale bei großen Airlinern sehr realistisch und sehr gut an. Die Ruderachse läuft weich und auch die Bremsen reagieren sauber und sind gut dosierbar. Das macht das Rollen und stetige Gegenhalten bei zu viel P-Faktor fast zum Kinderspiel. Auch im Kurvenflug kann man den Ball der Libelle schön und fein dosiert in der Mitte halten.
Gerade die Justierschraube und der damit verbundene Einstellwinkel der Pedale lässt viel Spielraum zu. Zum Beispiel kann man so den Fuß in zwei Positionen nutzen. Einmal mit der Verse auf dem Boden der Pedale, um etwa das Seitenruder im Flug zu steuern oder etwa die Pedale in Position zu halten, wenn man einen Warbird mit brutalem P-Faktor starten will.
Aber auch das komplette Auflegen der Füße ist ohne Problem machbar, um etwa nach Touchdown zu bremsen. Hier muss man sich nach Gusto an die ideale Pedalstellung herantasten. Der nötige Druck aufs Seitenruder ist durch den Spannungsknopf einstellbar, also auch hier wieder eine gute Möglichkeit zur Feinjustierung.
Sobald man den Sweetspot gefunden hat, macht das Fliegen wirklich Spaß und funktioniert sehr intuitiv. Natürlich verhält sich jeder Flieger anders auf der Seitenruderachse, aber das habt ihr mit jedem Pedal.
Ok. Kommen wir noch zu einem letzten Punkt, der aber auch Beachtung braucht: Mit knapp 370 Euro sind die Honeycomb sicher nicht günstig, aber in der Preisregion da, wo ich den Charlie erwartet habe. Denn die Pedale sind von der Verarbeitung wirklich hochwertig und kein leichtgebautes Plastikkonstrukt. Im Mainstream-Vergleich liegen die Logitech/Saitek und CH-Pedals ungefähr bei 150 Euro, Turtle Beach will circa 300 Euro und das Topmodell von Thrustmaster ist bei etwa 450 bis 500 Euro.
Fazit
Für die Honeycomb Charlie kann ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen, wenn ihr den dafür aufgerufenen Betrag bezahlen wollt. Die Pedale sind für alle Simulator-Fans, die es ernst meinen und nicht nur ein einfaches Konstrukt zur Steuerung des Seitenruders brauchen. Der Preis wirkt auf den ersten Blick vielleicht hoch, doch man darf nicht vergessen: Die standhafte Bauweise und hochwertige Verarbeitung machen aus den Pedalen ein wichtiges Steuerelement unterm Schreibtisch.
Den Honeycomb gibt’s ab Ende Juni bei Anbietern wie Aerosoft zum Kauf.
Hier noch die Produktfeatures:
- Ganzmetall-Pedale
- Linke und rechte Zehenbrems-Achse
- Einstellbarer Fußwinkel
- Realistische mechanische Bewegung
- Umkehrbare Teppichspikes mit großer Gummigrifffläche
- Einstellbarer Spannungsknopf
Inhalt der Box:
- Charlie Ruderpedale
- USB-C-Kabel
- Sechskantschlüssel für die Pedaleinstellung
- Handbuch
Konnektivität:
- USB-C-Kabel
Software-Kompatibilität:
- Microsoft Flight Simulator (Version 2020)
- X-Plane 12
- Prepar3D
Vielen Dank an Miguel für diese Review! Aerosoft hat ihm dafür für die Dauer des Tests ein Preview-Model der Pedale zur Verfügung gestellt. Habt ihr auch mal Lust, in Form eines Gastbeitrages oder Videos etwas zu testen? Schreibt uns gerne über die Kontakt-Seite an!
Klingt ja gut! Wenn irgenwann mal meine hundert Jahre 🤭 alten CH Pro Pedals das Zeitliche segnen, sicherlich eine Option für mich!
ja geanu, ich werde auch meine CH durch diese ersetzen.
Da die Konkurrenz auch mit Hall-Effekt-Sensoren arbeitet und eine gute Verarbeitung hat, hab ich bereits dort zugeschlagen. Zudem waren die Pedale wesentlich früher verfügbar.
Ob die an die Crosswind mit Dämpfer Ran kommen?
Ich finde die Konstruktion widerspricht sich etwas.
Entweder sind die Zielgruppe Simmer die es ernst meinen und die haben meist nicht gerade Teppich unter den Füßen und die Fuß Auflage aus Plastik ist eher suboptimal.
Oder meine Zielgruppe sind Wohnzimmer Flieger mit Teppichboden, dann schrumpft diese aber wahrscheinlich sehr stark durch den Preis.
Simulator-Profis erkennt man also an der Art des Fussbodens…?
Interessanter Ansatz (den ich nicht teile) 🙂
Ja, das hört sich gut an, aber ich fürchte meine groben Treter
könnten da keinen Unterschied zu anderen Pedalen feststellen!
Ich würde mal gerne die Bilder von Innen sehen
Ich habe meine Preorder bei Aerosoft jetzt storniert, nachdem sich die Auslieferung zum dritten Mal verschiebt. Das letzte Mal hieß es September bis 4. Quartal 2023. Auf Nachfrage gestern und die Aufforderung zur Rückzahlung wenn in diesem Jahr nicht geliefert wird, hat man meine IBAN/BIC erbeten, da sich die Lieferung auf voraussichtlich 1. Quartal 2024 verschiebt.
Irgendwann ist es genug und es gibt noch andere wunderbare Ruderpedale zu diesem nicht gerade niedrigen Preis.
Langsam frage ich mich, ob Honeycomb selber am Ende ist. Zumindest in Lelystad sind sie nicht als Aussteller vertreten. Im Supportforum von Honeycomb berichtete ein User von der Büroschließung
https://flyhoneycomb.zendesk.com/hc/en-us/articles/13052028281485-Why-can-t-I-order-the-Charlie-Rudders-
Da sind die User auch alles andere als begeistert.