Wenn man komplexe Flugzeug-Addons in der Simulation nutzt, kommt häufig der Wunsch auf, die Bedienelemente des Flugzeugs auch mit entsprechender Hardware zu kombinieren. Sei es ein Mode-Control-Panel (MCP), ein paar Throttles, Yokes und ähnliche „Anbauteile“, je detail- und funktionsgetreuer die Nachbildung, umso kostenintensiver sind diese oft in Kleinserien gebauten Zusatzkomponenten.
Wendet man sich der Simulation eines oder mehreren Airlinern zu, ist ein zentrales Element der Flight Management Computer (FMC bei Boeing) oder der FMGS bei Airbus. Neben der Navigation werden viele Parameter über diese Systeme kontrolliert und gemanagt und zu dem auch sekundäre Aufgaben der Simulation über die Eingabe mittels der (M)CDU erledigt. Und auch hier ist die Anschaffung von Hardware-CDUs extrem teuer. Da heutzutage fast jeder ein Smartphone und/oder ein Tablet nutzt, sind in den letzten Jahren immer mehr Apps erschienen, mit deren Hilfe man diese Funktionen auch auf mobilen Geräten emulieren kann. Oftmals sind diese Apps an einzelne Flugzeugmuster gebunden und die Lizenz nicht auf mehreren Geräten nutzbar, so kam Mark Foti, der Kopf hinter aviaworx, auf den Plan eine universelle Alternative zu programmieren. Heute gibt es für viele Addons Erweiterungen von aviaworx, die das Erlebnis Flugsimulation enorm erweitern, nicht nur FMCs, auch EFBs, Overheadpanels und einiges mehr. Grund genug mit Mark das Gespräch zu suchen und Euch aviaworx näher vorzustellen.
Hi Mark, bitte erkläre uns in wenigen Sätzen, was machen Deine Produkte eigentlich genau?
aviaworx erhöht den Realismus von komplexen Flugzeugen. Es erlaubt den Einsatz von mobilen Geräten (z.B. ein Apple iPad oder ein Android Tablet) um mit dem FMS oder EFB von unterstützen Flugzeugtypen zu interagieren, ohne dabei auf die Maus angewiesen zu sein. aviaOverhead erlaubt es zusätzlich, das Overhead Panel von den PMDG Jets ebenfalls fernzubedienen. Mit aviaFlightMonitor besteht die Möglichkeit, Anflüge anhand von realen Kriterien zu analysieren, um die eigene Leistung zu erhöhen.
Erzähle uns ein wenig über Dich. Wer bist Du und wo kommst Du her?
Mein Name ist Mark Foti, bin 36 Jahre ‚jung‘ und lebe im ‚Selfkant‘, einer kleinen Gemeinde im Westen Deutschlands, nah an der holländischen Grenze.
Beruflich arbeite ich in einem CAD/CAM Unternehmen und habe dabei die letzten 10 Jahre die verschiedensten Rollen innegehabt, unter Anderem als Softwareentwickler.
Zu meinen Hobbies gehören meine Familie (2 Söhne), Reisen (als das noch ging…), Motorradfahren und natürlich die Luftfahrt. Dazu gehört sowohl das reale Fliegen als auch die Simulation – welches ich seit über 20 Jahren ausübe. Angefangen hatte es Mitte der 90er mit dem ’subLogic ATP‘. Damals konnte man schon mit halbwegs realistischem ATC quer durch die USA anhand von Charts fliegen und das hatte mich direkt gepackt. Dann gings weiter mit Microsoft FS5…bis FSX woraus dann die P3D Serie erschienen ist. Es ist wirklich fantastisch, wie weit wir als Szene gekommen sind. Nicht nur die Darstellung der virtuellen Welt, was mit dem neuen FS 2020 bemerkenswert abgebildet wird, sondern auch die Systemtiefe einiger Spitzenmodelle. Meine Bewunderung gilt allen Entwicklern, die so viel Zeit und Engagement investieren, um uns sowas anzubieten. Man darf nicht vergessen, wieviel zigtausend Stunden benötigt werden, um ein realistisches Hydraulik- oder EFIS-System abzubilden. Ich kann es halbwegs abschätzen, habe ich noch während des Studiums selber vorgehabt, einen Simulator zu entwickeln. Daher gilt meine Hochachtung diesen Entwicklern!
Wie kamst Du auf die Idee RemoteCDU zu programmieren? Wie lange gibt es das Projekt schon?
Das ist schon tatsächlich 5 Jahre her – wie die Zeit vergeht! Das Lustige ist, ich wollte RemoteCDU damals eigentlich gar nicht entwickeln. Ich hatte damals ein altes iPad sowie ein Android Tablet rumliegen und da dachte ich, es gibt doch bestimmt eine App womit ich die CDU von der PMDG 737 bedienen kann. Die gabs auch – mit einigen Macken – nur musste ich dann doch feststellen, dass ich 2 Lizenzen benötigt hätte, um beide Tablets verwenden zu können. Auch war mir der Preis damals etwas zu hoch.
Da ich damals dank Elternzeit etwas ‚Luft‘ hatte, als unser erster Sohn schlief, habe ich mich hingesetzt und geschaut, wieviel Aufwand sowas wäre. Mein Ziel war es, unabhängig von der eingesetzten Hardware eine Lösung zu entwickeln. Schnell wurde mir klar, dass sich mit moderner Webtechnologie sowas gestalten ließ, und obwohl ich bis dahin nur ‚klassische‘ Programmiersprachen kannte, habe ich angefangen mir HTML und JavaScript anzueignen.
Wie hat sich das Projekt über die Jahre entwickelt bis hin zu aviaworx? Was hat gut geklappt, was war schwierig? Arbeitest Du allein oder steckt hinter aviaworx ein Team?
In den darauffolgenden Monaten wurde dann ein erster Prototyp fertig und ich fing an, das Produkt über ein AVSIM Forum zu vertreiben. Mit der Zeit kamen dann weitere Flugzeugtypen dazu (erst die PMDG 777, dann die 747) und anschließend ganz andere Entwickler. Mittlerweile unterstütze ich 10 unterschiedliche Addons:
- PMDG 737, 747 und 777
- Aerosoft A320, A330 und CRJ
- Leonardo Maddog Serie
- Majestic Software Q400
- QualityWings 787
- TFDi Design 717
2018 wurde mir dann klar, dass es Zeit war, eine eigene Webseite dafür ins Leben zu rufen (in Retrospektive hätte ich diese Entscheidung viel eher treffen sollen!) und so konnte ich meinen Kundenstamm weiter vergrößern sowie neue Produkte ins Lebens rufen: Remote Overhead (um Overhead Panels fernzusteuern) sowie das EFB, was einige Entwickler implementiert hatten.
Anfang 2020 gabs dann ein ‚Rebranding‘ in aviaworx und entsprechend wurden die Produkte auch unbenannt: aviaCDU, aviaOverhead, aviaEFB sowie aviaFlightMonitor – ein neues Produkt was Mitte 2020 released wurde, um Anflüge anhand echter Kriterien wie bei Airlines zu analysieren und zu bewerten.
Ich arbeite nach wie vor alleine, wobei ich mich ausdrücklich bei den Unterstützern aus der Community bedanken möchte – sei es durch Produktvorschläge oder gar Designern, die mitgeholfen haben, die CDUs optisch zu ‚peppen‘.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Developern? Gibt es Unterschiede in der Zusammenarbeit zwischen aviaworx und diversen Entwicklern?
Das ist eine sehr interessante Frage. Natürlich sind die Entwickler sehr unterschiedlich aufgestellt. Es gibt die professionellen Unternehmen, die schon von sich aus SDKs zur Verfügung stellen (also Schnittstellen die ich brauche, um an die notwendigen Daten zu kommen) und dann gibt es kleine Entwickler, ja fast schon Künstler, die seit eh und je an einem Flugzeugmodell arbeiten und diese fast perfekt modelliert haben. Aber eines verbindet sie alle – die Leidenschaft, mit der sie arbeiten was in der Qualität resultiert, die solche Addons einzigartig machen. Wisst ihr, ein Flugzeug lässt sich nicht einfach durch FCOMs (also Anleitungen) beschreiben.
Wie sehen die Zukunftspläne von aviaworx aus? P3d, MSFS, XPlane – was erwartet uns?
Sicherlich gehört MSFS die Zukunft der ‚Massenflugsimulation‘. Aber es wird noch dauern, bis Asobo die notwendigen SDKs liefert, die komplexe Flugzeugaddons benötigen – PMDG geht von Mitte/Ende 2021 aus. Natürlich wird aviaworx die neue Plattform unterstützen – es ist nur eine Frage der Zeit bis die ersten Addons verfügbar sein werden.
Bis dahin bleibt es spannend, wie die Entwicklung bei P3D und XPlane weitergeht. Grundsätzlich ist jetzt eine sehr spannende Zeit, um in der Szene aktiv zu sein – die Entwicklung unter P3D sehe ich keinesfalls als abgeschlossen an.
X-Plane als Plattform ist sicherlich auch interessant – nur blieb bis jetzt die Nachfrage aus. Was nicht heißt, dass es in Zukunft nicht ggf. anders aussehen könnte. Als Einzelperson habe ich nun mal etwas eingeschränkte Zeit und da muss ich genau überlegen, in welches Projekt (und damit auch Plattform) ich meine Zeit investiere.
Wie siehst Du die weitere Entwicklung der Flugsimulation? Ändert sich die Szene durch den MSFS (Stichwort xbox und Arcade-Simulation). Wird es zukünftig vermehrt unterschiedliche Kategorien von Nutzern geben (bspw. As-real-as-gets-simmer und Freizeit“Spieler“?
Nachdem Microsoft aus der Flugsimulationswelt ausgestiegen war, war lange Zeit unklar ob und wie die Welt der Flugsimulation weitergeht. Es herrschte gefühlt eine lange Pause und ich denke, in dieser Zeit konnte die Community wenig neue Aspiranten inspirieren. Wie auch? Klar – die ‚alten Hasen‘ und die As-real-as-it-gets-simmer waren informiert aber für die breite Masse war die Welt nicht wirklich existent.
Obwohl für viele der MSFS noch unausgereift wirken mag, dürfte Microsoft es schaffen, die breite Masse zu erreichen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, wie jemand zu ‚uns‘ findet. Es liegt an uns als Community, dass wir es schaffen, den Xbox-Spieler zu faszinieren, was in dieser virtuellen Welt alles möglich ist. Und wenn wir es schaffen, 5% der ‚Gamer‘ zu gewinnen, wird es für uns als Community ein Riesengewinn sein und dürfte als Anreiz gelten, dass noch mehr Entwickler den MSFS als Plattform entdecken und weitere, qualitativ hochwertige Addons entwickeln – eine Win-Win Situation für uns alle!
Vielen Dank Mark für das ausführliche Gespräch.
Weitere Informationen zu den aktuellen Produkten findet Ihr auf der aviaworx Webseite. Unterstützung und weiterführenden Support zu seinen Produkten kann man zudem im Entwicklerforum bei Avsim erhalten. Dort hat Mark auch schon einen kleinen Hinweis zur nächsten Erweiterung des aviaworx-Portfolios geliefert, den wir natürlich gern mit Euch teilen.