Ihr liebt Flugsimulation.
Wir berichten darüber.

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Bald ist es soweit: Am 18. August kommt der neue Microsoft Flight Simulator. Und mit ihm eine breite Menge neuer Mitspielerinnen und Mitspieler. Höchste Zeit, die Neuen willkommen zu heißen. Und sie auf eine ganz besondere Community vorzubereiten. Ein Augenzwinkern von Cruiselevel-Chefredakteur Julius. 

Liebe neue MSFS-Piloten, Herzlich willkommen!

Erst mal: MSFS? Ja – in der Flusi-Community benutzen wir grundsätzlich Abkürzungen! Wie in der realen Luftfahrt. ILS, LVFR, ORBX, SODE, GSX? Wirkliche Flusi-Piloten wissen, was das alles bedeutet!

OK, diese eine Abkürzung kennt ihr ja jetzt, denn schließlich wurde euch durch die Fachpresse, durch Mainstream-Medien, Discord-Channel und weitere Kanäle ein sensationelles Ding versprochen: Ein Flugsimulator, die Möglichkeit, die ganze, weite Welt am eigenen Rechner zu erkunden. Schon fett, oder? 

In der Welt des Flugsimulators seid ihr nicht allein. (Bild: Orbx)

Doch bevor ihr die Rollläden runterzieht und auf der Xbox mit der Piper auf der Kö landet oder den Jumbo unter dem Eifelturm durchballert, solltet ihr eines wissen: Ihr seid nicht allein! Den Flusi an sich gibt es schon lange. Und uns Flusi-Nerds auch. Sehr lange. Sehr, sehr, sehr lange.  
Und ihr solltet besser wissen, welches Territorium ihr betretet, oder eher gesagt – durchfliegt: 

Diesen verkackten Flusi noch besser machen

Wo ihr mit dem Kauf des neuen Flugsimulators fertig und glücklich seid, geht es für uns erst richtig los. Tweaken, schrauben, dekompilieren, fachsimpeln, Abstürze herbeiführen – also die des Programms; das ist für uns der eigentliche Adrenalin-Kick! Wir haben in der Vergangenheit schon Familienfeiern vergessen, die Ehefrauen wahnsinnig gemacht, Menschen in Internetforen beschimpft und uns in den Kern von Windows gehackt, nur um diesen verkackten Flusi gefühlt noch besser zu machen. Der Flugsimulator ist für uns eine ein Quadratmeter große Sandelkiste, in die wir Sandschlösser Versailler Ausmaße bauen wollen. Deshalb sind auch in den letzten Jahrzehnten eine Menge von Software-Anbietern entstanden, die sich nur darauf spezialisieren, das Flugerlebnis mit Addons noch realistischer zu machen. Denkt ihr etwa, wir können echte Piloten mit peinlichem Halbwissen volllabern oder jedes Flughafen-Kürzel der Welt runterbeten, nur weil wir mal die Flightradar24-App installiert haben? Nein! Wir machen uns vor, Piloten zu sein. Die einzige Strecke, die wir dabei aber wirklich fliegen, ist aus dem Wohnraum in den Keller. Wenn die Familie zu viel hat. Oder das Homecockpit zu wenig Platz.

 

Wir leiden an A.R.A.I.G.

Wo wir beim nächsten Thema wären: Realismus. Der gemeine Flusipilot will es so realistisch wie möglich. Eigentlich wollen wir uns im virtuellen Crew-Raum erst Mal einen Kaffee machen, dann virtuell über die Kollegen schimpfen, die den virtuellen Wassertank nicht aufgefüllt haben, dann virtuell noch in der Keramik-Abteilung eine Stange Wasser parken, danach noch virtuell übers Vorfeld gehen, virtuell übers Wetter schimpfen, virtuell von einem Crewbus abgeholt werden, virtuell ins Cockpit krackseln, virtuell über die Enge und die Hitze des Cockpits meckern und dann virtuell so realistisch, wie es nur geht, das Flugzeug hochfahren, die Triebwerke starten – wenn der virtuelle Slot es anbietet – und zur Startbahn rollen. Und wehe, ein Knopf macht nicht das gleiche, wie wir es vorher in 400 Stunden Youtube-Glotzen aufgeschnappt und für richtig befunden haben! Wehe die Bemalung unseres Flugzeuges stimmt nicht!

Wenn ihr meint, wir wären damit zufrieden, mit laufenden Triebwerken einfach auf der Runway das virtuelle Flugerlebnis zu starten, dann habt ihr euch geirrt! Psychologen reden hier von einer klaren Krankheit: Wir alle leiden an A.R.A.I.G, kurz für “As real as it get’s”. Das ist der Stoff, denn wir uns seit Beginn der Simulatortage in die Venen knallen wollen.

Wir sitzen mit Handbüchern vor dem virtuellen Cockpit und überprüfen, ob die Volt-Zahlen, Umdrehungen und Spritstände der empfundenen Realität entsprechen! Wir scannen die Screenshots von Flusi-Kollegen, ob im gezeigten Anflug im Cockpit auch alles richtig eingestellt ist. Und der Netzteilbrand soll die heimsuchen, die hier die Klappen falsch gesetzt haben. Dann ist aber was los!

Macht schon mal das Sprechfunkzeugnis

Ihr fragt: Was bilden wir uns eigentlich ein? Ziemlich viel! Und dafür haben wir auch die passende Software. Wir belächeln virtuelle Piloten, die einfach den Rhein runterfliegen! Denn wir Simulator-Piloten verschwenden erst mal 30 bis 60 Minuten mit der Flugplanung. Mit passender Software errechnen wir Sprit, Gewichte, Ausweichstrecken. Und danach erstellen wir 60-seitige Briefings. Mit Wetterkarten. Und dann, wenn die Flugsimulator-EXE endlich den Doppelklick spüren darf, nehmen wir uns nochmal 30 Minuten Zeit, um den Flight Managment Computer, oder das Flight Management and Guidance System, oder das Flight Management System, oder die Control and Display Unit mit dem Flugplan zu füttern.

Nebenher bedienen wir den Simulator mit Austauschtexturen (extra Software), Wetter (extra Software), Flugverkehr (extra Software), der richtigen Zeit (extra Software) und lassen An- und Abflugkarten (extra Software) anzeigen. Dann verbinden wir uns mit einem Online-Netzwerk (extra Software) und simulieren auch noch den Funkverkehr. Ja, wir sprechen miteinander. Aber nur zum Funken. Also macht schon mal das Sprechfunkzeugnis, wenn ihr hier mithalten wollt!

Das alles ist für uns Flugsimulation. Und nicht weniger. Während ihr also schön die Landschaft des neuen Sims genossen habt, danach den Grill anfeuert und euch ein Bierchen gönnt, sind wir noch nicht mal losgeflogen. Und sind auch noch stolz drauf.

Wir bilden uns viel ein. Ziemlich viel. (Bild: Blackshark.ai)

Und damit kommen wir zu einem entscheidenden Punkt. Ihr habt es vielleicht gemerkt, ich habe ein bestimmtes Wort bisher ganz klar vermieden. Wenn auch immer ihr uns begegnet, in unseren zahlreichen, selbst gegründeten Foren, Communities oder auf den sozialen Medien: Ihr dürft alles. Fragen, um Hilfe bitten, euer Wissen erweitern, Freunde mitbringen, dazugehören. Unsere Gemeinschaft besteht aus echten Pilotinnen und Piloten, Familienvätern, Programmiererinnen und Programmierern, Kreativen, Designerinnen, Designern und vielen mehr. Aber beachtet bitte immer im Bezug auf den Microsoft Flight Simulator:

Nennt es bloß nicht Spiel !

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19 Kommentare
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Marcel
Marcel
4 Jahre zuvor

Sehr gut!
Das trifft den Nagel genau auf den Kopf!

Die meisten Hardcore-Simmer, allen voran die alten Marketing-Strategen, haben schon längst vergessen, weshalb sie seinerzeit mit dem Flusimmen angefangen haben.

Und sie werden es wohl nie verstehen (und wollen es auch nicht verstehen), dass es Leute gibt, die einfach aus Spaß an der Freud‘ den FluSi starten. (So wie sie selbst es einst getan haben.)

Oh, mit welchem Ernst wird da diskutiert, mit welchem missionarischen Eifer aufeinander eingedroschen (und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag‘ ich Dir den Schädel ein!).

Alle werben sie mit Realitätsnähe und loben die Systemtiefe der Flieger, die naturgetreue Nachbildung der letzten Niete, die wundervolle Darstellung miesen Wetters, bei dem kein echter Pilot gerne fliegen würde,und, und, und. Und für alles gibt es noch ein Extra-Addon zu kaufen und nur die allerteuerste Hardware ist gerade gut genug.
Aber die Landschaft darf nicht gut aussehen, denn dann wäre es ja kein Simulieren mehr, dann wäre es ja nur „Spielen“!

Ich habe ja nichts gegen Selbst-Kasteiung, wenn es den Hardcore-Simmern Spaß macht.
Aber die alten Marketing-Strategen werden es wohl nie verstehen (und wollen es auch nicht verstehen) wie man die Leute fürs FluSimmen begeistert.

Microsoft hat verstanden, wie das geht. Und jetzt beschwert sich so mancher alte Marketing-Stratege darüber, dass Microsoft damit „nur“ Geld verdienen will.
Es ist schon witzig.

Also liebe Newcomer, seid auf allerhand gefasst, was Euch in dieser Community noch erwartet.
Ich hoffe nur, dass Euch die Hardcore-Simmer mit manchmal argem Genöle, Geheule und Getue und vor allem ihrem Standesdünkel als Hardcore-Simmer nicht den Appetit verderben.

André
Team
André
4 Jahre zuvor
Antwort auf  Marcel

Danke Marcel für diesen ausführlichen Kommentar.

antoine
antoine
4 Jahre zuvor

…da bleibt nur noch eines zu erwähnen: willkommen in der virtuellen Irrenanstalt 😀 !

LOL, beste Grüße

Wolle71
Wolle71
4 Jahre zuvor

Einfach nur herrlich genial!!!:-)

Frank Kunath
Frank Kunath
4 Jahre zuvor

sensationell 😉

Edgar
Edgar
4 Jahre zuvor

Wie geeeeeeeil ist das denn geschrieben….
Danke Dir für GENAU DIE Worte die ich in manchem sozialen Netzwerk liebend gerne
schreiben würde

Ich bin dann mal wech
Eddy

f.skywalker
f.skywalker
4 Jahre zuvor

Den Nagel auf den Kopf getroffen !
Einfach Spitze

Roman
Roman
4 Jahre zuvor

Ich kann meinen Vor-Kommentatoren nur beipflichten, dieser Artikel verdient 5 *****.
Gruss aus der Ostschweiz, Roman

simmershome
simmershome
4 Jahre zuvor

Das Beste was ich bisher dazu gelesen habe??

Ben
Ben
4 Jahre zuvor

Zum Glück spielt sich nicht jeder so auf in der Flusiszene ?

Marcel
Marcel
4 Jahre zuvor
Antwort auf  Ben

Ja, das ist die gute Nachricht: es sind nur einige wenige 🙂

Der Wermutstropfen: sie sind mit ihrer Profilierungssucht auf Kosten anderer noch ziemlich tonangebend (zumindest, was die Lautstärke betrifft) und diese anderen ziehen sich dann zurück.

Wenn konsequenter gegen Hate Speech dieser Einzelnen vorgegangen würde, hätte sich das bald erledigt. Eine freudvolle, positive und sich gegenseitig unterstützende Community wäre ein großer Gewinn für alle Beteiligten 🙂

Auch in dieser Beziehung hoffe ich auf eine Wende mit dem MSFS 🙂

Pidder
Pidder
4 Jahre zuvor

Einfach wunderbar! 😀

Manfred
Manfred
4 Jahre zuvor

Treffender kann man dieses Hobby nicht beschreiben!

Jan F.
Jan F.
4 Jahre zuvor

Danke für diesen rhetorisch beindruckenden Text. Hab köstlich geschmunzelt. Gern mehr davon.

Hansi
Hansi
4 Jahre zuvor

Hihi. Wundervoll geschrieben! Man spürt so richtig schön die Hysterie 😀 😀

Da fehlt aber noch der gebügelte Flugkapitänsanzug und die ganze Familie im Malle-Outfit und gepackten Trolleys, die dann in der Küche das Boarding üben müssen. 

Wenn man Wochen vorher noch den Termin festlegt, ist durchaus noch eine Flugbegleiterinnen-Model-Buchung für den 18Std-Flug drin, welche dann das Catering übernehmen kann. 

Eine lustige Startrede für die Passagiere ist auch absolut Pflicht!

Wichtig ist noch ein gewisser cholerischer Fanatismus und eine harte Hand mit gebellten Anweisungen, damit auch alles rund läuft!

Also bitte! Wenn schon, dann auch richtig!!! 😀

Aber mal ernsthaft gefragt: Ist das wirklich noch „Flugsimulation“? Ich will da niemandem zu nahe treten, aber ich sehe das beim Dickblech (basierend auf ein paar Simmer, die ich persönlich kenne) eher so:
~5% Flugsimulation (so mit Wind und Physik usw)
~50% System-Simulation (den richtigen Knopf in der richtige Reihenfolge usw)
~30% leicht fanatisches Rollenspiel
~10% „Virtuelle Modelleisenbahn“ mit Flughäfen sammeln
~5% lästern über die VFR-Simmer
😉

Vor vielen Jahren bin ich zurück zu GA und VFR. Tongass Fjords X hat mich damals so angefixt, so dass ich immer weiter versucht habe die VFR-Welt zu verbessern. Ja ok, da geht auch viel Geld und Leidenschaft rein. 😉

Für mich bin ich damit aber viel näher an der oft genannten „echten“ Flugsimulation (90% ?) mit Wind und Wetter und direkter Steuerung bei kleinen Flughäfen und Pisten mit dramatischen Anflügen, als mit den großen Fliegern, die eher programmiert auf Schienen durch den Himmel gleiten.

Ok, jetzt steinigt mich! Ich habe Jehova gesagt! 😀 😀 😀

Lieben Gruß an ALLE Simmer und viel Erfolg hier mit der Seite!!! 😉

Thomas
Thomas
1 Tag zuvor

4 Jahre ist es her, dass der MSFS2020 erschienen ist umd Julius diese Glosse verfasst hat.
Ich habe sie aus gegebenen Anlass noch mal konsumiert umd wieder köstlich gelacht. Déjà-vu.😅

flusimmer
flusimmer
4 Jahre zuvor

Danke, sehr schön be-schrieben !

Jens
Jens
4 Jahre zuvor

Dazu kann ich nur sagen: PUNKTLANDUNG!

Tami
Tami
4 Jahre zuvor

Super Text zum Microsoft Flight Simulator

Zuletzt editiert 4 Jahre zuvor by Thomas

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